Goldgräber am Kupfermarkt:Wundersamer Wiener

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Der gewiefte Investor Mirko Kovats setzt ganz auf Kupfer. Und narrt mit seinem neuesten Coup die Norddeutsche Affinerie.

Wolfgang Simonitsch

Für ungewöhnliche Schachzüge - nun in der europäischen Kupferindustrie - ist der drahtige Wiener Geschäftsmann Mirko Kovats immer gut. Verständlich sind sie nicht immer. Das bekam nun auch der Vorstandschef der Norddeutschen Affinerie (NA), Werner Marnette, zu spüren: Das für Donnerstag vereinbarte und allgemein mit Spannung erwartete Treffen in Wien sagte der neue NA-Großaktionär Kovats kurzfristig ab.

Der Wiener Investor Mirko Kovats. Seine Schachzüge versteht nicht jeder. (Foto: Foto: AP)

Eine Sprecherin des gern diskreten Investors teilte anschließend mit, der Termin sei eben "nicht günstig gewesen". Ein besserer werde sich finden lassen. Deshalb von "Konfrontationskurs" zwischen Kovats und Marnette zu reden, sei jedenfalls "übertrieben", verlautete aus Kovats börsennotierter Wiener A-Tec Industries AG. Außerdem sollte das Gespräch nur dem Kennenlernen dienen. Eine anschließende Erklärung für die Öffentlichkeit war angeblich nie geplant.

Dabei gibt es viel zu klären - nicht nur bei der NA, Europas führendem Kupfererzeuger, sondern auch beim belgischen NA-Konkurrenten Cumerio, wo Kovats nun überraschend ebenfalls eine Beteiligung von 20 Prozent erworben hat. Hat er es darauf angelegt, die geplante Übernahme der belgischen Kupferhütte durch NA zu torpedieren?

Goldgräberstimmung auf dem Kupfermarkt

Der als Sohn ungarischer Einwanderer vor knapp 59 Jahren in Wien geborene Kovats lässt sich auch jetzt nicht in die Karten schauen. Er beschränkt sich auf Ankündigungen, die aber Phantasie erzeugen. Er sei entschlossen, bei der Konsolidierung der europäischen Kupferindustrie "eine gewichtige Rolle zu spielen", vertraute er der Zeitung Die Presse an. Bereits im März kaufte Kovats den französischen Kupferproduzenten Gindre Duchavany und ist auch über die Tiroler Montanwerke Brixlegg in der Branche engagiert.

Seine Motive sind klar. Auf dem Kupfermarkt herrscht Goldgräberstimmung. Das hat Kovats, der bislang eine gute Spürnase beim Erwerb von Firmen bewiesen hat, auf den Geschmack gebracht. Er hat sich durch seine oft harte Hand etwa bei der Übernahme der Schweizer Unaxis AG das Image eines "Alphatiers" erworben, das kaum Widerspruch akzeptiert.

Lob von der Konkurrenz

Dass er sich bei Unaxis wieder zurückzog, nachdem er sich mit seinem früheren Partner Ronny Pecik überworfen hatte, und sich nun ganz auf die Führung seiner A-Tec konzentriert, passt ins Bild. Doch selbst Konkurrenten loben den früheren Osthändler als guten Strategen.

Der Ex-Besitzer einer Wiener Nobel-Diskothek hat 2003 erstmals im Wirtschaftsteil der Zeitungen von sich reden gemacht: Damals übernahm er ein knappes Fünftel am Linzer VA-Tech-Konzern, das er schon 2004 sehr gewinnbringend an Siemens weiterverkaufte.

Kritiker kreiden ihm Geltungsdrang, manche auch Geldgier an. Sein Lebensstil zeugt davon nicht. Der verheiratete Vater von zwei Söhnen fährt kein dickes Auto. Er bewohnt auch keine große Villa. Sein Privatjet sei nur geleast und für schnelle Kontakte nötig, behaupten seine PR-Manager. Diese müssen noch viel tun, um Kovats den ersehnten Ruf eines "angesehenen österreichischen Industriellen" zu sichern.

(SZ vom 06.07.2007)

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