Geldpolitik:Schluss mit Minus

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Die Riksbank in Stockholm gibt es seit mehr als 350 Jahren, sie ist die älteste Notenbank der Welt. Jetzt hebt sie den Leitzins an. (Foto: Mikael Sjoberg/Bloomberg)

Die schwedische Reichsbank rief einst als erste Notenbank negative Zinsen aus, jetzt erhöht sie den Leitzins.

Die Schwedische Reichsbank hat in den gut 350 Jahren ihres Bestehens oft über Zinssätze entschieden und dabei manchmal Trends gesetzt: Während der Finanzkrise hatte die Zentralbank mit Sitz in Stockholm im Juli 2009 als erste einen Negativzins beschlossen und den Einlagenzins zwischenzeitlich auf minus 0,25 Prozent abgesenkt. Jetzt könnte sie wieder zum Vorreiter werden, allerdings in die andere Richtung: Als erste größere Zentralbank beendet die älteste Notenbank der Welt ihre Negativzinspolitik und erhöht den Leitzins von minus 0,25 Prozent auf null Prozent. Das gab die Reichsbank am Donnerstag bekannt.

Den Schritt begründeten die Schweden vor allem mit der Inflation, die seit Anfang 2017 nah an der angestrebten Teuerungsrate von zwei Prozent liege. Einstimmig war der Beschluss nicht: Zwei Mitglieder des Rats sprachen sich gegen die Anhebung des Zinssatzes aus, die am 8. Januar in Kraft treten wird. In den vergangenen fünf Jahren rangierte der Leitzins Schwedens stets im negativen Bereich. Damit sollte die Aufwertung der Krone gedämpft und die Wirtschaft des skandinavischen Landes gestärkt werden.

Dieses Ziel hat Schweden erreicht, schließlich ist die Wirtschaft in den vergangenen Jahren stets gewachsen - wenn auch zuletzt nicht mehr ganz so deutlich. "Ähnlich wie andere Volkswirtschaften hat die schwedische Wirtschaft eine Phase mit geringerem Wachstum erreicht", heißt es im Statement der Notenbank. Man sei zurück in der "Normalität".

Schweden verhält sich mit der Zinsanhebung gegenläufig zum Trend. Viele andere Notenbanken weltweit haben zuletzt ihre Geldpolitik eher gelockert - so auch die Europäische Zentralbank (EZB). Unter der Führung der neuen Chefin Christine Lagarde hatte der EZB-Rat den Leitzins im Euro-Raum in der vergangenen Woche unverändert bei null Prozent belassen. Banken müssen weiter Negativzinsen von 0,5 Prozent zahlen, wenn sie Geld bei der Zentralbank parken. Lagarde hatte schon nach ihrem Amtsantritt betont, dass sie eine sehr lockere Geldpolitik im Euro-Raum auf absehbare Zeit für nötig hält.

Da in Schweden schon länger über das Ende der Negativzinspolitik diskutiert wurde, zeigten sich die meisten Analysten nicht sonderlich überrascht über den Schritt. "Gelingt in Schweden der Ausstieg aus der Negativzinspolitik, ohne größere wirtschaftliche Blessuren zu hinterlassen, wäre dies regelrecht eine Aufforderung an die EZB, es dem nordischen Beispiel gleich zu tun", sagte Chefökonom Thomas Gitzel von der Liechtensteiner VP Bank.

Einige Experten waren der Ansicht, die schwedische Notenbank hätte die Zinsen schon früher erhöhen müssen, als die Wirtschaft besonders gut lief. Die schwedische Krone legte nach der Entscheidung zum Euro zu.

© SZ vom 20.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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