Geldwerkstatt:Den Unterschied kennen

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Welche Vor- und Nachteile haben ausschüttende Fonds beziehungsweise thesaurierende Fonds für den Anleger? Und welche Form der Geldanlage passt besser zur eigenen Vermögensplanung? Eine Frage von SZ-Leser Mathias Reiser aus Frankfurt.

Von Jan Willmroth

Für sich genommen sind Investmentfonds eine geniale Erfindung. Sie investieren das Geld vieler verschiedener Anleger in einen Korb aus Anlageklassen. So bieten sie eine der wenigen Möglichkeiten, als Kleinsparer am großen Finanzkapital teilzuhaben und in gut sortierte, oft milliardenschwere Portfolios aus Aktien, Anleihen, Währungen und Rohstoffen zu investieren. Mit kleinen Beträgen lassen sich solche gut diversifizierten Depots nicht aufbauen - seien es 160 verschiedene Aktien in einem reinen Aktienfonds oder eine Vielzahl von Unternehmensanleihen, an die mit typischen Sparersummen von wenigen Hundert Euro niemand herankommt. Obendrein gibt es immer dieses schöne Versprechen, sich nicht selbst um die Depotverwaltung kümmern zu müssen.

Unabhängig von der Anlageklasse sticht nun bei Fonds immer ein Merkmal hervor, das kaum einer der vielen Anbieter auf Anhieb im Fondsprospekt erklärt: Die einen werden als "thesaurierend" bezeichnet, andere als "ausschüttend". Relativ einfach ist es noch herauszufinden, wie sich Fonds anhand dieser Begriffe unterscheiden. Zu entscheiden, welche Form besser zur eigenen Vermögensplanung passt, ist da schon schwieriger.

Fonds investieren das Geld der Anleger in der Regel in Wertpapiere, die laufende Erträge erwirtschaften, also zum Beispiel Aktien oder Anleihen. So erzielen sie Dividenden- oder Zinszahlungen. Thesaurierend bedeutet, dass er die Zahlungen direkt wieder ins Fondsvermögen investiert - das Geld verbleibt bei der Fondsgesellschaft. Ein ausschüttender Fonds überweist das Geld an die Anleger. Wer Anteile an einem ausschüttenden Aktienfonds hält, kann sich also über regelmäßige Auszahlungen freuen, zumeist einmal pro Jahr, bei manchen Produkten auch vierteljährlich oder monatlich.

Ausschüttende Fonds sind vor allem jenen zu empfehlen, die sich bei ihrer Geldanlage auf regelmäßige Zahlungen auf das eigene Konto verlassen wollen. Thesaurierende Fonds sind eher für Sparer geeignet, die langfristig ein Vermögen aufbauen wollen und auf die regelmäßigen Zahlungen verzichten können. Anleger profitieren dabei von einem überproportional wachsenden Fondsvermögen, ihre Anteile steigen durch die Thesaurierung tendenziell im Wert. In der Theorie gleicht die Thesaurierung der sogenannten Wiederanlage, bei der Ausschüttungen direkt wieder in neue Wertpapiere investiert werden. So gibt es auch ausschüttende Fonds mit Wiederanlage, die dem Anleger nach und nach zusätzliche Fondsanteile beschert.

Ein wenig knifflig wird es bei steuerlichen Fragen, sobald die Erträge den Sparerfreibetrag von 801 Euro pro Jahr übersteigen. Es mag verwundern, doch auch die laufenden Erträge thesaurierender Fonds sind steuerpflichtig, obwohl der Sparer sie nicht direkt erhält. Bei ausschüttenden Fonds zahlen Anteilseigner zum Tag der Ausschüttung direkt die Abgeltungssteuer von 25 Prozent. Bei thesaurierenden Produkten werden die Erträge am Ende des Geschäftsjahres verbucht und die Kapitalertragssteuer inklusive Solidaritätszuschlag und Kirchensteuer abgeführt. So kann es vorkommen, mit einem Aktienfonds jahrelang keine Wertzuwächse zu erzielen, wohl aber Steuern zu zahlen. Aufpassen sollte man bei ausländischen Fonds. Anhand der Bescheinigung der Depotbank lassen sich auch bei thesaurierenden Fonds Zinsen und Dividenden nachvollziehen. Diese müssen in der Steuererklärung angegeben werden. Wichtig ist, beim Verkauf der Fondsanteile eine Doppelbesteuerung der bereits versteuerten Erträge zu vermeiden.

© SZ vom 27.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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