Generika-Branche:Pharmafirma Stada sucht Käufer

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Der deutsche Generikahersteller Stada sucht so dringend einen Käufer, dass er die Deutsche Bank mit der Suche beauftragt hat. Angestrebter Kaufpreis: Zwei Milliarden Euro.

Von Kristina Läsker

Seit längerem häufen sich die Spekulationen über eine Übernahme der börsennotierten Stada - nun könnte es schneller ernst werden, als mancher in der Branche ahnt. So habe Stada-Chef Hartmut Retzlaff die Deutsche Bank beauftragt, einen Käufer zu finden, der etwa zwei Milliarden Euro zahlen soll.

Das verlautete aus Frankfurter Finanzkreisen. Das Gebot entspräche einem Kaufpreis zwischen 35 und 36 Euro pro Aktie. Ein solches Angebot müsste ein Käufer den Stada-Aktionären unterbreiten.

Die Firma aus Bad Vilbel produziert nachgemachte Medikamente (Generika). Seit der Übernahme des Konkurrenten Hexal durch den Pharmakonzern Novartis ist sie die letzte attraktive Chance für ausländische Wettbewerber, um in den hiesigen Generika-Markt einzusteigen.

Zweitgrößter Generika-Markt der Welt

Es lockt ein hohes Preisniveau mit attraktiven Margen: Der deutsche Generika-Markt, in dem Stada die Nummer drei ist, ist der zweitgrößte weltweit nach den USA. Gemäß dem Verband Pro Generika werden 6,5 Milliarden Euro jährlich mit kopierten Pillen umgesetzt.

Als heißester Anwärter für Stada gilt Teva. Der Konzern aus Petach Tikva in Israel (Umsatz 2004: 4,8 Milliarden Dollar) ist seit der Hexal-Übernahme Ende Februar nur noch zweiter weltweit - und daran interessiert, sich vor der Schweizer Novartis-Tochter Sandoz an die Spitze zu setzen.

Aus Firmenkreisen verlautete, dass Teva-Chef Israel Makov deshalb bei Stada-Vorstand Retzlaff vorgesprochen hat. Sein Angebot liegt dicht an Retzlaffs Vorstellungen: Teva wolle bis zu 36 Euro pro Aktie zahlen, heißt es. "Es kann über Nacht schnell was passieren", beschreibt Verbandsmitglied Udo Klomann die Stimmung in der aufgeheizten Branche. Weder Stada noch Teva wollten den möglichen Deal auf Anfrage kommentieren.

Israelis unter Druck

Der Pharmakonzern aus Israel steht nach Einschätzung von Branchenbeobachtern unter Druck. Schon einmal ist Teva leer ausgegangen. Im vergangenen Jahr hatte Konzernchef Makov bei Hexal-Gründer Thomas Strüngmann angeklopft. Er ließ sich, wie dieses Mal angeblich auch, von der Investmentbank Credit Suisse First Boston unterstützen.

Einige Wochen bevor Novartis zugriff, stiegen aber sowohl Teva als auch der französische Konzern Sanofi-Aventis aus. Der Deal war ihnen zu teuer.

"Teva möchte europaweit seine Präsenz verstärken", bestätigte der Deutschland-Geschäftsführer von Teva, Stefan Griep, der SZ. "Die Messlatte für einen Verkauf von Stada liegt aber seit der Hexal-Übernahme höher", sagte er.

Novartis hatte für die Holzkirchener Firma - rechnet man die separat geführte US-Geschäfte namens Eon-Labs heraus - etwa das 2,3 bis 2,5-fache des Umsatzes gezahlt, so Novartis-Chef Daniel Vasella. Daran dürfte sich Retzlaff orientieren: Das Gebot über zwei Milliarden entspricht dem 2,46-fachen der Erlöse 2004 (813 Millionen Euro). 2005 sollen Umsatz und Ergebnis "zweistellig" wachsen.

Teva will Vertrieb stärken

Teva will gemäß Griep den eigenen Außendienst stärken, der in Deutschland derzeit nur aus 15 Mitarbeitern besteht. 1992 hatten die Israelis dazu mit Gry-Pharma aus Kirchzarten einen Mittelständler erworben. Heute erlöst Teva-Deutschland mit kopierten Arzneien etwa vier Millionen Euro. Bei Stada vermarkten knapp 500 Mitarbeiter die Medikamente in Deutschland.

Für die ausländischen Wettbewerber ist Stada nicht zuletzt deshalb attraktiv, weil die Firma zu 100 Prozent in Streubesitz ist. Preisverhandlungen könnten sich dadurch leichter gestalten als mit wenigen Großaktionären.

Etwa ein Fünftel der Anteile halten Ärzte und Apotheker. "Am Ende hängt es von der Höhe eines Angebots ab, ob die Aktionäre ihre Anteile verkaufen", hatte Firmenchef Retzlaff kürzlich betont. Auch er würde am Verkauf verdienen, weil er Aktien in nicht genannter Menge hält.

Teva müsste sich bei Stada beeilen: Auch Sanofi-Aventis und Johnson& Johnson seien interessiert, heißt es in Firmenkreisen. "Wir reden mit vielen", bestätigte Retzlaff kürzlich.

Interesse an der Börse

Den aktuellen Deal dementierte Stada nicht explizit: "Gerüchte im Markt kommentieren wir grundsätzlich nicht", sagte ein Sprecher. Aus Israel hieß es: "Wir kommentieren künftige Geschäfte nicht." Doch Interessenten gibt es: In den letzten Tagen habe jemand Stada-Aktien aufgekauft, kolportieren einige Banker. Der Kurs ist um mehrere Prozent auf mehr als 26 Euro gestiegen.

© SZ vom 24.06.05 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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