Geplante Übernahme der LTU:Air Berlin sitzt der Lufthansa im Nacken

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Mit der geplanten Übernahme der LTU macht sich die Air Berlin bereits an die zweite große Übernahme innerhalb weniger Monate. Der Abstand zu Branchenprimus Lufthansa verkürzt sich dadurch weiter. Allerdings muss das Kartellamt noch zustimmen.

Der Kauf werde zum größten Teil durch die Ausgabe neuer Aktien und eine Wandelanleihe mit einem voraussichtlichen Gesamtvolumen von etwa 250 Millionen Euro finanziert. Dabei sollen neue Aktien von bis zu 10 Prozent des derzeitigen Grundkapitals ausgegeben werden. Der größere Teil der kombinierten Wertpapieremission bestehe allerdings aus einer Wandelanleihe.

Auf Expansionskurs: die Fluggesellschaft Air Berlin. (Foto: Foto: ddp)

Air Berlin rechnet mit jährlichen Synergien von 70 bis 100 Millionen Euro. LTU bleibe ein rechtlich selbstständiges Unternehmen mit eigener Geschäftsführung. Auch der Name LTU soll auf absehbare Zeit Bestand haben.

Air Berlin übernimmt zudem zwischen 190 und 200 Millionen Euro Schulden der LTU.

Wechsel des Code Share-Partners

Innerhalb des Europa-Verkehrs sollen die LTU-Strecken in das Air-Berlin-Netz eingegliedert werden. Darüber hinaus wechselt Air Berlin den Code Share-Partner. Künftig trete Condor an die Stelle von TUIfly, hieß es weiter. Zur Wirksamkeit des Kaufvertrages bedarf es noch der Zustimmung des Bundeskartellamtes.

Air Berlin will daneben eine 49-prozentige Beteiligung an der Schweizer Fluggesellschaft Belair kaufen.

Belair, eine Tochter der Hotelplan Group, die wiederum zu 100 Prozent dem Handelskonzern Migros gehört, betreibt derzeit drei Flugzeuge.

Air Berlin-Aktien legen zu

Nach der Bekanntgabe der Übernahme legten die Aktien von Air Berlin am Dienstagmorgen deutlich zu. Im Vormittagshandel notierten die Titel der zweitgrößten deutschen Fluggesellschaft mit einem Plus von 2,41 Prozent bei 16,59 Euro. Der SDAX stieg zeitgleich um 0,63 Prozent auf 6.035,23 Zähler.

Händler bewerteten die Transaktion positiv. Der Preis sei in Ordnung, es gebe wenig Überschneidungen im Streckennetz, und vor allem auf den Langstrecken habe Air Berlin noch Nachholbedarf, sagte eine Frankfurter Börsianerin.

Von einem Händler hieß es, mit der Übernahme gewinne die Fluggesellschaft, die bereits im vergangenen August den Konkurrenten dba gekauft hatte, eine marktbeherrschende Stellung auf etlichen Urlaubsstrecken.

"Dadurch verbessert sich die Marktstellung"

"Air Berlin gewinnt mit dem Kauf Marktanteile und Flugrouten", bestätigte ein weiterer Aktienhändler. "Dadurch verbessert sich die Marktstellung. Außerdem will das Unternehmen trotz des Zukaufs 2007 das Ergebnis weiter verbessern - das alles klingt trotz der Investitionen sehr positiv".

Auch die Analysten der Commerzbank begrüßten die Transaktion. Sie sei wahrscheinlich wertschöpfend und könnte den Wert je Aktie um 4,50 Euro steigern, heißt es. Daher sehen die Analysten nach der heutigen Analystenkonferenz Spielraum für eine Erhöhung des Kursziels, das sie derzeit ausgesetzt haben - zuletzt lag es bei 14,60 Euro.

Auch das bisherige "Hold"-Rating wollen sie überdenken. Die Zahlen für das Geschäftsjahr 2006 seien weitgehend im Rahmen der Erwartungen ausgefallen und untermauerten die erwartete deutliche Ergebnisverbesserung.

Übernahme der dba im vergangenen Jahr

Air Berlin hatte erst im August vergangenen Jahres den gewichtigen Wettbewerber dba übernommen. Bereits damals war spekuliert worden, dass die Berliner Fluglinie die Lufthansa angreifen wolle.

Noch immer liegt die Lufthansa unter den deutschen Fluggesellschaften unangefochten vorne. Der Branchenführer muss sich aber zunehmend der Konkurrenz der Billiganbieter erwehren. Die Lufthansa ist mit der Tochter Germanwings und vermehrten eigenen Sonderangeboten daher inzwischen ebenfalls im Billig-Segment aktiv. Das Geschäftsergebnis für 2006 fiel positiv aus.

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