Gerresheimer:Fläschchen für den Impfstoff

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Erst vergangenes Jahr hat Gerresheimer in neue Glasformmaschinen investiert. Das kommt dem Unternehmen jetzt zugute. (Foto: oh)

Dem Glaskonzern nützt die Pandemie: Impfstoff-Firmen ordern schon Verpackungen.

Von Benedikt Müller-Arnold, Düsseldorf

Seitdem die Corona-Pandemie ausgebrochen ist, arbeiten Dutzende Pharmaunternehmen weltweit an einem Impfstoff gegen die Infektionskrankheit. Welcher Hersteller zuerst die Zulassung erhält und wann sich die ersten Menschen impfen lassen werden, weiß noch niemand. Doch ein Profiteur scheint schon festzustehen: die Firma Gerresheimer aus Düsseldorf. Sie stellt Verpackungen für Medikamente, Parfüms und Nahrungsmittel her - darunter auch Glasfläschchen für Impfstoffe.

"Covid-19 bringt uns zusätzliche Möglichkeiten", sagt Gerresheimer-Chef Dietmar Siemssen. Er schätzt, dass weltweit zwei bis zweieinhalb Milliarden Fläschchen benötigt werden, sobald sich Menschen gegen das Coronavirus impfen lassen können. "Wir gehen davon aus, dass wir etwa ein Drittel dieses Volumens bedienen werden", so Siemssen. So gut wie alle Hersteller, die an einer Covid-19-Impfung forschen, hätten sich bereits Massen an Fläschchen gesichert. "Wir bereiten uns auf die Lieferung der erwarteten großen Mengen vor."

Dabei kommt dem Unternehmen - gegründet 1864 im heutigen Düsseldorfer Stadtteil Gerresheim - zugute, dass es bereits im vorigen Jahr in neue Glasformmaschinen investiert hat. Diese sollten eigentlich alte Anlagen ablösen. Stattdessen laufen nun beide Typen parallel. "Wir haben angefangen, die Fertigung zu beschleunigen", sagt Siemssen. Der Vorstandschef erwartet, dass Pharmafirmen die große Masse der Fläschchen im nächsten und übernächsten Jahr abnehmen werden.

Während viele Unternehmen darunter leiden, dass sie ihre Produktion wegen der Corona-Pandemie einschränken mussten oder die Nachfrage einbrach, meldet Gerresheimer für das vergangene Quartal einen gestiegenen Umsatz von 363 Millionen Euro. Unter dem Strich blieb ein Gewinn von knapp 30 Millionen Euro. Zwar lief das Geschäft mit Parfumflakons während der Krise schlechter, doch glichen die Pharmaverpackungen dies mehr als aus.

Neben Glas- und Kunststoffhüllen für Arzneien und Spritzen stellt Gerresheimer etwa auch Insulinstifte für Diabetespatienten oder Inhalatoren für Asthmatiker her. Die Firma war früher ein großer Produzent von Bier- und Wasserflaschen, spezialisierte sich aber seit den Neunzigerjahren auf Spezialverpackungen und übernahm mehrere Konkurrenten. Heute beschäftigt Gerresheimer mit 37 Werken weltweit knapp 10 000 Menschen.

An der Börse hat die Aktie des M-Dax-Konzerns seit Jahresbeginn gut ein Drittel an Wert gewonnen. Am Dienstag legte der Titel um mehr als zwei Prozent zu. Der Gewinn des vergangenen Quartals habe über den allgemeinen Erwartungen gelegen, heißt es von Analysten.

© SZ vom 15.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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