Google-Gründer:Gold am Ende eines langen Hürdenlaufs

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Larry Page und Sergey Brin haben Google nach vielen Pannen doch noch an die Börse gebracht.

Von Antonie Bauer

So stellt man sich frisch gebackene Multimilliardäre eigentlich nicht vor: jungenhaft, freundlich, unauffällig. Wer zu den wenigen Leuten gehört, die immer noch nicht wissen, wie Larry Page, 31, und Sergey Brin, 30, aussehen, wird sie auf einem Betriebsfest kaum erkennen. Denn Standesdünkel, Schlipse und Starallüren sind den Google-Gründern, denen bis zum Börsengang je rund 16 Prozent des Kapitals gehörten, fremd.

Erzählt Ihnen vielleicht ein enthusiastischer junger Mann, der aussieht wie ein Student, von all den tollen Dingen, die Google für die Menschheit tun kann? Gut möglich, dass Sie gerade mit Larry Page plaudern.

Nun wissen die begehrtesten Junggesellen des Silicon Valley also bald, wie viel sie genau wert sind. Mit dem Geld um sich werfen werden sie aber wahrscheinlich weiter nicht. Bislang leben sie jedenfalls recht bescheiden: Beide sollen einen 20.000 Dollar teuren und umweltfreundlichen Toyota Prius fahren, Brin hat eine Mietwohnung mit zwei Schlafzimmern.

Zug statt Taxi

Die selbe Sparsamkeit lassen die Google-Gründer trotz aller Bonbons für die Mitarbeiter auch im Geschäftlichen walten. Das Gehirn des Internets läuft auf Billig-Computern, und wenn seine Herren nach Mailand fliegen, dann nehmen sie statt eines Taxis einen Zug in die Innenstadt.

Dass sie einmal fast nur noch in einem Atemzug genannt würden, hätten Brin und Page sicher nicht gedacht, als sie sich an der renommierten Stanford-Uni kennen lernten. Schließlich war es nicht gerade Liebe auf den ersten Blick, die beiden Doktoranden der Computerwissenschaft konnten sich nicht einmal sonderlich gut leiden und stritten sich bei jedem Thema, über das sie redeten.

Aber sie hatten eben auch vieles gemeinsam - vor allem die Liebe zur Technik, die ihnen in die Wiege gelegt worden war. Page, der Sohn eines EDV-Professors, bekam seinen ersten PC mit sechs Jahren und verwirrte schon seine Grundschullehrer mit Ausdrucken seiner Hausaufgaben.

Brin, Sprössling einer 1979 aus Moskau ausgewanderten Mathematiker-Familie, bedauerte einmal gegenüber der Zeitschrift Fortune, dass Googles Wachstum ihn von der geliebten reinen Technologie ablenke.

Die beiden entdeckten ihr gemeinsames Interesse an der Suche nach Informationen in riesigen Datenmengen. Daraus entstanden eine Reihe von wissenschaftlichen Arbeiten, eine Suchmaschine und schließlich das heute weltberühmte Unternehmen. Nur zum Doktortitel haben es die beiden nicht mehr gebracht; Brin gilt allerdings an der Uni immer noch als beurlaubt.

Leidenschaftliche Rollerhockey-Spieler

Die leidenschaftlichen Rollerhockey-Spieler teilen sich in Mountain View ein mit Andenken voll gestopftes Büro; die Führungsaufgaben teilen sich die Management-Novizen mit dem erfahrenen Eric Schmidt.

Das hat sie allerdings nicht vor einer ganzen Reihe von Pannen vor der Auktion bewahrt. Googles Gründer wollten alles anders und besser machen als der Rest der Welt, aber sie standen immer wieder im Kreuzfeuer der Kritik. Dabei hatten sie es so gut gemeint; selbst der Börsengang stand unter der Devise "Tu nichts Böses".

Das ist Googles Mantra, von Brin erfunden und von beiden Gründern ständig gepredigt. Ob sie ihren neuen Aktionären Gutes getan haben, wird sich zeigen, wenn an diesem Mittwoch die Notierung an der Nasdaq beginnt.

© SZ vom 18.08.04 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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