Gerichtsverhandlungen verschoben:Überraschende Wende im Kirch-Prozess

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Der Millionenstreit zwischen dem Insolvenzverwalter Kurt Bruder und dem früheren Medienunternehmer Leo Kirch könnte womöglich außergerichtlich beendet werden.

Daniela Kuhr

Das erfuhr die Süddeutsche Zeitung am Montag aus Kreisen der Beteiligten.

Zuvor hatte das Münchner Landgericht den für Montag anberaumten Prozesstermin überraschend abgesagt. "Auf übereinstimmenden Wunsch aller Parteien" sei die Verhandlung auf den 14. Mai verlegt worden, teilte das Gericht am Morgen mit.

Die Hintergründe stellten die Parteien unterschiedlich dar. "Die Gegenseite wollte mehr Zeit für einen Vergleichsvorschlag haben", erklärte Insolvenzverwalter Bruder auf Anfrage der SZ. "Dafür sind wir natürlich immer offen." Ein Kirch-Sprecher dagegen sagte, man habe Bruder ein Angebot unterbreitet, über das dieser nun nachdenke, das jedoch "keinen Vergleichsvorschlag" darstelle.

"Absoluter Unsinn"

In dem Streit geht es um eine Klage von Bruder gegen Kirch und fünf enge Vertraute des früheren Medienunternehmers. Insgesamt mehr als neun Millionen Euro verlangt er von den Beklagten, zu denen auch der frühere Kirch-Vize Dieter Hahn gehört. Bruder ist Insolvenzverwalter der Taurus Holding, der früheren Dachgesellschaft der Kirch-Gruppe.

Seine Vorwürfe haben es in sich: Die Taurus Holding, die am 12. Juni 2002 Insolvenzantrag gestellt hatte, sei schon viel früher überschuldet gewesen, nämlich spätestens seit dem 5. Februar 2002, sagt Bruder.

Trotzdem hätten Kirch und die anderen Beklagten noch Zahlungen von gut neun Millionen Euro veranlasst. Kirch selbst soll Ende Februar noch 2,5 Millionen Euro entnommen haben. Das Geld verlangt der Insolvenzverwalter in der Klage nun zurück. "Ich bin dazu vom Gesetz her verpflichtet", sagt Bruder.

Aus Kirch-Kreisen dagegen hatte man noch am Freitag ganz andere Motive des Juristen ins Feld geführt. Er wolle sich rächen, hieß es. Angeblich habe es im Rahmen des Insolvenzverfahrens Streit zwischen Bruder und dem früheren Management der Kirch-Gruppe gegeben, und dieser Streit sei letztlich nicht im Sinne Bruders ausgegangen.

Die Klage sei nichts weiter als eine "Retourkutsche", hatte ein Sprecher von Kirch gesagt. Dem Verfahren sehe man daher "gelassen und mit Kopfschütteln" entgegen. Bruder selbst nennt das "absoluten Unsinn". Ansprüche gegen die Geschäftsführer geltend zu machen sei die ureigene Aufgabe eines Insolvenzverwalters.

© SZ vom 24.4.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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