Geplanter Verschleiß:Schneller wegwerfen

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Das Umweltbundesamt stellt in einer Untersuchung fest, dass Geräte nicht mehr so lange genutzt werden wie früher. Hinweise, dass Hersteller gezielt die Lebensdauer ihrer Produkte verringern, konnten die Prüfer aber keine finden.

Von Hans von der Hagen, München

Schon nach kurzer Gebrauchsdauer versagen viele Geräte ihren Dienst. Und es ist überraschend, was alles kaputt- gehen kann: Die Waschmaschine, die partout nicht mehr will, der Akku im Notebook, der wunderlich aufquillt oder gummierte Schalter, die seltsam klebrig werden. Schnell steht der Verdacht im Raum: Haben Firmen ihre Produkte absichtlich so gestaltet, dass sie nach gewisser Zeit nicht mehr zu gebrauchen sind? Gibt es, wie Fachleute es nennen, eine geplante Obsoleszenz, also eine gezielte Verringerung der Lebensdauer eines Produktes?

Die Diskussion darüber wird emotional geführt, mit den Unternehmen als Tätern und den Konsumenten als Opfern. Doch die Datenlage ist dünn. Darum hat das Umweltbundesamt das Öko-Institut in Freiburg und die Universität Bonn beauftragt, sich mal drei Beispiele näher anzuschauen, die oft als Hinweis auf geplante Obsoleszenz gedeutet werden: Aluminium-Elektrolytkondensatoren, die zur Regelung der Spannung in elektrischen Geräten eingesetzt werden, Kunststofflaugenbehälter in Waschmaschinen und Tintenschwämmchenreservoirs in Druckern, die zum Totalausfall des Gerätes führen können ist. Jetzt wurde die Ergebnisse vorgestellt. In allen Fällen kommen die Experten zum Schluss, dass "der Vorwurf einer geplanten Obsoleszenz im Sinne einer Designmanipulation nicht aufrechterhalten werden" könne. "Wir sollten von den verschwörungstheoretischen Diskussionen Abstand nehmen", rät Siddharth Prakash vom Öko-Institut.

Wichtiger sei eine Debatte, wie Produkte länger genutzt werden könnten. Denn auch das wurde im Rahmen der Studie festgestellt: Konsumenten ersetzen ihre Produkte schneller als früher. Bei Haushaltsgroßgeräten etwa sank die Zeitspanne vom Kauf bis zum Ersatzkauf von 14,1 Jahren (2004) auf 13 Jahre (2012/13). Bei Notebooks ging sie von 5,7 Jahren (2007) auf 5,1 Jahre (2012) zurück. Vor allem der steigende Anteil von Geräten, die sehr früh ausgetauscht würden, sollte reduziert werden, heißt es. Wichtig sei daher, dass sich Konsumenten auf eine Mindestlebensdauer der Geräte verlassen könnten, die Hersteller angeben sollten. Aber auch Verbraucher sollten mehr Bereitschaft zeigen, langlebigere Produkte zu kaufen.

© SZ vom 16.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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