Fonds-Liquidierung:Wenn Anlegern der Rauswurf droht

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Es kann schon einmal vorkommen, dass Fonds geschlossen werden - etwa wenn sie in Modebranchen wie die Biotechnologie investieren. Meist ist für die Kunden bei Fondsschließungen ein kostenloser Wechsel zu einem anderen Fonds möglich - was oft durchaus sinnvoll ist.

Von Thomas Hammer

Nicht nur die Commerzbank-Investmenttochter Cominvest will die Zahl ihrer Publikumsfonds drastisch reduzieren - noch in diesem Jahr soll rund ein Fünftel der Fonds dichtgemacht oder mit ähnlichen Fonds aus dem Konzern verschmolzen werden.

Biotechnologie: Mikrovermehrung von ausgewählten Altlärchen. (Foto: Foto: dpa)

Auch die HypoVereinsbank-Tochter Activest wird zum 31. März fünf Fonds liquidieren. Ein effizientes und kostenbewusstes Fondsmanagement sei schließlich im unmittelbarem Interesse der Anleger, rechtfertigt die Investmentgesellschaft die Aktion.

Damit holen die beiden Fondsanbieter nach, was Konkurrenten wie DWS (Deutsche Bank) oder Dit (Dresdner Bank / Allianz) bereits hinter sich haben: Wenn aufgrund einer Fusion Doppelungen im Portfolio auftauchen oder die Depots für ein sinnvolles Management schlichtweg zu klein geworden sind, werden überflüssige Fonds nicht mehr länger durchgefüttert.

Schließungen unvermeidbar

Schuld daran ist jedoch nicht allein die Aktienbaisse der Jahre 2001 bis 2003. "Die Fondsschließungen betreffen oft kleinere Fonds, die auf bestimmte Modebranchen wie Telekommunikation, Biotechnologie oder auf Handelssegmente wie den einstigen Neuen Markt ausgerichtet waren", sagt Carsten Heise von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW).

Häufig seien diese Anlageprodukte erst auf dem Höhepunkt der Börseneuphorie aufgelegt worden. Schlechte Kursentwicklungen haben dann die Fonds gleich in doppelter Weise dezimiert: Zum einen sank mit den Kursen automatisch das Fondsvermögen, ein übriges taten enttäuschte Anleger, die ihre Geld abzogen.

Da wundert es wenig, dass sich die Fondsanbieter allein schon aus betriebswirtschaftlichen Gründen lieber auf die großen und populären Fonds konzentrieren, die allein schon aufgrund ihrer Masse für regelmäßig hohe Gebühreneinnahmen sorgen.

So gab Activest-Chef Andreas Fehrenbach für dieses Jahr die Devise aus: "Wir fokussieren den Vertrieb auf unsere Top-Fonds im Aktien- und Rentenbereich."

Umtauschangebot ist keine Pflicht

Doch was den Fondsanbietern zu höheren Gewinnen verhelfen soll, sorgt bei den betroffenen Anlegern zunächst einmal für Verunsicherung. Dem begegnet Aktionärsschützer Heise indes mit Pragmatismus: "Manchmal ist ein Ende mit Schrecken besser als ein Schrecken ohne Ende."

Wehren können sich die Kunden gegen die Liquidierung eines Fonds nicht, wenn die Gesellschaft die gesetzlichen Vorgaben einhält. Diese bestehen im wesentlichen darin, dass der Kunde mit 13 Monaten Vorlauf über die geplante Schließung informiert wird, wenn der Fonds nach dem 31.12.2003 aufgelegt worden ist.

Für ältere Fonds gibt es bis Februar 2007 eine Übergangsregelung, nach der die Kündigung mit dreimonatiger Frist möglich ist. Begründen muss die Gesellschaft die Liquidierung nicht, und auch ein Umtauschangebot für den kostenlosen Wechsel in einen Fonds mit ähnlicher Ausrichtung ist nicht vorgeschrieben. Allerdings wird diese Möglichkeit zumindest von den großen Investmentgesellschaften oft auf freiwilliger Basis angeboten.

Hohe interne Fixkosten

Ohnehin sollten sich Anleger darüber Gedanken machen, ob das Festhalten an einem Mini-Fonds mit exotischer Ausrichtung sinnvoll ist. So gelten Fonds unter einem Volumen von 20 Millionen Euro aufgrund der internen Fixkosten für Fondsmanagement und Bilanzierung für den Anbieter als unrentabel und sind damit potenzielle Schließungskandidaten.

Dazu kommt, dass gerade bei kleinen Fonds die Kostenquote manchmal bis zur Schmerzgrenze ausgereizt wird. So hat die britische Analyseagentur Fitzrovia ermittelt, dass bei Aktienfonds mit mehr als 250 Millionen Euro die jährliche Kostenbelastung für den Anleger fast 45 Prozent geringer ist als bei Fonds mit weniger als zehn Millionen Euro Volumen.

Damit kann der Wechsel von einem Mini-Fonds zu einem größeren Fonds durchaus sinnvoll sein - denn eine höhere Kostenquote muss erst einmal durch ein besonders geschicktes Fondsmanagement aufgeholt werden, bevor der Kunde unter dem Strich Renditevorteile verbuchen kann.

© SZ vom 23.3.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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