Fusionspläne:Kartellamt stoppt Holtzbrinck erneut

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Das Bundeskartellamt hat den Kauf des Berliner Verlages mit der "Berliner Zeitung" durch die Holtzbrinck-Gruppe zum zweiten Mal untersagt. Dem Stuttgarter Verlag bleibt jetzt nur noch der Gang vor das Oberlandesgericht Düsseldorf.

Diesen Beschluss teilte das Kartellamt am Mittwoch in Bonn mit. Die Wettbewerbsbehörde hatte Holtzbrinck bereits im Dezember signalisiert, dass es der geplanten Übernahme aus Wettbewerbsgründen nicht zustimmen werde, weil dem Verlag auch der Berliner Tagesspiegel zuzurechnen sei. Nach der Entscheidung hat Holtzbrinck nun noch die Möglichkeit einer Klage vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf.

Die Unternehmen hätten auch nach der Abmahnung des Kartellamts die wettbewerblichen Bedenken des Kartellamtes nicht "ausräumen können", begründete Präsident Ulf Böge den Beschluss.

Der Erwerb des Berliner Verlages hätte zur Entstehung einer marktbeherrschenden Stellung von Holtzbrinck auf dem Lesermarkt für regionale Abonnement-Tageszeitungen in Berlin und dem dortigen Lesermarkt für Stadtillustrierte geführt, hieß es.

Die Anteile am Tagesspiegel, die von Holtzbrinck an Ex-Manager Pierre Gerckens veräußert werden sollten, seien Holtzbrinck zuzurechnen.

Holtzbrinck wollte den Tagesspiegel an Gerckens abgeben, um nach einem ersten Veto des Kartellamtes im Jahr 2002 doch noch die Zustimmung für den Erwerb der Gruner+Jahr-Tochter Berliner Verlag zu bekommen.

"Würdigung der Gesamtumstände"

Die Zurechenbarkeit des Tagesspiegels ergibt sich dem Kartellamt zufolge in erster Linie aus der wirtschaftlichen Beurteilung des zwischen Holtzbrinck und Gerckens geschlossenen Kaufvertrags sowie "unter Würdigung der Gesamtumstände".

Die Absicht des Unternehmens sei es weiterhin, ein fusioniertes Berliner Zeitungsunternehmen aus Tagesspiegel und Berliner Zeitung zu bilden, hieß es vom Kartellamt.

Selbst ohne Zurechnung der von Gerckens gehaltenen Anteile am Tagesspiegel zu Holtzbrinck wäre das Vorhaben demnach nicht genehmigungsfähig, da auf dem Berliner Lesermarkt für regionale Abonnement-Tageszeitungen eine gemeinsame marktbeherrschende Stellung von Holtzbrinck und Gerckens entstünde.

Die Berliner Zeitung ist Marktführerin unter den Abo-Zeitungen in der Hauptstadt, gefolgt von Berliner Morgenpost (Axel Springer Verlag) und Tagesspiegel.

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