Gnadenfrist:Siemens-Handysparte kann hoffen

Die kriselnde Handy-Sparte von Siemens erhält offenbar eine Gnadenfrist. Einen schnellen Sanierungsvorschlag will der scheidende Vorstandschef Heinrich von Pierer nicht liefern. Auch mit einer Schließung scheint man sich nicht richtig anzufreunden.

Siemens hat Erwartungen an eine schnelle Entscheidung über das Schicksal seiner Handy-Sparte gedämpft. "Es wäre übertrieben, schon auf der Hauptversammlung am kommenden Donnerstag ein endgültiges Ergebnis zu erwarten", sagte der scheidende Konzernchef Heinrich von Pierer der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

Handy-Produktion bei Siemens in Kamp-Lintfort. (Foto: Foto: dpa)

Seinen Worten zufolge gibt es nach wie vor vier Optionen: "sanieren, verkaufen, schließen oder kooperieren" mit einem Konkurrenten. Auf die Frage, ob eine Schließung wirklich eine Alternative sei, sagte Pierer: "Mit einer Schließung würde viel Wert vernichtet - allein die Marke Siemens ist unerhört wertvoll.

Außerdem müssen wir an unsere Mitarbeiter denken. Wir haben exzellente Entwicklungsingenieure und gute Fabriken."

Stabwechsel

Pierer, der Siemens seit 1992 leitet, übergibt am kommenden Donnerstag die Leitung des drittgrößten deutschen Industriekonzerns an seinen Nachfolger Klaus Kleinfeld.

Der 47-Jährige hatte erfolgreich das USA-Geschäft saniert und baute eine hauseigene Unternehmensberatung auf. Seit Anfang vergangenen Jahres ist er für die Handy- und Kommunikationssparte zuständig.

Starker Widerstand

Die Pläne einer möglichen Schließung des Handy-Bereichs stoßen auf starken Widerstand der Gewerkschaften. Um ihre Arbeitsplätze bei der Handy-Sparte von Siemens zu sichern, hatten die Beschäftigten in den nordrhein-westfälischen Werken Kamp-Lintfort und Bocholt erst im vergangenen Juni eine Erhöhung der Wochenarbeitszeit von 35 auf 40 Stunden ohne Lohnausgleich akzeptiert.

Siemens verzichtete im Gegenzug auf die Verlagerung von 2000 Stellen nach Ungarn und gab den Beschäftigten beider Werke eine zweijährige Bestandsgarantie.

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