Geländewagen:Völlig losgelöst

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Trotz der hohen Benzinpreise floriert das Geschäft mit den Lifestyle-Geländewagen. Doch vielleicht nicht mehr lange.

Bei dem am Freitag eröffneten Pariser Automobil-Salon, der führenden Fachmesse der Welt, präsentieren zahlreiche Hersteller neue Modelle aus der boomenden Flotte der Sport Utility Vehicles (SUV).

Das neue Modell des Geländewagens Hummer H2 von General Motors. (Foto: Foto: AP)

Die Autokonzerne folgen damit einer Nachfrage, die von hohen Spritpreisen und Umweltsorgen völlig losgelöst scheint.

Branchenkenner sehen in den spritfressenden Lifestyle-Karossen sogar den am schnellsten wachsenden Teilmarkt.

Der Hummer wird kleiner

Allerdings geht die Entwicklung eher zu kleineren SUV-Modellen - etwa zum BMW X3, dessen Diesel-Version in Paris erstmals vorgestellt wird, oder zum Hummer H3 aus dem Hause General Motors, der kleiner ausfällt als der H2.

Der Hummer H4, der bereits angedacht ist, werde "noch kleiner" sein als der H3, kündigte General-Motors-Manager Paul Chedid auf dem Pariser Salon an. Auf dem Markt der Lifestyle-Geländewagen habe eine Diversifizierung eingesetzt.

Ein Teil der Kunden setze auf imposante Größe und Power, andere suchten ein Modell nach dem Zuschnitt eines kleinen Kraftpakets. Auch die deutschen Autobauer Porsche, Mercedes, VW und BMW mischen auf diesem Markt kräftig mit.

Nachdem der BMW X5 gut verkauft wird, kommt nun das Nachfolgemodell X3 zum Zuge, Porsche setzt auf den Cayenne, Mercedes stellt in Paris seinen Sports Tourer vor. Diese Misch-Komposition aus Limousine, Van und Geländewagen ist nach den Worten von Mercedes-Chef Jürgen Hubbert "ebenso geeignet für Familien wie für den Gebrauch in Freizeit und Beruf".

Alle wollen mitverdienen

Inzwischen mischen sich in das Lifestyle-Segment soger Hersteller ein, von denen das zunächst niemand erwartet hätte. So präsentiert der italienische Autobauer Alfa Romeo in Paris seinen neu konzipierten Crosswagon, der als "Sportwagen" durchgehen soll, zugleich aber auch als Ferienkutsche.

Und Kia, das Partner-Unternehmen des südkoreanischen Hyundai-Konzerns hat das Modell Sportage aufgepeppt, das 1993 erstmals produziert worden war. Auch Volvo sucht sich Marktanteile zu sichern - mit dem XC 90 V8, einem Wagen für sieben Insassen, der sich weit vom klassischen Volvo-Design entfernt.

Kopfschmerzen bereitet den SUV-Verfechtern, dass es in Metropolen wie Paris und London neuerdings Initiativen gibt, um die PS-starken Karossen aus den Innenstädten fernzuhalten. Hierzulande soll zudem ein Schlupfloch geschlossen werden, das für Besitzer von Autos über 2,8 Tonnen deutlich geringere Kfz-Steuern bringt. Ein Kaufanreiz für einen Teil der SUVs würde damit wegfallen.

Nachholbedarf in Europa

Gegner der Lifestyle-Autos verweisen zudem auf die Sicherheitsrisiken, die von den monströsen Wagen auf Fußgänger und Insassen von Kleinwagen ausgehen, sowie auf ihren teilweisen enormen Spritverbrauch. Ganz sicher können die Hersteller deshalb nicht sein, dass der Boom bei den Lifestyle-Geländewagen noch lange anhält.

In den ersten acht Monaten des Jahres wurden in den USA 570.000 Sport Utility Vehicles verkauft - das waren zwar ein Prozent mehr als im Vorjahr, aber in den Vorjahren waren die Zahlen noch sprunghaft angestiegen. Beim Ford-Modell Expedition und beim Sequoia von Toyota gibt es sogar schon regelrechte Absatzeinbrüche.

Der wichtige US-Markt hat damit möglicherweise seine Wendemarke erreicht. Dennoch rechnen Experten damit, dass in Europa noch Raum für Zuwächse ist. Denn auf dieser Seite des Atlantiks ist der Trend zum Lifestyle-Wagen noch relativ neu.

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