Führungsgespann:Zwei Freunde wollen wir sein

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Daimler-Chef Jürgen Schrempp und sein Chef-Aufseher Hilmar Kopper sind ein seit langem eingespieltes Team, dem bisweilen eine zu große Seelenverwandtschaft nachgesagt wird.

Von Dagmar Deckstein

Jetzt konzentriert sich die Kritik zunehmend auf Konzernchef (Jürgen) Schrempp und den Ober-Kontrolleur (Hilmar) Kopper. Am wenig ruhmreichen Kapitel der Geschichte des größten deutschen Konzerns haben auch Kopper und Schrempp entscheidend mitgewirkt."

Diese Sätze könnten aus einem Bericht zur Einstimmung auf die letztjährige Hauptversammlung des DaimlerChrysler-Konzerns stammen. Damals war die umstrittene Beteiligung am schwächelnden japanischen Partner Mitsubishi in den Mittelpunkt der Aktionärskritik geraten.

Tatsächlich aber stammt das Zitat aus dem Spiegel vom 19. Februar 1996. Auch damals, Schrempps Vorgänger Edzard Reuter war gerade aus dem Aufsichtsrat gedrängt worden, rüstete sich das Duo für die Hauptversammlung.

Zwei Konzepte, gleiche Unterstützung

Die Aktionäre kritisierten, dass Kopper, Chef der Deutschen Bank und Daimler-Aufsichtsratschef, zuerst Edzard Reuter ungerührt seinen integrierten Technologiekonzern (AEG, Dornier, Fokker, MBB) hatte zusammenschmieden lassen. Jetzt, klagten sie, unterstütze er genauso ungerührt Jürgen Schrempp, der gerade die ersten Demontagearbeiten am Werk seines Vorgängers vornahm.

Im ersten Jahr als Vorstandsvorsitzender des Konzerns hatte Schrempp zunächst Aktionäre und Mitarbeiter mit der Ankündigung des Verlustes von sechs Milliarden Mark geschockt, dann die AEG aufgelöst und die Zahlungen für den konkursreifen Flugzeugbauer Fokker - sein früheres "Love Baby" als Dasa-Chef - eingestellt.

Vorstand Jürgen Schrempp und sein Chef-Aufseher sind also ein seit langem eingespieltes Team, das eine gewisse Seelenverwandtschaft aufweist.

Der Westpreuße und Bauernsohn Kopper, 70, arbeitete sich ebenso wie der Kfz-Lehrling aus kleinen Freiburger Verhältnissen, Jürgen Schrempp, 60, zielstrebig nach oben.

Nach der Ermordung des Chefs der Deutschen Bank, Alfred Herrhausen, wurde Kopper 1989 Vorstandssprecher der Deutschen Bank, die heute 10,4 Prozent an DaimlerChrysler hält.

Inbegriff der alten Deutschland AG

Seit 15 Jahren ist Kopper oberster Kontrolleur des Autokonzerns und in seiner Doppelrolle als Vertreter des Großaktionärs sowie des Chefaufsehers ein Inbegriff der alten Deutschland AG.

Der Eindruck, dass beide den Autokonzern in einer Art persönlichem Regiment führen, ist nicht ganz von der Hand zu weisen: So hatte Kopper noch 2003 gesagt, dass DaimlerChrysler-Vorstände jenseits der 60 ihre Verträge immer nur um ein Jahr verlängert bekämen.

Einen Tag nach der Hauptversammlung 2004 wurde aber das Engagement Schrempps, der vergangenen September die Altersgrenze erreichte, bis 2008 bestätigt. Und Kopper wird ihm auch bis zum Ende seiner Amtszeit, das auf die Hauptversammlung 2007 datiert wurde, beiseite stehen.

© SZ vom 6.4.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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