Gea:Mehr Verantwortung für die Sparten

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GEA Sitz Düsseldorf (Foto: PR/GEA)

Der kriselnde Anlagenbauer gliedert seine Geschäfte neu. Dabei folgt Gea einem Trend.

Von Benedikt Müller, Düsseldorf

Neuer Mann an der Spitze, neue Strategie: Vorstandschef Stefan Klebert will den Anlagenbauer Gea Group aus Düsseldorf gehörig umbauen. Das M-Dax-Unternehmen will sich künftig in fünf Geschäftsbereiche untergliedern, die je einen eigenen Vorstand und mehr Freiheiten erhalten sollen. Das hat Gea am Montag mitgeteilt. "Jeder, der eine Division leitet, trägt zukünftig auch die Verantwortung für das entsprechende betriebswirtschaftliche Ergebnis", kündigt Klebert an. Der Konzern wolle so "unternehmerisches Handeln" fördern und mehr Transparenz schaffen. "Das ist der Schlüssel zur Steigerung unserer Profitabilität", sagt Klebert. Der 53-Jährige steht seit Frühjahr an der Vorstandsspitze.

Gea, 1881 als Metallgesellschaft gegründet, baut Anlagen für die Nahrungsmittel- und Chemieindustrie. Die Firma mit gut 18 500 Beschäftigten stellt etwa Verpackungsmaschinen und Kältetechnik, Ventile und Pumpen für Molkereien und Brauereien her. Trotz des jahrelangen Booms im hiesigen Maschinenbau steckt Gea in der Krise. Kleberts Vorgänger Jürg Oleas trat im Februar zurück, nachdem er seine eigenen Gewinnziele kassiert hatte. Die Gea-Aktie hat in den vergangenen drei Jahren mehr als ein Drittel an Wert verloren.

Künftig will sich die Unternehmenszentrale auf jene Aufgaben konzentrieren, in denen die Synergien zwischen den Geschäftsfeldern noch am größten sind: allen voran den Einkauf, die Produktion und die Logistik. Die Dachgesellschaft soll zudem für IT, Finanzen und Personal zuständig bleiben. Gea will die neue Struktur von Oktober an schrittweise einführen. Wie viel der Umbau kurzfristig kostet, teilt der Konzern zunächst nicht mit. Dennoch hat die Gea-Aktie am Montag zu Handelsstart gut ein Prozent an Wert gewonnen.

Bereits im Mai hatte der Anlagenbauer angekündigt, dass er weltweit bis zu 250 Stellen abbauen will. Dafür will Gea zunächst bis zu 45 Millionen Euro zurückstellen. Das Unternehmen sei "im Kern gesund" und habe kein Nachfrage- sondern ein Ergebnisproblem, sagte Klebert. Im vergangenen Jahr hat Gea einen Umsatz von gut 4,8 Milliarden Euro erwirtschaftet.

Dass sich Industriekonzerne zu schlanken Dachgesellschaften wandeln und ihren einzelnen Geschäftsbereichen mehr Verantwortung einräumen, entspricht derzeit einem Zeitgeist in der Wirtschaft. Als Vorbild gilt hierzulande Siemens; die Münchner haben gleich mehrere Sparten als eigenständige Firmen an die Börse gebracht. Neuerdings wollen sich etwa auch Daimler und Thyssenkrupp zu Industrieholdings mit kleineren Zentralverwaltungen entwickeln. Die Unternehmen hoffen, dass ihre einzelnen Geschäfte so schneller und flexibler reagieren können, wenn sich deren Märkte verändern.

© SZ vom 25.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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