Gebrauchtwagen-Nepp:Von Online-Schnäppchen, die gar keine sind

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Wer übers Internet ein Auto sucht, sollte sich vor allzu günstigen Preisen in Acht nehmen: Dahinter stecken häufig organisierte Betrügerbanden, die mit Phantomangeboten weit unter Listenpreis locken.

Die Schwindler sseien dabei nur auf die Vorkasse gutgläubiger Interessenten aus, warnten Experten des ADAC-Rechtsforums zu Fallstricken beim Autokauf via Internet.

"Finger weg, wenn die Offerte zu schön klingt um wahr zu sein", riet ADAC-Jurist Ulrich May. Nach den Erfahrungen des Autoclubs, von Verbraucherschützern und der Kriminalpolizei werden die Methoden der Betrüger immer ausgefeilter, ihre Maschen immer trickreicher.

Die europaweit agierenden Drahtzieher bekommen die Ermittler dabei so gut wie nie zu fassen, wie Lothar Fischer von der Kriminalpolizei Kempten sagte.

In jüngster Zeit hätten sich die Fälle dreister Abzocke per Vorauskasse ins Ausland, in der Regel nach England oder Holland, gehäuft. Die Täter arbeiten den Erkenntnissen zufolge dabei meist nach einem ähnlichen Grundmuster: Angelockt werden potenzielle Käufer mit Hilfe unschlagbarer Billig-Offerten, die angegebene Telefonnummer in Deutschland gibt es aber nicht.

Vermeintliche Not-Verkäufe

Der vermeintliche "Not"-Verkäufer des Fahrzeugs im "Top-Zustand" sitzt in der Regel im Ausland, der Kontakt läuft per E-Mail, meist in Englisch. Dem Interessenten wird versprochen, das Schnäppchen gegen Vorkasse zu liefern. Angeblich soll die Überweisung durch eine Treuhandgesellschaft abgesichert sein. Die gibt es aber nie, wie Kriminalhauptkommissar Fischer betont.

Ein weiterer Haken: Wird die Vorauszahlung über den weltweiten Finanzdienstleister Western Union abgewickelt, landet das Geld des Käufers nicht auf einem Auslandskonto, sondern kann direkt vom Empfänger abgeholt werden. Dessen Ausweis sei oft gefälscht, seine Spur verliere sich dann, so die Ermittler. Das überwiesene Geld sei dann weg.

Auch Geschäfte, die über Auslandsschecks abgewickelt werden, seien mit Vorsicht zu genießen, unterstrich Klaus Elsner, Geschäftsführer des Bankenverbands Hessen.

Niemals Vorkasse an Unbekannte

Peter Schmid, Geschäftsführer der Internet-Plattform "AutoScout 24", appellierte an alle Kaufinteressenten, niemals Vorkasse an Unbekannte zu leisten. Besonders attraktive Angebote seien in der Regel 'Blender'. "50 Prozent Abschlag aufs Auto gibt es nicht" - wie es auch Wunder nicht gebe, betonte Schmid.Wer im Internet auf dubiose Anzeigen stoße, solle das sofort der Vermittler-Plattform melden, sagte auch Karsten Böhlke von "mobile.de". Die Anbieter setzten alles daran, Phantominserate zu löschen.

Berthold Färber, Psychologieprofessor der Bundeswehruniversität in München, riet dazu, auffallend günstige Angebote stets kritisch zu hinterfragen. Der Glaube an die billigsten Preise im weltweiten Netz lasse die Menschen leichtsinnig werden. Eine Kaufentscheidung solle außerdem niemals getroffen werden, ohne sich vorher mit Vertrauten besprochen zu haben.

Nach ADAC-Einschätzung werden inzwischen drei Viertel aller Gebrauchtwagenverkäufe im Internet angebahnt. Rund 2,3 Millionen Gebrauchte werden den Angaben zufolge allein auf den zwei Plattformen von Autoscout 24 und mobile.de angeboten.

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