Fußball-WM 2006:"Das ist eine Jahrhundertchance"

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Deutsche Hotelbetreiber und Gastronomen wittern im Vorfeld der Fußball-WM 2006 Morgenluft. Das Großereignis soll genutzt werden, um Deutschland als Tourismusziel attraktiver zu machen.

"Das ist eine Jahrhundertchance nicht nur für unsere Branche", sagte Christian Ehlers, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes.

Es komme darauf an, Deutschland als Ganzes dauerhaft und nachhaltig zu vermarkten. Sein Verband rechne mit 3,2 Millionen WM-Besuchern, davon ein Drittel aus dem Ausland, sagte Ehlers.

Das ergebe etwa fünf Millionen Übernachtungen. Der für Hotellerie und Gastronomie erwartete Umsatzschub betrage etwa drei Milliarden Euro.

Gemeinsam mit der Politik und anderen Branchen wolle man das Gastgeberkonzept: "Die Welt zu Gast bei Freunden" mit vielfältigem Leben erfüllen, sagte Ehlers.

Ladenöffnungs- und Biergartenzeiten behindern

Voraussetzung dafür sei allerdings, dass die Politik Hemmnisse und Bürokratie wie rigoros beschränkte Ladenöffnungs- und Biergartenzeiten schnell beseitige.

Die Branche werde Schwarzhandel und Abzockerei mit Übernachtungsmöglichkeiten so weit wie möglich zu verhindern versuchen.

Über die eigens vom Verband gegründete Gesellschaft 2006 FIFA World Cup Accommodations Services biete die Branche ab sofort 50.000 Zimmer in Hotels und Pensionen zu "moderaten Preisen" zwischen 50 und 300 Euro pro Tag und Kopf an.

Mit diesem Kontingent, so Ehlers, könne man den gesamten Bedarf an Übernachtungen während der WM-Tage abdecken.

Für das Gros der Fans, das keine Karten für die Spiele erhält, wolle man Kneipen und Biergärten mit Großbildleinwänden ausrüsten, sagte der Dehoga-Hauptgeschäftsführer, der zugleich mehr Herzlichkeit und Serviceorientierung bei den Gastgebern anmahnte.

Es müsse gelingen, Deutschland über die WM hinaus für das Ausland und den Tourismus attraktiver zu machen. Dehoga-Präsident Ernst Fischer erwartet für die gesamte Branche bereits 2005 ein Umsatzplus von zwei Prozent.

Im abgelaufenen Jahr hatten Hotellerie und Gastronomie noch einen Umsatzrückgang von 1,6 Prozent auf reichlich 55 Milliarden Euro hinnehmen müssen. "Die Stimmung bei uns hellt sich auf", sagte Fischer.

Aufbruchstimmung nach elf Jahren Krise

Fast jeder dritte innerhalb der jüngsten Dehoga-Umfrage befragte Betrieb rechne zwischen Frühjahr und Herbst mit steigenden Umsätzen. Erstmalig seit elf Jahren hätten damit nicht mehr die Pessimisten die Oberhand.

Die Politik müsse die zunehmend positiven Erwartungen von Hoteliers und Gastronomen stärker stützen, forderte der Dehoga-Präsident. Ständig neu aufflammende Reformstreitereien erwiesen sich als "Konsumkiller".

Die Diskussion um Mindestlöhne oder EU-Antidiskriminierungsrichtlinien seien "kontraproduktiv für den Arbeitsmarkt". Trotz rückläufiger Umsätze habe seine Branche 2004 bis zu 30.000 neue Stellen geschaffen.

Bei den Lehrlingszahlen habe man fast fünf Prozent zugelegt und mit knapp 43.000 neuen Auszubildenden einen Rekordwert erzielt. Insgesamt lernten damit mehr als 97.000 junge Menschen einen der sechs gastgewerblichen Ausbildungsberufe.

© SZ vom 19.05.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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