Drei große Trends verändern gerade unseren digitalen Alltag: Smartphones haben Desktop-Rechner als bevorzugte Endgeräte abgelöst, die großen US-Firmen von Amazon bis Microsoft experimentieren mit Sprachsteuerung und lernender Software. Was Google am Mittwoch während der Entwicklerkonferenz I/O in Mountain View präsentierte, ist das Resultat dieser Veränderungen.
Google hat schon mehrere Versuche unternommen, die visuelle Suche massentauglich zu machen. Nun gibt es mit "Google Lens" einen weiteren Anlauf. Wer eine Blume fotografiert, bekommt nicht nur den Namen der Art angezeigt, sondern kann sich auch zum Floristen in der Nähe führen lassen. Die Software soll zudem verschwommene Motive noch besser schönrechnen und bald sogar automatisch Foto-Hindernisse wegretuschieren können.
Wie weit entwickelt Googles trainierte Bilderkennung ist, zeigt auch das vorgestellte "Virtual Positioning System" (VPS). VPS soll in geschlossenen Räumen die Navigation ermöglichen, indem es dort die Objekte scannt und mit einer Datenbank abgleicht. So können Nutzer beispielsweise in Supermärkten bestimmte Produkte leichter finden.
Zunächst in der Beta-Version erhältlich, ab Sommer für alle zugänglich, ist "Android O", die jüngste Version des Smartphone-Betriebssystems, das derzeit auf zwei Milliarden aktiven Geräten läuft. Die Veränderungen, die Google vorstellt, sind vor allem Details, die den Alltag erleichtern sollen. Benachrichtigungen bei Apps etwa erhalten kleine Sprechblasen, sodass ein ständiges Aufrufen nicht mehr nötig sein wird.
Im Play-Store verspricht Google mehr Sicherheit, bei Batterien mehr Laufzeit und mit der Lightversion Android Go eine Optimierung für rechenschwache Smartphones. Die Organisations- und Bedienungs-Software Google Assistant ist nun auch für Apples iOS-Geräte erhältlich. Um die Bedienung in lauten Umgebungen zu vereinfachen, sind beim Google Assistant künftig auch getippte Befehle möglich.
Googles befehlsempfangender Lautsprecher Home, der Konkurrent von Amazons Echo, soll im Sommer auch in Deutschland auf den Markt kommen. Details zu Preisen gibt es noch nicht. Funktionale Updates gibt es mit einer Telefonfunktion ("Ruf Mama an" leitet zum Beispiel einen Anruf bei der Mutter ein), der Integration von Spotify, Deezer und Sound Cloud sowie der Anzeige von visuellen Antworten.
Die Neuerungen überdecken wie immer, dass Google sein Geld weiterhin vor allem über die Textsuche verdient und damit die goldene Gans des Mutterkonzerns Alphabet bleibt. Im vergangenen Quartal wies Alphabet 5,43 Milliarden US-Dollar Gewinn aus, die Wachstumsraten lagen in Profit wie Umsatz bei mehr als 20 Prozent.
Dieses Wachstum hängt wohl auch damit zusammen, dass die Firma die Zahl der Anzeigenplätze in den mobilen Suchergebnissen stark ausgebaut hat. Ein Erfolg der visuellen Suche auf Smartphones könnte weitere Möglichkeiten für Werbe-Anzeigen schaffen.