Fußball:Die Fifa, Hanuta und viel Geld

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Der Weltfußballverband verdient gut an der WM. Damit es noch mehr wird, beansprucht die Fifa jetzt auch alle Rechte an den Wortkombinationen von WM, Weltmeisterschaft und Jahreszahl.

Judith Raupp

Der 1. Mai ist ein großer Tag für die Fédération Internationale de Football Association (Fifa). Der Weltfußballverband wird dann an seinen neuen Hauptsitz in bester Züricher Lage umziehen.

Ferrero legt seinen Süßwaren in Deutschland seit 1982 während der Weltmeisterschaften Sammelbilder bei. Früher ging das, jetzt gibt es Streit. (Foto: N/A)

Die Stadt benennt sogar die Straße um, in der die Fifa bald residiert: Adolf Jöhr, lange Jahre Verwaltungsratspräsident der ehemaligen Schweizerischen Kreditanstalt, muss zugunsten der Fifa vom Straßenschild weichen.

1,6 Milliarden Franken für die Fernsehrechte

Das 200 Millionen Franken (130 Millionen Euro) teure Gebäude kann sich die Fifa leisten, weil sie mit dem Verkauf der Fernseh- und Marketingrechte für die Fußballweltmeisterschaften kräftig verdient.

Weltweit bezahlen die Sender einem Fifa-Sprecher zufolge 1,6 Milliarden Franken dafür, dass sie die Spiele der diesjährigen Weltmeisterschaft übertragen dürfen. Und insgesamt 688 Millionen Franken kassiert der Verband von Unternehmen, die mit dem Fußballwettbewerb werben wollen.

Die Fifa besitzt die alleinigen Fernseh- und Marketingrechte. Der Verband schlägt aus dieser Monopolstellung deutlich mehr Kapital als früher. Für die drei Wettbewerbe 1990, 1994 und 1998 zusammen hat die Fifa die Fernsehrechte im Jahr 1987 für 340 Millionen Franken verkauft.

Die Fernsehrechte für die WM 2006 bringen fast fünf Mal so viel. Der Grund: Bis zu Beginn der neunziger Jahre gab es fast nur die öffentlich-rechtliche Sender. Dann kamen die Privaten und buhlten ebenfalls um die Rechte, was den Preis nach oben trieb. Komfortabel ist die Lage der Fifa auch beim Verkauf der Marketingrechte. Der Andrang der Unternehmen ist so groß, dass sich die Fifa den meistbietenden Partner aussuchen kann.

Der Verband versucht seit einiger Zeit, Begriffe wie "WM" oder "Weltmeisterschaft" in Verbindung mit der Zahl des Jahres, in dem die Meisterschaft stattfindet, als Marke schützen zu lassen.

Gegen Firmen, die ohne Lizenzvertrag mit der WM werben, geht die Fifa rigoros vor. Der Verband müsse die Exklusivrechte schützen, sagt Delia Fischer, bei der Fifa für Markenrechte zuständig. Denn die Fifa müsse die Wettbewerbe mit den Einnahmen der Werbepartner finanzieren. Die WM 2006 kostet den Weltfußballverband etwa eine Milliarde Franken.

Im Zusammenhang mit der WM 2006 hat der Verband 1200 Rechtsverletzungen entdeckt. Die meisten seien außergerichtlich erledigt worden, sagt Fischer. Nur 150 Fälle kamen vor Gericht. Der prominenteste Streitfall ist jener mit Ferrero.

Der italienische Konzern legt seinen Süßwaren in Deutschland seit 1982 während der Weltmeisterschaften Sammelbilder von Kickern der deutschen Nationalelf mit dem Aufdruck "WM" bei.

Früher hatte die Fifa nichts dagegen. Seit der Verband Wörter wie WM schützen will, gibt es Streit. Mehrere Gerichte auf deutscher und europäischer Ebene arbeiten an dem Fall. Verschiedene Juristen, die gegen die Fifa antreten, klagen, der Verband betreibe "extremes Lobbying" und spanne "hohe Politiker" ein.

Vierjahres-Budget

Die Fifa wurde 1904 in Paris gegründet und hat ihren Sitz seit 1932 in der Schweiz. Seit 1996 ist sie als Verein im Züricher Handelsregister eingetragen. Seine Aufgabe ist die Verbreitung des Fußballs und das Management der Weltmeisterschaften.

Das Budget wird für vier Jahre festgelegt - von einer WM zur nächsten. In der laufenden Periode vom 1. Januar 2003 bis 31. Dezember 2006 erwartet die Fifa Erträge von 2,1 Milliarden Franken und einen Aufwand von etwa 1,9 Milliarden Franken, woraus ein Überschuss von 169 Millionen Franken resultiert.

Für 2004 weist die Fifa Einnahmen von 740 Millionen Franken, einen Aufwand von 582 Millionen Franken und einen Überschuss von 158 Millionen Franken aus. Zahlen für 2005 liegen noch nicht vor.

Für Löhne und Gehälter der 270 Beschäftigten hat die Fifa 31,7 Millionen Franken aufgebracht. Einzelne Gehälter des Präsidenten Joseph Blatter oder des Generalsekretärs Urs Linsi sind nicht ausgewiesen. Das Eigenkapital gibt die Fifa für 2004 mit 238 Millionen Franken an. Ende dieses Jahres soll es 350 Millionen bis 450 Millionen Franken betragen.

Seit 2001 läuft das Programm Score. Es sollte durch Kostensenkungen und Ertragssteigerungen bis Ende dieses Jahres 310 Millionen bis 510 Millionen Franken generieren. Die Fifa war mit 506 Millionen Franken schon 2004 fast am Ziel - dank der Marketing- und Fernseheinnahmen. Score war aufgelegt worden, weil die Fifa 2001 durch die Pleite der Zuger Vermarktungsgesellschaft ISL in Schwierigkeiten geriet.

ISL vertrieb für die Fifa die Marketing- und Fernsehrechte. Sie wurde verdächtigt, Lizenzeinnahmen nicht an die Fifa weitergeleitet zu haben. Zudem wurden ISL-Mitarbeitern und Fifa-nahen Personen Schmiergeldzahlungen nachgesagt.

Untersuchungsrichter Thomas Hildbrand hat seine Ermittlungen kürzlich abgeschlossen. Der Staatsanwalt muss nun entscheiden, ob er Anklage erheben will. Seit dem ISL-Debakel vermarktet die Fifa die Fernseh- und Werberechte selbst - bisher mit viel Geschick.

© SZ vom 21.02.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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