GM-Europa-Chef Forster:"Wir müssen uns auf harte Zeiten einstellen"

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Die Opel-Werke in Deutschland sollen erhalten bleiben, dennoch schwört GM-Europachef Forster die Mitarbeiter auf eine härtere Gangart ein: Es muss massiv gespart werdert.

Der US-Konzern General Motors (GM) will trotz der tiefen Krise in der Autoindustrie bei der deutschen Tochter Opel keine Werke schließen oder Arbeitsplätze abbauen. Der Chef der GM-Europasparte, Carl-Peter Forster, stimmte jedoch die Mitarbeiter auf eine schwierige Phase ein. "Wir müssen uns auf harte Zeiten nicht nur bei Opel, sondern in der gesamten Automobilbranche einstellen", sagte er der Welt am Sonntag.

Die Zeiten werden heftiger: Opel hat den Staat um eine Bürgschaft in Milliardenhöhe gebeten, die Mutter General Motors steht kurz vor der Pleite. (Foto: Foto: ddp)

GM will massiv sparen

Forster verhandelt derzeit mit den Beschäftigten über ein Paket, mit dem GM in Europa 750 Millionen Dollar sparen will. "Werksschließungen, Werksverkäufe oder Arbeitsplatzabbau stehen dabei nicht auf der Tagesordnung", wurde der Manager zitiert.

Bei GM selbst erwägen inzwischen einige Verwaltungsratsmitglieder US-Medien zufolge eine Insolvenz als möglichen Lösungsweg. Gegen den massiven Widerstand von Konzernchef Rick Wagoner seien sie für eine Prüfung "aller Optionen", berichtete das Wall Street Journal. Dazu gehöre auch eine kontrollierte Insolvenz mit Gläubigerschutz ("Chapter 11").

Ein GM-Sprecher bestätigte auf Anfrage, dass der Verwaltungsrat diese Variante diskutiert habe, weil er dazu rechtlich verpflichtet sei. Das Gremium sehe aber den Gläubigerschutz als keine tragfähige Option zur Lösung der Finanzprobleme. GM hatte zuvor gewarnt, ohne neue Staatskredite binnen Monaten oder gar Wochen pleite zu sein.

VDA rechnet mit Jobabbau

Der Verband der Automobilindustrie (VDA) schloss allerdings einen Jobverlust in der Branche insgesamt nicht aus. "Wenn die Krise länger andauert, kann ein Arbeitsplatzabbau nicht ausgeschlossen werden", sagte VDA-Präsident Matthias Wissmann der Zeitschrift Super Illu. Das hänge von der Bereitschaft der Banken ab, kleine und mittlere Unternehmen mit günstigen Krediten zu versorgen.

Entscheidung bis Weihnachten

Wegen der lebensbedrohlichen Krise bei GM will Opel vom Staat eine Milliardenbürgschaft, über die bis Weihnachten entschieden werden soll. GM scheiterte vor wenigen Tagen mit einem Antrag auf eine Milliardenhilfe der US-Regierung. Forster sagte, Opel habe die Bürgschaft in Deutschland nur für den Fall beantragt, "dass es in den USA größere Probleme geben sollte und der Zahlungsverkehr von der Mutter aus nicht mehr gewährleistet sein sollte".

Die Zahlungsfähigkeit sei auch ohne Bürgschaft bis weit ins Jahr 2009 gesichert.

Bedingungen für Entgegenkommen

Opel-Gesamtbetriebsratschef Klaus Franz stellte Bedingungen für ein Entgegenkommen der Beschäftigten. "Die GM-Belegschaft in Europa wird bei den Verhandlungen über ein neues Sparpaket eine harte Haltung verfolgen. Einen Beitrag der Arbeitnehmer machen wir von der Vorlage eines transparenten Geschäftsmodells für Europa abhängig", sagte er dem Handelsblatt einem Vorabbericht zufolge.

Das GM-Geschäft in Europa solle auf neue Füße gestellt und dies wie eine mögliche Bürgschaft vertraglich abgesichert werden. "Das kann bis zu einer Beteiligung der Mitarbeiter an Opel reichen", wurde Franz zitiert. Anderenfalls würden die Arbeitnehmer freiwillig keinen Cent zur geplanten Senkung der Strukturkosten in Europa beitragen.

GM-Manager Forster verwies auf die enge Verflechtung Opels mit den anderen GM-Töchtern Saab und Vauxhall in Europa. Wenn dort Komponenten genutzt würden, die in Deutschland entwickelt oder hergestellt worden seien, sichere dies Arbeit in der Bundesrepublik. Die deutsche Adam Opel GmbH habe nur im Verbund eine Zukunft.

EU-Industriekommissar Günter Verheugen lehnte unterdessen europäische Finanzhilfen für Autokonzerne kategorisch ab. "Wir haben eine Industriepolitik in Europa, die von dem Instrument Subventionen ausdrücklich Abschied genommen hat. Und es wird auch keinen Rückfall in die Subventionsmentalität der 80er Jahre geben", sagte Verheugen im NDR. Er betonte, dass die möglichen Hilfen für Opel eine rein nationale Angelegenheit seien. Sie müssten danach von der EU-Kommission geprüft und gebilligt werden.

© sueddeutsche.de/AP/dpa/mel/cag - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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