Geschäftsmodelle:Fernseh-Boss als Öko-Chef

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Der ehemalige Premiere-Chef Georg Kofler war schon immer ein guter Verkäufer. Jetzt ist er auf dem Energiemarkt aktiv - und probiert sich in seiner neuen Rolle als Ökomanager aus.

Laura Gitschier

Sein Gesicht ist braungebrannt. Er wirkt noch immer drahtig wie ein Skilehrer. Und seine Sprüche verheißen Großes. Das ist Georg Kofler, wie er leibt und lebt. Der ehemalige Mister Privatfernsehen, der nun das deutsche Energiegeschäft umkrempeln will. Dafür hat er an diesem Dienstag die Presse nach München geladen.

"Ich bin eben ein Mensch des Massenmarktes", sagt der Südtiroler und lächelt spitzbübisch.

Der Name Georg Kofler steht für Erfinden, Selbstmarketing - und eine große Klappe. Der studierte Kommunikationswissenschaftler galt schon in seiner Zeit als Chef von Pro Sieben und Premiere als begnadeter Selbstdarsteller - jetzt hat sich der ausgewiesene Medienliebling dem Energiemarkt zugewandt. Er hat jetzt seinen eigenen Konzern.

Zu TV-Hoch-Zeiten lies Kofler Sprüche schon mal Sprüche ab wie: "Natürlich gibt es eine Zweiklassengesellschaft: die einen, die Premiere abonnieren, und die anderen, die es nicht haben." Heute hört sich das alles ein wenig moderater an. Aber die Werbetrommel für sich rühren, das kann der ehemalige Pro-Sieben-Chef immer noch.

Das Geschäftsmodell

Das Geschäftsmodell der neuen Kofler-Firma ist recht einfach: Die Kofler Energies AG soll Unternehmen beim Energiesparen helfen. Ein Teil der dadurch entstandenen Einsparungen fließt in die Taschen der Firma. Dafür übernimmt Kofler sämtliche Um- und Einbauten. Derzeit versorgt die 180 Mann starke Firma rund 2000 Unternehmen, darunter Sixt, Kamps und Praktiker. Kofler, stets der risikofreudige Geschäftsmann, pokerte anfangs hoch: Die Gründung war komplett aus Eigenmitteln finanziert. Heute hält der Vorstandsvorsitzende und Gründer Kofler über seine Holding 80 Prozent, die restlichen 20 Prozent liegen beim Management.

Das neueste Produkt aus dem Hause Kofler, das der Firmenchef am Dienstag in München präsentierte, ist die sogenannte K-Box, die den Energieverbrauch in Gebäuden messen, kontrollieren und steuern soll.

Was ist der Unterschied zu den bereits bekannten Smart-Metern - intelligenten Zählern, die den Energieverbrauch messen? Kofler wirbt für sein Produkt: Diese würden meist nur den reinen Stromverbrauch messen, nicht aber das Gesamtpaket von Wasser, Strom und Gas.

Der Energiemarkt, ein ungewohntes Metier für den Medienmann? Kofler lacht und gibt zu, dass er selbst noch einiges habe lernen müssen.

Georg Kofler ist seine eigene Marke - das weiß und zelebriert der heute 52-Jährige auch. Nicht umsonst trägt seine Firma den eigenen Namen im Titel. Und wo Kofler draufsteht, steckt der gebürtige Tiroler auch drin. Braungebrannt agiert, verkauft und präsentiert er sein neues Baby - in typischer Kofler-Manier. Er scherzt und grinst, flirtet und garniert den Vortrag mit eigenen Erfahrungen: Er selbst habe durch Energiesparen 6000 Euro von den Stadtwerken Tegernsee einkassieren können.

Kofler schafft es auch ein vermeintlich unsexy Thema wie das Energiesparen buchstäblich aufzuladen. Mit Sätzen wie: "Energiesparen ist mehr als eine Glühbirne einzudrehen" und "Energiesparen heißt nicht unbedingt verzichten", scheint er sich selbst anzuheizen. Er wolle mit der Firma in ein Vakuum stoßen. Das Ziel: Jeder solle über den Verbrauch seines Hauses genauso gut Bescheid wissen, wie über den seines Autos.

