Fusionsangebote:Euronext favorisiert NYSE-Angebot

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Das Angebot aus New York sei "attraktiver" als das der Deutschen Börse, teilte das Euronext-Kontrollgremium in Paris mit. Verlierer im Fusionsfieber droht nun die Deutsche Börse zu werden.

Die Amerikaner hatten den Euronext-Aktionären einen Aktientausch und einen Barausgleich im Gesamtwert von acht Milliarden Euro angeboten. Verlierer im Fusionsfieber droht nun die Deutsche Börse zu werden: Die Frankfurter hatten bei Euronext mit einer Fusion unter Gleichen geworben, trotz des Angebotes von der Wall Street ein Nachbessern ihrer Offerte aber ausgeschlossen.

Die Aktionäre von Euronext sollten die beiden Angebote am Dienstag auf der Hauptversammlung in Amsterdam diskutieren, wie der Aufsichtsrat nach seiner Sitzung am Montagabend erklärte.

Anschließend werde der Verwaltungsrat den Anteilseignern auf einer außerordentlichen Hauptversammlung eine endgültige Empfehlung präsentieren. Die NYSE als weltgrößter Börsenplatz hatte den Aktionären der europäischen Vierländerbörse zuvor für 0,98 Anteilsscheine je eine NYSE-Aktie und zudem 21,32 Euro in bar angeboten.

Als Führung schlugen die New Yorker einen Verwaltungsrat mit elf NYSE- und neun Euronext-Mitgliedern vor.

Bei einem Zusammenschluss der Betreiberin der Handelsplätze Paris, Amsterdam, Brüssel und Lissabon mit der New Yorker Börse entstünde ein Unternehmen mit einem Börsenwert von 16 Milliarden Euro, rund fünf Milliarden mehr als die Deutsche Börse.

An den Marktplätzen von Euronext und NYSE würden die Aktien von rund 3800 Unternehmen im Gesamtwert von rund 19 Billionen Euro gehandelt.

Entscheidung in 24 bis 48 Stunden

"Nyse Euronext" wäre der erste wirklich globale Handelsplatz mit beispiellosen Vorteilen für Investoren und Händler auf der ganzen Welt, warb NYSE-Chef John Thain um Zustimmung für seine Offerte. Er rechne "in den nächsten 24 bis 48 Stunden" mit einer Entscheidung.

Die Deutsche Börse, die ihrerseits erst am Freitag ein nachgebessertes Angebot vorgelegt hatte, wollte trotz des Angebots von der Wall Street ihre Offerte nicht nochmals nachbessern. Ein Aufschlag auf den Unternehmenswert sei nicht vorgesehen, erklärte das Unternehmen.

Die Deutschen hatten Euronext schon vor Monaten ein Zusammenschluss unter Partnern angeboten, obwohl sie deutlich größer sind. Doch waren sie auch nach zahlreichen Zugeständnissen bei der französisch dominierten Euronext auf Widerstände gestoßen.

Streitpunkte waren neben dem Sitz des fusionierten Unternehmens auch die Aufteilung der Geschäfte auf die einzelnen Standorte.

Die französische Regierung pochte in Paris erneut auf ihre nationalen Interessen. Egal, ob Euronext am Ende mit der Börse in New York oder Frankfurt fusioniert, Paris müsse "eine sehr starke Aktivität" behalten, sagte Wirtschafts- und Finanzminister Thierry Breton. Er erinnerte an die Bedingungen, die der Finanzplatz stelle. Dazu zählten unter anderem, dass ein Großteil der Handelsaktivitäten in Paris und die französische Finanzmarktaufsicht Autorité des marchés financiers (AMF) zuständig bleibe.

Die Befürchtung, die Deutsche Börse könnte nach dem Vorpreschen der NYSE im globalen Fusionspoker letztlich alleine da steht, ließ die Aktie am Montag einbrechen. Das Papier fiel im elektronischen Handel (Xetra) bis 17.30 Uhr um mehr als 8,5 Prozent auf 101,3 Euro und war damit größter Verlierer im Deutschen Aktienindex (Dax).

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