Natürlich kann sich ein im Franchise betriebenes Unternehmen nicht von der allgemeinen Konjunktur abkoppeln. Aber die Ausschläge nach unten fallen oft weniger stark aus. Die Franchisenehmer sind häufig sehr viel engagierter als angestellte Kräfte. Schließlich geht es um ihr eigenes Portemonnaie.
Branchenriese: Pommes-frites-Tüten von McDonald's, einem der größten Franchise-Unternehmen der Welt.
(Foto: ddp)Wachsen kann ein Franchise-System auf mehrere Arten: Indem die bestehenden Partner mehr Umsatz machen. Oder indem der Franchisegeber neue Partner gewinnt. Oder, indem die etablierten Partner neue, zusätzliche Standorte eröffnen.
"Die großen international agierenden Franchise-Ketten gewinnen vor allem deshalb Marktanteile, weil sie Partner haben, die selber expandieren wollen", beobachtet Peckert. Ein Beleg dafür ist die Entwicklung bei McDonald's, einem der größten Franchise-Systeme der Welt: Dort betreibt jeder Partner im Durchschnitt mehr als vier Restaurants. Vor 30 Jahren betrug die Quote erst 1,4. Der größte McDonalds-Betreiber in Deutschland hat gar 40 Restaurants.
Wenn ein Franchisenehmer selbst mehrere Filialen betreibt, entlastet das auch den Franchisegeber von Verwaltungsarbeit. Die Anzahl seiner unmittelbaren Ansprechpartner bleibt gleich, obwohl das System insgesamt wächst.
Eine solche Wachstumsstrategie verlangt freilich einen besonderen Typus von Franchisenehmer. Er muss nicht nur viel Geld mitbringen - meist einen mittleren sechsstelligen Betrag, während sonst nur eine Einstiegsgebühr zwischen 10 000 und 25.000 Euro verlangt wird. Sondern er muss auch betriebswirtschaftliches Know-how und Führungserfahrung besitzen. Und er muss Spaß daran haben, sich unter Umständen in eine für ihn völlig neue Branche einzuarbeiten.
Selten gelernte Bäcker bei Backwerk
Bei Backwerk beispielsweise bewerben sich üblicherweise Menschen als Franchisenehmer, die zuvor in allen möglichen Branchen gearbeitet haben - im Handel, in der Hotellerie. Ganz selten nur sind sie gelernte Bäcker. Viele Hoffnungen setzt die Franchisewirtschaft auf eine neue Klientel: auf die Mitarbeiter im mittleren Management, die derzeit landauf landab von großen Konzernen gegen Abfindungen aussortiert werden. Viele dürften es schwer haben, einen neuen Job zu finden und könnten deshalb eine Karriere als Franchisenehmer in Betracht ziehen.
Wer einen hohen finanziellen Einsatz leistet, wird besonders kritisch nachfragen, wie leistungs- und zukunftsfähig ein Franchisesystem ist. Und wie groß der Einsatz der Zentrale ist, einen neuen Partner zu begleiten - auch, wenn einmal wirtschaftliche Klippen zu umschiffen sind. Nicht selten kommt es zu Streitigkeiten zwischen Franchisegebern und Partnern, weil beide uneins sind, was die jeweils andere Seite versprochen hat zu leisten. Wie derzeit bei der Fast-Food-Kette Burger King. Dort hat die Deutschland-Zentrale kräftig Personal abgebaut und die Franchisenehmer sind sauer, weil sie nach ihrer Meinung zu wenig Unterstützung erfahren, ihr Geschäft anzukurbeln.
Solche und ähnliche Rechtsstreitigkeiten beschäftigen Heerscharen von Anwälten. Da kommt es vor, dass der Franchisenehmer die erste Gelegenheit nutzt, aus dem Vertrag auszusteigen, die Geschäftsidee kopiert und einen eigenen Laden aufmacht. Oder ein Franchisegeber schneidet die Vertriebsgebiete so eng, dass die Partner nicht auf die Beine kommen. Es kommt auch vor, dass die Zentrale einen Vertrag nicht verlängert, weil sie einen gut laufenden Standort selbst betreiben will.
Peckert schätzt, dass unter den knapp 1000 Franchisesystemen in Deutschland allenfalls 100 bis 150 sind, die Firmengründern eine gute Aussicht auf eine sichere Existenz bieten. Nur sie würden Firmengründer gut ausbilden, ausreichend investieren und Geld für Marketingmaßnahmen bereitstellen. Berater Pauli macht die Frage, ob ein System gut oder schlecht ist, vor allem an einem Kriterium fest: der Zukunftsfähigkeit des Geschäftsmodells. Chancen sieht er im Handel, im Handwerk und bei Dienstleistungen, die sich mit den Themen Seniorenbetreuung, Familie und Fitness beschäftigen.