Gas-Lieferung nach Deutschland:Eon beklagt massive Probleme

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Der russisch-ukrainische Gas-Streit führt nun erstmals auch in Deutschland zu deutlichen Lieferausfällen. Marktführer Eon Ruhrgas warnt vor "massiven" Einschränkungen.

Es sei damit zu rechnen, dass am zentralen Gasübergabepunkt, der Grenzstation Waidhaus in Bayern, in Kürze die über die Ukraine transportierten Gasmengen komplett ausfielen. Auch der Versorger Wingas berichtete über gekürzte Gaslieferungen. Die beiden anderen großen Gasversorger, RWE und der Leipziger Importeur Verbundnetz Gas (VNG), stellten hingegen bislang noch keine Einschränkungen fest.

Gas-Lieferung nach Deutschland: Eon beklagt massive Probleme (Foto: Foto: dpa)

Seit Dienstag gibt es in großen Teilen Europas Lieferausfälle bei russischem Gas, das über die Ukraine nach Westeuropa geliefert wird. Russland hatte der Ukraine am 1. Januar den Gashahn zugedreht, weil sich das Land gegen höhere Gaspreise wehrt. Die Führung in Moskau beschuldigt den Nachbarn seitdem, die Transitleitungen nach Europa anzuzapfen, um Gas für die eigene Versorgung abzuzweigen. Der russische Monopolist Gazprom drosselte deshalb laut eigenen Angaben die Lieferungen über die Ukraine am Dienstag um 65,3 Millionen Kubikmeter Gas. Es gehe um die Menge, die die Ukraine in den vergangenen Tagen illegal aus Transitleitungen abgezapft habe. Die Europäische Union protestierte gegen die Lieferausfälle in Deutschland und weiteren Teilen Europas bei russischem Erdgas.

Die deutsche Gasbranche sieht trotz erster Lieferausfälle keinen Grund zur Panik. "Die Verbraucher können sich auf eine sichere Versorgung mit Erdgas verlassen", sagte der Geschäftsführer des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), Martin Weyand, am Dienstag in Berlin. Deutschland beziehe zu zwei Dritteln Erdgas aus westeuropäischen und deutschen Quellen, 37 Prozent stammten aus Russland. "Die Mengen aus Westeuropa und Deutschland werden unverändert geliefert."

Um die derzeitigen Lieferausfälle aus Russland auszugleichen, könnten die Erdgasmengen aus anderen Ländern wie Norwegen oder den Niederlanden kurzfristig teilweise erhöht werden. "Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, die Erdgaslieferungen über andere Transportwege zu erhöhen", sagte Weyand. Deutschland verfüge mit seinen 46 Erdgasspeichern über die höchste Erdgas-Speicherkapazität in Europa. Die Speicherkapazitäten entsprächen fast einem Viertel des Jahresverbrauchs 2007.

In Deutschland sei derzeit die Versorgung sichergestellt, betonte auch Eon Ruhrgas. "Aber unsere Möglichkeiten stoßen an ihre Grenzen, wenn diese drastischen Lieferkürzungen anhalten und die Temperaturen weiterhin auf sehr niedrigem Niveau bleiben", sagte Eon Ruhrgas-Chef Bernhard Reutersberg. Auch Wingas spürt erste Lieferkürzungen. "Wir bemerken Mengenkürzungen auf der Transitroute durch die Ukraine", sagte ein Wingas-Sprecher. An dem Unternehmen - nach eigenen Angaben drittgrößter Gasversorger Deutschlands - ist der BASF-Konzern beteiligt.

Die Kürzungen wirken sich den Angaben zufolge vor allem auf den österreichischen Markt aus. "Für unsere deutschen Kunden gibt es keine Auswirkungen", sagte der Sprecher. Wingas bezieht 60 Prozent des Erdgases aus Russland, der Großteil davon fließe aber über eine nördliche Route, sagte der Sprecher. Über diese Strecke werde auch Deutschland versorgt.

Der Energiekonzern RWE sieht derzeit keine Auswirkungen auf die Versorgung seiner Kunden. "Wir haben die Lage im Griff", sagte ein Sprecher der Vertriebsgesellschaft RWE Energy in Dortmund. "Selbst ein zeitlich befristeter Lieferstopp ließe sich ausgleichen." Der Sprecher sagte, die RWE-Tochter Transgas in Tschechien spüre aber seit Dienstagmorgen erhebliche Liefereinschränkungen.

Der Leipziger Gasimporteur VNG teilte mit: "Wir haben alle Lieferungen vertragsgemäß erhalten. Die Verträge sind bisher zu 100 Prozent erfüllt worden, und unsere Speicher sind auch voll", sagte eine Sprecherin. VNG ist laut eigenen Angaben der drittgrößte Gasimporteur Deutschlands und beliefert vor allem Stadtwerke in Ostdeutschland. VNG erhält 48 Prozent seiner Gaslieferungen aus Russland, neben dem Weg über die Ukraine gibt es aber auch noch eine Pipeline, die durch Weißrussland führt.

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