Geldautomaten:Mit dem Euro sparen

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Die Aufsteller von Warenautomaten halten auch im kommenden Jahr an glatten Geldbeträgen fest - bisweilen zum Vorteil der Verbraucher.

Jörn Bachem

Ob für die Fahrkarte, den Parkschein, Bargeld oder Zigaretten: Nicht nur außerhalb der Geschäftszeiten ist man oft auf Automaten angewiesen. 2,4 Millionen davon zählt der Verband der Deutschen Automaten-Industrie (VDAI) in Deutschland.

Und alle müssen im kommenden Jahr in der Lage sein, Euro-Münzen oder -Scheine anzunehmen und richtig zu registrieren.

Eine Mammutaufgabe, deren Kosten der VDAI allein für so genannte Unterhaltungsautomaten (vom Flipper über Glücksspiel bis zur Musikbox) auf 1,1 Milliarden DM schätzt. Die Aufsteller von Zigarettenautomaten setzen für ihre 830000 Geräte sogar bis zu 1,5 Milliarden DM an.

Viele alte Automaten

Nicht alle Automaten werden schon zum ersten Januar umgerüstet sein. Die Verkaufsautomaten, die nur eine Währung erkennen können, schlucken oft noch bis zum 31. Dezember nur DM und müssen dann zügig umgebaut oder ausgetauscht werden.

Wie viele Automaten zum 1. Januar Euro-fähig sein werden, sei nicht vorherzusagen, heißt es beim VDAI.

Das sieht Harro Bunke, Geschäftsführer des Bundesverbandes der Automatenunternehmer (BA), genauso. Moderne elektronische Automaten könnten zwar Euro und DM parallel annehmen. Deren Anteil schätzt er aber auf nur zehn bis 20 Prozent.

Und auch diese Verkaufsgeräte bräuchten noch ein "Fein-Tuning" mit den Euro-Münzen.

Vor September, wenn der Handel mit dem ersten Bargeld beliefert wird, könne nicht viel geschehen, sagt Bunke. Nicht viel Zeit für die zumeist mittelständischen Unternehmer, die aus Kostengründen oft die Automaten noch selbst warten und dann auch noch umstellen müssen.

Fahrschein im Zug

Wer als Kunde im neuen Jahr vor einem Automaten steht, könnte also ein Problem mit dem richtigen Kleingeld haben. Was tun? Schnell alles in Euro tauschen oder lieber DM-Münzen beiseite legen? Ein Streifzug durch die Welt der Automaten.

Bahnfahrer müssen sich wegen des Fahrscheinkaufs an den 6500 bahneigenen Münzautomaten keine Gedanken um den Inhalt ihrer Geldbörse machen.

An Bahnhöfen, wo mehr als ein Automat steht, werden schon im Dezember bis zu einem Drittel der Geräte Euro-fähig gemacht.

Auf Strecken, an denen Bahnhöfe mit nur einem Automaten stehen, werden die Schaffner am Tag der Umrüstung informiert sein. Die Fahrgäste können dann ohne Aufschlag im Zug lösen, verspricht Bahn-Sprecher Steffen Felger.

Ende Januar sollen zwei Drittel, bis zum 28. Februar die restlichen Geräte für den Euro ausgetauscht sein. Wem das Kleingeld ausgegangen ist, kann an einem der 3500 Fernverkehrsautomaten auch Nahverkehrstickets mit EC- oder Kreditkarte bezahlen.

Sparkassen sind gerüstet

Auch die Sparkassen sind für den Euro gerüstet. Schon nach den Weihnachtstagen würden an den Standorten mit zwei und mehr Geldautomaten mindestens die Hälfte umgestellt und bis Neujahr stillgelegt, kündigt der Euro-Beauftragte ihres Dachverbandes, Reinhold Rickes, an.

Wo nur ein Automat stehe, würde dieser um Mitternacht abgeschaltet und im Laufe des 1. Januars mit Euro bestückt.

Um auf der sicheren Seite zu sein, rät Rickes allen Bank-Kunden, bei ihrer Filiale nachzufragen, bis wann sie DM und ab wann Euro abheben können.

"Noch ein paar Mark für Kondome"

Wen in der Silvesternacht die Leidenschaft überkommt, der sollte noch "ein paar Mark in der Tasche" haben, sagt Herrmann Viehhauser.

Gleiches gelte für die ersten sieben bis 14 Tage des neuen Jahres. In diesem Zeitraum, in dem die DM nach Schätzungen der Deutschen Bundesbank aus den Geldbeuteln der Deutschen verschwinden soll, versucht der Chef der Orion Warenautomaten GmbH seine rund 6000 Kondomautomaten in Bayern und Baden-Württemberg umzurüsten.

Weil zwei Kondome bei ihm künftig einen Euro statt zwei DM kosten werden, sparen gesundheitsbewusste Liebende gut zwei Cent oder fast 4,5 Pfennig.

Nicht viel Geld, aber nach 44 Kondomkäufen mit dem Euro springt immerhin eine Gratispackung dabei heraus.

Kostenlos Parken

Zigarettenraucher können sich über den gleichen Effekt freuen: Sie werden ab 1. Januar am Automaten sogar 13 Pfennig weniger zahlen müssen.

Weil das Päckchen dort statt sechs DM nicht den entsprechenden Preis von 3,07 Euro kosten kann, müssen die Automatenaufsteller auf glatt drei Euro abrunden. Bei den derzeit 21 Zigaretten pro Päckchen soll es bleiben.

Jedenfalls bis zur nächsten Preiserhöhung.

Spielhöllen

Szenenwechsel in die deutschen Spielhöllen: Nicht nur die Automatenaufsteller machen Euro-Geschenke, auch die Bundesregierung.

Sie hat die Glücksspielverordnung geändert, mit der sie den Mindesteinsatz an den Groschengräbern bestimmt. Er beträgt ab 1. Januar 20 Cent statt 40 Pfennig. Minus 2,21 Prozent.

Allerdings fällt dann auch der Gewinn entsprechend geringer aus.

Autofahrer können ihren DM- Münzen-Vorrat im Handschuhfach am 1.Januar auflösen.

Zum einen bauen manche Kommunen einzelne alte Parkuhren ab, weil ihre Umrüstung mehr kostet als die Gemeinde an ihnen verdient.

Kostenlos parken kann man aber vor allem da, wo Parkuhren und Parkscheinautomaten noch ausschließlich DM annehmen. "Die Rechtslage ist eindeutig", erklärt Helmut Mohl vom Deutschen Städtetag, "denn die DM ist dann nicht mehr gesetzliches Zahlungsmittel."

Doch es gilt, genau auf die Schilder zu schauen. Wo die Parkzeit beschränkt ist, müssen Autofahrer die Parkscheibe hinter die Windschutzscheibe legen. Und rechtzeitig wegfahren. Sonst hält die Freude am Gratis-Parkplatz nicht lange vor.

Aufruf zur Gelassenheit

Überall sind Automaten und überall kann der Kunde auf genau den Automaten treffen, der gerade die Währung verlangt, die er nicht hat.

Der BA-Geschäftsführer rät zur Gelassenheit. In der ersten Januarwoche sollte man noch einige DM-Münzen haben.

"Aber dann sollen die Leute das Geld ausgeben wie sonst auch", empfiehlt Bunke. Denn bald danach wird es nur noch Euro-Automaten geben. "Der finanzielle Druck durch Umsatzeinbußen ist groß", sagt er. "In den ersten 14 Tagen müssen wir es schaffen."

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