Gebühreneinnahmen brechen weg:Gelber Sack - ab in die Tonne

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Alarmruf des Dualen Systems: Das Recycling von Verpackungsmüll ist bedroht, weil eine Finanzierungslücke das gesamte System zusammenbrechen lassen könnte.

Angesichts dramatisch sinkender Gebühreneinnahmen warnen Betreiber der dualen Systeme vor einem Aus für den gelben Sack und gelbe Tonnen. Die neun dualen Systeme in Deutschland, die das Recycling von Verpackungsmüll organisieren, sehen eine bedrohliche Unterfinanzierung, die das gesamte System zusammenbrechen lassen könnte. Das sagte Mirko Sickinger, Geschäftsführer der Gemeinsamen Stelle dualer Systeme (GSDS), zu einem entsprechenden Bericht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

Sollte das duale System kollabieren, sind auch der gelbe Sack und die gelbe Tonne weg. (Foto: Foto: dpa)

Grund der Misere: Viele Unternehmen, die Verpackungsmüll in den Handel bringen, hätten noch keine Verträge über dessen Entsorgung abgeschlossen, erklärte Sickinger.

Weniger Verpackungsmüll gemeldet

Die Unternehmen müssen die erwartete Verpackungsmenge bei den dualen Systemen lizenzieren lassen und dafür bezahlen. Die dualen Systeme leben von diesen Lizenzentgelten (Gebühren) und sorgen dafür, dass die vereinbarten Müllmengen aus dem Verkehr gezogen werden.

Nach vorläufigen Zahlen ist für das erste Quartal 2010 insgesamt fast ein Drittel - etwa 80.000 Tonnen - weniger Verpackungsmüll gemeldet worden als ein Jahr zuvor mit gut 270.000 Tonnen, sagte Sickinger. Tatsächlich hat die Müllmenge aber nach Branchenangaben nicht abgenommen.

Die dualen Systeme melden pro Quartal an die "Gemeinsame Stelle" in Köln, welche Mengen sie unter Vertrag haben. Die GSDS errechnet dann den Marktanteil der neun Unternehmen - und danach errechnen sich wiederum deren Kosten für das Sammeln des Verpackungsmülls, das sie in Auftrag geben.

Der frühere Monopolist Duales System Deutschland GmbH (Grüner Punkt) hatte jüngst eine "augenscheinliche Unterschlagung" von Müllmengen kritisiert.

"Abenteuerliche Kalkulationen"

Es drohe eine unfaire Verteilung der Kosten unter den konkurrierenden dualen Systemen. Dabei kritisierte das Kölner Unternehmen auch unkorrektes Verhalten bei den Mitbewerbern, die etwa mit "abenteuerlichen Kalkulationen" dem gesamten Markt schadeten.

Die GSDS regelt das Miteinander der dualen Systeme, die alle dieselben Sammelsysteme gelbe Tonne, gelber Sack, Altpapiersammlung und Altglascontainer nutzen.

Sickinger sagte, die Unternehmen seien nun um Nachmeldung gebeten - möglicherweise seien Verträge für das erste Quartal abgeschlossen, aber noch nicht an die Stelle gemeldet worden.

Sollte das bestehende Duale System kollabieren, sei auch die gelbe Tonne weg. "Dann muss das ganze Thema zurück in die kommunale Hand und da besteht die Besorgnis, dass das für die Verbraucher nicht die preiswerteste Lösung werden wird."

© sueddeutsche.de/dpa/pak - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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