Zu ihrem Italiener pflegen viele Deutsche eine fast innige Beziehung. Was ihnen im Ristorante bei so manchem Mario serviert wird, verdirbt dessen Landsleuten oft den Appetit. Oben auf der schwarzen Liste der verfälschten Traditionsgerichte stehen die spaghetti alla carbonara. Vor einem Teller mit Sahnesoße, in der Nudelfäden schwimmen, ekeln sich Italiener. Ihre carbonara macht nur Eigelb so schön cremig.
Bei vielen der 90 000 Auslands-Italiener in der Welt geht es nicht besser zu. "Die Franzosen mögen die italienischen Namen, aber sie wollen den französischen Geschmack nicht missen", sagt Riccardo Bernabei, der im Pariser Libertino kocht. Nun ist die Geschichte der Perversionen der guten italienischen Küche lang. Pizza mit Ananas oder Parmesankäse auf Meeresfrüchten - das erleben die Italiener seit Jahrzehnten als Beleidigung ihres gastronomischen Erbes. Neu ist der Versuch, der Verfälschung Einhalt zu gebieten.
Das Mailänder Prüfunternehmen Asacert hat mit der Zertifizierung von Restaurants im Ausland begonnen, die mit italienischer Küche werben. Gecheckt wird, ob die verwendeten Produkte auch tatsächlich italienischer Herkunft sind. Die Prüfer begutachten außerdem das Menü und die Rezepte. Auch auf das Personal in der Küche und am Tisch haben sie ein Auge. Wer den Italiener-TÜV besteht, darf sich mit dem Label "ITA 0039 / 100 % Italian Taste" schmücken. Eine App weist Restaurantbesucher auf die "echten Italiener" hin.
Asacert-Gründer Fabrizio Capaccioli erklärt: "In der Gastronomie gibt es weltweit viele Fakes, die nur das italienische Label ausnutzen und vor denen wir uns schützen müssen." Während die Herkunft der Lebensmittel im Handel strengen Kontrollen unterliegt, entgehe die Gastronomie jeglicher Prüfung, sagt er. Ins Leben gerufen hat er die Initiative zusammen mit dem italienischen Landwirtschaftsministerium und dem Bauernverband Coldiretti.
Asacert vergibt ein Rating von null bis 100. Mindestens 40 Prozent müssen die geprüften Restaurants erreichen, um das Zertifikat zu erhalten. Besonders streng wird auf die verwendeten Zutaten geachtet. "Es reicht, wenn wir in der Küche ein gefälschtes Produkt finden, um durchzufallen", sagt Capaccioli. Ein Problem sei es auch, wenn in der Küche kein einziger Italiener steht. In Großbritannien hat Asacert die ersten 60 Restaurants getestet. Zehn Lokalen verweigerte man das Zertifikat. Die Prüfung erfolgt natürlich auf freiwilliger Basis. Das Interesse ist groß. "Viele möchten sich von Trittbrettfahrern abgrenzen, die die italienische Küche entstellen", sagt Capaccioli.