Gebühren für Lkw:Abseits der Mautobahn

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Endlich ist die Maut da, das System scheint zu funktionieren, und die Brummies müssen zahlen — aber nicht auf Bundesstraßen. Wer will, kann die Gebühr umfahren. Das ist dem Verkehrsminister gar nicht recht.

Von Ulf Brychcy

Das Bundesverkehrsministerium lässt derzeit untersuchen, ob die Lkw-Maut auf einzelne Bundesstraßen ausgeweitet werden muss.

Müssen die Toll Collect-Mitarbeiter bald auch den PKW-Fahrern erklären, wie neuen Maut-Terminals funktionieren? (Foto: Foto: AP)

"Es laufen bundesweit auf bestimmten Straßenabschnitten manuelle und automatische Verkehrszählungen", sagte ein Sprecher von Verkehrsminister Manfred Stolpe (SPD).

Das Ministerium will auf diesem Weg überprüfen, ob zahlreiche Spediteure die nun mautpflichtigen Autobahnen meiden und statt dessen kostenlos bestimmte Bundesstraßen befahren. "Wir haben ein Ingenieurbüro mit den Messungen beauftragt", stellte der Sprecher fest.

Zudem zählten die Bundesländer an bestimmten Punkten, an denen etwa Bundesstraßen nahezu parallel zu Autobahnen verlaufen, die Lastwagentouren.

Erste Ergebnisse gibt es zehn Tage nach dem Start des Mautsystems noch nicht. Der ADAC beteiligt sich ebenfalls an Verkehrsmessungen und hat im Dezember, also vor dem Mautstart, im Bundesgebiet fünf neuralgische Streckenabschnitte untersucht.

Ausweichler vorrangig im Nahverkehr

"Im Februar wollen wir dann wieder zählen", teilte der Automobilclub mit. Schon jetzt zeichne sich allerdings ab, dass es Ausweichfahrten vor allem im Nahstreckenbereich geben werde.

"Im Fernverkehr dürfte dies kein Thema sein, da die Umwege über Bundesstraßen zu zeitraubend und die Mautersparnisse zu gering sind", sagte ein ADAC-Mitarbeiter.

Als Beispiel nannte der ADAC in Dortmund die B1 und die B236n, die im Ruhrgebiet teilweise parallel zur Autobahn verlaufe. Ein Speditionsbetrieb habe seine Fahrer angewiesen, statt der Autobahn die Bundesstraße zu benutzen. "Die Mautersparnis beträgt aber pro Strecke nur einen Euro", sagte der ADAC-Mitarbeiter.

Neue Mautregelung frühestens im Januar 2006

Wir sammeln sämtliche Erkenntnisse", stellte der Ministeriumssprecher fest. Falls es in einzelnen Regionen spürbaren Ausweichverkehr gebe, werde man diese Straßenabschnitte ebenfalls mit einer Mautpflicht belegen. Eine generelle Lastwagen-Maut auf Bundesstraßen schließt das Ministerium allerdings kategorisch aus. Dies sei unter anderem nicht EU-konform.

Ohnehin ist es technisch frühestens ab Januar 2006 möglich, das mautpflichtige Straßennetz auszuweiten. Dann soll der Mautcomputer (OBU) in den Fahrerkabinen in der Lage sein, entsprechende Änderungen zu registrieren.

"Keine PKW-Maut"

Zudem benötigt der Maut-Betreiber Toll Collect einige Monate, um einzelne Bundesstraßen-Abschnitte in das System einzuspielen. "Je stärker die Straße durch bebautes Gebiet führt und je mehr Abzweigungen und Kreuzungen es gibt, desto länger dauert dies", hieß es bei Toll Collect.

Die Bundesregierung stellte zudem erneut klar, dass es keine Pkw-Maut geben wird. "Die Pkw tragen durch die Mineralöl- und Kfz-Steuer ausreichend zu den Wegekosten bei", bekräftigte der Ministeriumssprecher. Am Wochenende hatte auch Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) erneut eine Pkw-Maut auf Autobahnen ausgeschlossen.

Zuvor hatten Parlamentarier der SPD-Bundestagsfraktion eine entsprechende Wegegebühr gefordert. Diese Politiker fühlten sich offenkundig durch den erfolgreichen Start des Lkw-Mautsystems dazu ermuntert.

© SZ vom 11.1.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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