Geplatzt:TUI sagt Hapag-Lloyd-Börsengang ab

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Der Tourismuskonzern trennt sich doch nicht von seinen Kronjuwelen. Der Preis für die Anteile an der Schifffahrtssparte wäre angesichts schlechter Marktkonditionen sehr niedrig ausgefallen. Im Vorjahr hatte die Hapag-Lloyd AG den höchsten Gewinn der Unternehmensgeschichte erreicht.

Europas größter Touristikkonzern TUI hat den geplanten Börsengang seiner Schifffahrtstochter Hapag-Lloyd abgesagt.

Hapag-Lloyd geht diese Jahr nicht an die Börse. Die Schiffahrtstochter soll aber nicht vollständig an einen Investor verkauft werden. (Foto: Foto: ddp)

Der vollständige Verkauf an einen Investor sei ebenfalls nicht vorgesehen. Die erforderliche Finanzierung des Konzerns sei langfristig strukturiert und die geplante weitere Entschuldung könne auch ohne einen Börsengang der Hapag-Lloyd AG erreicht werden, teilte TUI mit.

Für 2004 werde erneut ein starkes Geschäftsjahr in der Schifffahrt erwartet. "Im Laufe der Vorbereitungen auf einen möglichen Börsengang hat sich die Lage auf den Kapitalmärkten verändert, so dass ein fairer Wert für das Unternehmen derzeit nicht zu realisieren ist", hieß es.

Hapag-Lloyd sollte ursprünglich in der zweiten Jahreshälfte an die Börse gebracht werden. TUI wollte bis zu 30 Prozent der Anteile am Markt platzieren. Eine Kaufofferte des Bielefelder Mischkonzerns Oetker, der ebenfalls in der Containerschifffahrt führend ist, hatte TUI abgelehnt.

Börse nicht überrascht

Die in den vergangenen Wochen von Ubernahmespekulationen getriebene TUI-Aktie fiel gegen 9.25 Uhr um 1,62 Prozent auf 14,58 Euro und war damit schwächster DAX-Wert.

Zugleich sank der Leitindex um 0,08 Prozent auf 3.884,46 Punkte. Bei der Index-Zusammensetzung am Freitag hatte TUI nach einer langen Zitterpartie den Verbleib in der "Börsen-Bundesliga" geschafft. Die WestLB will sich von ihrer 31-Prozent-Beteiligung an TUI trennen.

An der Börse hielt sich die Überraschung in Grenzen. "Damit sind die Übernahmespekulationen bei TUI wohl vom Tisch, dies dürfte die Aktie kurzfristig belasten", sagte Analyst Per-Ola Hellgren von der Landesbank Rheinland-Pfalz (LRP).

Strategisch gesehen sei es aber positiv, dass sich der verschuldete Konzern nicht von seinen "Kronjuwelen" trenne. "Angesichts der aktuell schlechten Marktkonditionen hätte TUI im Rahmen eines Börsengangs die entsprechenden Anteile an der ertragsstarken Schifffahrtssparte Hapag-Lloyd zu einem sehr niedrigen Preis verkaufen müssen", sagte Hellgren.

Oetker wollte Hapag Lloyd

Als Alternative zum Börsengang hätte sich der Verkauf an einen Investor angeboten. Der Bielefelder Mischkonzerns Oetker, der ebenfalls in der Containerschifffahrt führend ist, hatte Interesse signalisiert. TUI führte aber keine Verhandlungen mit Oetker.

Nun teilte TUI mit, Hapag-Lloyd sei mit der Containerlinie und den Kreuzfahrten als reines Schifffahrtsunternehmen klar strukturiert. "Sie ist eines der erfolgreichsten und ertragsstärksten Unternehmen im nachhaltig wachsenden Markt für Containertransporte." Zur Hapag-Lloyd-Flotte gehören 47 Containerschiffe und mehrere Luxus-Liner.

Logistik teilweise aufgelöst

Der Hapag-Lloyd-Logistikbereich wurde wegen der Börsengang-Pläne bereits teilweise aufgelöst. Abgegeben wurden die Töchter Pracht Spedition + Logistik an Kühne & Nagel, der VTG-Lehnkering-Bereich Bulk- und Speziallogistik ging an den Finanzinvestor Triton.

Für rund 320 Millionen Euro wurde im Juli der Verkauf des 67-Prozent-Anteils am französischen Gebäudespezialisten Algeco an die englische Investmentfirma TDR Capital LLP bekannt gegeben.

Hapag-Lloyd-Chef Behrendt hatte im April auf der Bilanzpressekonferenz mitgeteilt, 2004 würden wegen der Beteiligungsverkäufe Umsatz und Gewinn zurückgehen. Im Vorjahr erreichte die Hapag-Lloyd AG den höchsten Gewinn der Unternehmensgeschichte. Bei einem leicht gestiegenen Umsatz von 3,9 Milliarden Euro erhöhte sich das operative Ergebnis um 70 Prozent auf 343 Millionen Euro. Davon entfielen auf den Bereich Schifffahrt 2,4 Milliarden Euro Umsatz und ein operatives Ergebnis von 248 Millionen Euro.

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