Die Kofler Energies AG rechnet in diesem Jahr mit einem Umsatz von gut 80 Millionen und einem Verlust im niedrigen einstelligen Millionen-Bereich. 2010 aber, beteuert Kofler, solle bei einem Umsatz von mehr als 150 Millionen Euro operativ der Sprung ins Plus geschafft werden. Der Südtiroler rechnet mit über 1000 verkauften Geräten der K-Box binnen Jahresfrist. Derzeit ist das ganze vor allem noch ein Business-to-Business-Geschäft, dass sich an Schulen, Unternehmen, Museen, Hotels und Bürokomplexe richtet. Kofler wäre aber nicht Kofler hätte er nicht noch Größeres vor. Sein Wunschtraum: Millionen von Energiesparern mit der Box zu versorgen

Er selbst spielt im Laufe der Präsentation öfter auf seine lange TV-Vergangenheit an und bezeichnet sich immer noch als "Medienmenschen". Der Ex-Premiere-Chef gilt als erfolgreicher Sanierer zahlreicher Konzerne.

Eine bewegte Geschichte

Der Südtiroler wuchs als Halbwaise auf, studierte Publizistik und Kommunikationswissenschaften und verdiente sein Geld nebenbei als Skilehrer. Schnell schaffte es der ehrgeizige Kofler, die Karriereleiter nach oben zu klettern. Er war unter anderem persönlicher Referent des ORF-Intendanten und arbeitete unter Medien-Mogul Leo Kirch. 1988 wurde Kofler Geschäftsführer der ProSieben Media AG. Als deren Vorstandsvorsitzender führte er den Börsengang an. 2002 folgte dann der Schritt zum Bezahl-Sender Premiere. Kofler saniert den Konzern und macht auch diesen börsenfit.

Erst galt der Manager als ultimativer Retter des Pay-TV-Senders, dann stand er aber unter Verdacht, die Abonnentenzahlen aufgehübscht zu haben - was er bis heute bestreitet. Für alle überraschend kündigte Kofler im Sommer 2007. Im Jahr darauf verkündet Kofler dann den Start seines neu gegründeten Unternehmens Kofler Energies AG.

Lust auf die Börse

Mit Börsengängen kennt Kofler sich also aus - beim Börsengang seiner neuen Firma ist der sonst so optimistische Südtiroler zurückhaltend und äußert sich vorsichtiger als noch vor ein paar Monaten. "Noch sind wir nicht reif dafür", sagte der umtriebige Manager. Erst mal müsse man in diesem Jahr gewissenhaft die Hausaufgaben machen. Er peilt einen Zeitraum von ein bis zwei Jahren an, um das Unternehmen fit für die Börse zu machen. Als Segment schwebt Kofler der streng regulierte Prime Standard vor. "Grundsätzlich sollte ein Unternehmen an die Börse", sagt Kofler und ergänzt mit einem Lächeln. "Ein Börsengang würde schon Spaß machen."

Keine Rückkehr in die Medienbranche

Eine Rückkehr ins TV-Geschäft? Für Kofler derzeit nicht vorstellbar. Dem Markt habe er derzeit ganz abgeschworen, er sei zurzeit nicht interessant genug, so Kofler zu sueddeutsche.de.

Auch die Finanzkrise sei für die Kofler AG nicht unbedingt schlecht gewesen, meint er. Und legt das in Kofler'schem Optimismus wieder positiv aus: Vielmehr habe die Krise das Energiesparen den Menschen wieder ins Bewusstsein gebracht.

Und wie geht's weiter mit Kofler Energies? Die ein oder andere Akquisition wird es noch geben, verspricht Kofler. In welchem Rahmen, darüber schweigt er sich aber noch aus.

Kofler gefällt sich sichtbar in seiner Rolle als Neu-Ökomanager. Die positiven gesellschaftlichen Zusatzeffekte seien doch auf dem Energiemarkt viel höher als beim Fernsehen, betont er mit seinem typischen Grinsen. "Geschäfte machen mit gutem Gewissen" nennt er das - und freut sich unverhohlen über seine eigene Neuerfindung.

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