General Motors:Der große Tabubruch

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General Motors will ein kurzfristig fälliges Milliarden-Darlehen offenbar nicht zurückzahlen und angeblich mehrere Werke über Wochen stilllegen.

Albtraum aller Kreditgeber: Der strauchelnde US-Autobauer GM hält die Rückzahlung eines am 1. Juni fällig werdenden Kredits von einer Milliarde Dollar selbst für unwahrscheinlich.

In der Schieflage: General Motors (Foto: Foto: AP)

Zu diesem Zeitpunkt sei GM voraussichtlich dabei, seine Schuldenlast entweder durch eine freiwillige Umwandlung oder unter der Aufsicht eines Insolvenzgerichts umzustrukturieren, sagte eine GM-Sprecherin an diesem Mittwoch.

Schulden gegen Aktien

Das Wall Street Journal hatte zuvor den GM-Finanzvorstand Ray Young damit zitiert, der Konzern plane nicht die Rückzahlung der am 1. Juni fällig werdenden Anleihe. Früheren Informationen aus Kreisen zufolge will die Opel-Mutter auf Druck der US-Regierung ihre Schulden gegen Aktien tauschen.

Die US-Regierung hat von GM bis zum 1. Juni einen ehrgeizigeren Sanierungsplan verlangt, in dessen Rahmen Schulden abgebaut und Kosten gesenkt werden sollen. Die Chancen auf eine Sanierung ohne Gläubigerschutz haben sich zuletzt aber offenbar verschlechtert.

Am Donnerstag wollten Vertreter von US-Autohändlern bei einem Treffen mit der Regierungskommission für die Autobranche gegen ein Insolvenzverfahren plädieren.

Auch solle vor drastischen Einschnitten beim GM-Autohändlernetz gewarnt werden. Dies schwäche den Konzern weiter, erklärte die US-Vereinigung der Autohändler, die 20.000 Neuwagenhändler vertritt. GM hatte Ende 2008 mehr als 6200 Autohäuser in den USA.

Kein Kommentar aus Detroit

GM soll zudem wegen der Absatzflaute zeitlich befristete Stilllegung einiger seiner US-Werke in diesem Sommer planen. Wie die Washington Post unter Berufung auf informierte Kreise berichtete, könnten die Anlagen bis zu neun Wochen lang geschlossen werden.

Normalerweise schließe GM seine Werke im Sommer für zwei Wochen, um sich auf Modellwechsel und neue Produktionslinien vorzubereiten. Eine Verlängerung der Sommerpause in unproduktiven Werken könnte helfen, die Halden unverkaufter Neuwagen abzubauen und weitere Kosten einzusparen.

Wie es weiter hieß, müsse noch entschieden werden, in welchen Werken die Sommerpause wie lange verlängert werden soll. Dabei spiele die Entwicklung der Verkaufszahlen die entscheidende Rolle. Bereits im Anschluss an die Weihnachtsferien hatte die Opel-Mutter in den USA Fabriken über Wochen geschlossen.

Ein GM-Sprecher in Detroit wollte sich nicht zu den Berichten äußern. Zum jetzigen Zeitpunkt gebe es nichts mitzuteilen, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. " Wenn wir etwas anzukündigen haben, werden wir dies zuerst unseren Beschäftigten gegenüber tun."

© sueddeutsche.de/dpa/Reuters/odg/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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