Fünf-Jahres-Plan der Bahn:Fahrkarten auch im Supermarkt

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Gleich mit einem ganzen Bündel von Maßnahmen will die Bahn neue Kunden gewinnen. Allein mit dem Projekt "Jump" sollen bis 2009 im Fernverkehr 180 Millionen Euro zusätzlich eingenommen werden.

Von Klaus Ott

Mit einem Bündel von Maßnahmen wollen Bahnchef Hartmut Mehdorn und seine Vorstandskollegen mehr Kunden für die Fernzüge (ICE, IC, EC) gewinnen, die hohe Verluste einfahren. Umweltverbände, Vereine, Senioren und Geschäftsreisende sollen gezielt als Fahrgäste geworben werden.

Die Bahn will ihr Angebot attraktiver machen. (Foto: Foto: dpa)

Der neue, bis 2009 gültige Finanzplan des Staatsunternehmens enthält ein Projekt namens "Jump", mit dem die Bahn in den nächsten fünf Jahren im Fernverkehr 180 Millionen Euro zusätzlich einnehmen möchte.

Vorgesehen ist dabei laut Finanzplan auch, "alternative Verkaufskanäle" aufzubauen und beispielsweise "mit einem Discounter zu kooperieren". Darunter sind Handelsketten wie Aldi, Lidl oder die Tchibo-Läden zu verstehen.

Bahn will weitere Schalter schließen

Ein Bahnsprecher erklärte am Freitag auf Anfrage, es gebe "Überlegungen, die Fahrkarten über unsere bisherigen Vertriebskanäle hinaus auch anderweitig anzubieten, um auf diese Weise neue Kunden zu erreichen". Details nannte der Sprecher nicht. Bislang sind die Tickets vor allem über Schalter, Reisebüros, Automaten oder das Internet erhältlich.

An dem Vorhaben, zahlreiche Schalter in kleineren und mittleren Bahnhöfen zu schließen und durch andere Verkaufsstellen wie Kioske oder Automaten zu ersetzen, hält die DB weiterhin fest.

Mehr Kontrollen

Der Vorstand plant außerdem, durch eine "höhere Prüfdichte", also durch häufigere Kontrollen in den Zügen, die Erlöse zu steigern. Das geht ebenfalls aus dem neuen Finanzplan hervor. Wer ohne Ticket angetroffen wird, muss beim Schaffner eine Karte nachlösen. Die DB teilte dazu mit, man sei dazu übergegangen, den Einsatz der Schaffner den Fahrgastzahlen in den Zügen anzupassen.

Womöglich wird die Zugreise generell etwas teurer, falls die Bundesregierung weiterhin darauf beharrt, von der Bahn 64 Millionen Euro pro Jahr für den Einsatz des Bundesgrenzschutzes (BGS) in den Zügen und Bahnhöfen zu kassieren. Es müsse dann unter anderem über "höhere Fahrpreise" nachgedacht werden, ist im Finanzplan vermerkt.

Der Vorstand verweist auf das Oberverwaltungsgericht Koblenz, das vor kurzem ausdrücklich die Möglichkeit genannt habe, die Rechnung für den BGS an die Kunden weiterzureichen.

Das Gericht hatte eine Klage der Bahn gegen das Bundesinnenministerium abgewiesen, das der DB die Kosten für den BGS in Rechnung stellt. Die DB prüft nun, ob sie beim Bundesverwaltungsgericht in Revision geht.

Trotz des Projektes "Jump" geht der Vorstand davon aus, dass die Fernzüge erst 2008 mit einem Gewinn von dann 200 Millionen Euro wieder profitabel sind. Für 2007 wird erstmals nach fünf Jahren ein ausgeglichenes Ergebnis erhofft. Bis dahin kalkuliert die Bahn beim Fernverkehr mit weiteren Verlusten, die von rund 300 Millionen Euro in diesem Jahr auf dann 100 Millionen Euro im Jahr 2006 sinken sollen.

Die Fernzüge verlieren Kunden an die Billigfluglinien. Außerdem gab es in den vergangenen beiden Jahren Einbußen beim Umsatz wegen der schwachen Konjunktur und wegen des gescheiterten Versuches von Mehdorn, ein Frühbuchersystem wie beim Luftverkehr einzuführen. Beim Regionalverkehr kalkuliert die DB bis 2009 dagegen mit stabilen Gewinnen von durchschnittlich 500 Millionen Euro, die auch in diesem Jahr nahezu erreicht werden.

Weniger Gewinn

Die Bahn hat außerdem große Probleme beim Güterverkehr, dessen Erlöse ebenfalls geringer ausfallen als erwartet. Der Vorstand kalkuliert nunmehr bis 2009 mit insgesamt fast zwei Milliarden Euro weniger Gewinn als ursprünglich geplant.

In diesem Jahr ist das Unternehmen erstmals seit 2000 mit einem Überschuss von 200 Millionen Euro wieder profitabel. Weil die Gewinne dann aber weniger stark steigen als zuvor erhofft, kürzt die Bahn 2005 und 2006 ihre Investitionen, die sie selbst finanziert, um 850 Millionen Euro.

Das betrifft vor allem die Transportbereiche, also den Personen- und Güterverkehr. Dort sollen nicht mehr so viele neue Loks und Züge angeschafft werden wie bisher geplant.

Im Jahr 2009, ein Jahr später als ursprünglich vorgesehen, will die DB mit dann 2,3 Milliarden Euro Gewinn und einer von derzeit 14,5 auf dann 8,8 Milliarden Euro verringerten Verschuldung wieder zur alten Finanzlinie zurückkehren.

© SZ vom 10.12.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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