Geschäftsklimaindex:"Ifo-Rückgang ist de facto ein Abwärtssignal"

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Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich im September leicht verschlechtert. Die schwache Binnennachfrage bleibt die Achillesferse der Konjunktur.

Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich im September wegen eines erneuten Rückgangs der Erwartungen etwas eingetrübt.

Das Minus des ifo-Geschäftsklimaindex von 95,3 auf 95,2 Punkte fiel jedoch etwas geringer aus als von Experten erwartet. Der Rückgang im September ist der vierte in fünf Monaten.

"Es ist mit einer Fortsetzung der moderaten konjunkturellen Erholung zu rechnen", sagte ifo-Präsident Hans-Werner Sinn. "Lage und Erwartung haben sich auf einem insgesamt leicht optimistischen Niveau angenähert."

Die Entwicklung des Geschäftsklimaindikators sei in Ostdeutschland etwas ungünstiger als im Westen ausgefallen.

Experten stuften den erneuten Rückgang des ifo-Index als Beleg für eine langsamere konjunkturelle Gangart ein. "Die höchsten Quartalswachstumsraten liegen bereits hinter uns", sagte Volkswirt Deka-Bank-Volkswirt Andreas Scheuerle.

Für 2004 sei ein Wachstum von 1,9 Prozent und für 2005 von 1,2 Prozent zu erwarten. Die "in Ketten liegende Binnennachfrage" und die an Schwung verlierende Weltwirtschaft trübten die Stimmung.

Auch die HVB bleibt wegen der weiterhin "mausetoten" Nachfrage im Inland für die Konjunkturaussichten pessimistisch.

Unternehmen planen Verlangsamung des Beschäftigungsabbaus

Die aktuelle Geschäftslage wurde nach ifo-Angaben im Gegensatz zu den Erwartungen etwas günstiger eingeschätzt. Nur im verarbeitenden Gewerbe sei es zu einer geringfügig schwächeren Lagebeurteilung gekommen.

"Im Bauhauptgewerbe, im Großhandel und im Einzelhandel hat sich die Beurteilung der Lage dagegen verbessert", sagte Sinn, "nach dem Exportboom der letzten Monaten erwarten die Unternehmen eine leichte Abschwächung der Aufschwungkräfte im Geschäft mit dem Ausland." Die Unternehmen planten eine Verlangsamung des Beschäftigungsabbaus. Der Auftragsbestand habe sich verbessert.

Die Erwartungskomponente sank von revidierten (zuvor 96,0) 95,9 Punkten auf 95,7 Punkte (Prognose: 95,7). Die HVB rechnet damit, dass sich die Erwartungen noch bis zum Frühjahr verschlechtern. Die Beurteilung der aktuellen Lage stieg von 94,7 Punkten auf 94,8 Zähler. Experten hatten hier einen Anstieg auf 95,0 Zähler erwartet.

An den Aktien- und Devisenmarkt wirkte sich der ifo-Index kaum aus. Am Rentenmarkt sorgte der erneute Rückgang des deutschen Frühindikators dagegen für Kursgewinne. Der richtungsweisende Bund-Future drehte nach Bekanntgabe des ifo-Index leicht in die Gewinnzone.

Ifo-Rückgang ist de facto Abwärtssignal

Für die Fondsgesellschaft Invesco ist der deutliche Rückgang des ifo-Index seit Januar de facto ein Abwärtssignal für die deutsche Konjunktur.

Allerdings sei kein abrupter Abbruch des Wachstums zu erwarten. Dieses dürfte sich in den kommenden Quartalen allmählich abschwächen, schreibt Invesco-Chefvolkswirt Jörg Krämer in einer Analyse.

Die Commerzbank geht hingegen davon aus, dass sich die Lage der Unternehmen in den nächsten Monaten weiter verbessern wird, da die Konjunktur weltweit in Schwung bleiben dürfte.

"Damit sollten sich sukzessive auch die Erwartungen wieder aufhellen. Da diese Entwicklung wohl nur sehr langsam vorankommt, wird auch die Konjunktur kurzfristig kaum an Schwung gewinnen", heißt es in einer Analyse der Commerzbank, "aber nur ein weiteres deutliches Anziehen des Ölpreises könnte an den per saldo positiven Aussichten für die deutsche Wirtschaft etwas Grundlegendes ändern."

Der ifo-Index ist einer der wichtigsten Frühindikatoren der deutschen Wirtschaft. Das Institut ermittelt den Geschäftsklimaindex einmal monatlich aus einer Umfrage unter 7.000 Unternehmen.

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