Flugzeugmesse:Airbus sticht Boeing bei Bestellungen aus

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Ein ungeahnter Auftragsregen auf der Luftfahrtmesse in Paris-Le Bourget hat den Konjunkturaufschwung der Branche eindrucksvoll bestätigt. Hauptgewinner: Airbus.

Insbesondere Fluggesellschaften aus Indien und dem Mittleren Osten bestellten große Verkehrsmaschinen für mehr als 48,7 Milliarden Dollar.

Die Messe in Paris-Le Bourget gilt als die Wichtigste der Luftfahrtindustrie. (Foto: Foto: AP)

Das ist drei Mal so viel wie bei der vorigen Messe 2003, die noch unter den Folgen der Anschläge auf das World Trade Center 2001 litt.

Gut zwei Drittel der Aufträge entfielen auf Airbus und ein Drittel auf Boeing. Der bayerische Hersteller GROB schaffte mit dem Prototypen eines zweistrahligen Geschäftsflugzeugs für acht Passagiere eine kleine Messesensation.

Besucheransturm

Nach vier Fachtagen mit einer Rekordbeteiligung von 157.500 Besuchern öffnete die Luftfahrtschau am Freitag für das breite Publikum. Bis Sonntag können erstmals Privatleute den Superairbus A380 für 555 Passagiere sowie 238 andere Kampf- und Zivilflugzeuge, Hubschrauber und Drohnen bewundern. Täglich gibt es mehr als 60 Schauflüge. Es werden 300.000 Schaulustige erwartet.

Überschattet wurde die Messe nach Expertenmeinung von protektionistischen Tendenzen in den USA. Für Empörung bei Airbus sorgte eine US-Gesetzesinitiative, den Einbau einer Raketenabwehr beim Airbus-Flaggschiff A380 zu erzwingen. "Das ist dumm", sagte Airbus-Verkaufschef John Leahy. "Wenn, dann müsste diese Verpflichtung für alle Verkehrsflugzeuge gelten."

Raktenabwehr für Super-Airbus

Der Luftfahrt- Unterausschuss des US-Repräsentantenhauses argumentiert, der A380 sei "ein unwiderstehliches Terroristenziel". Im US-Kongress gibt es auch Bestrebungen, die Airbus-Mutter EADS von amerikanischen Militäraufträgen auszuschließen.

Die EADS-Aktionäre konnten ihren Machtkampf um die Besetzung der Führungsposten und die künftige Rolle des Airbus-Chefs Noël Forgeard nicht auf der Messe beilegen. Eine Lösung wird nun für kommende Woche erwartet.

Das Fachblatt "Flight International" ehrte in Le Bourget die jüngst abgelösten EADS-Co-Chefs Philippe Camus und Rainer Hertrich als Manager des Jahres. Forgeard, der Camus' Ablösung betrieben hat, soll sein Nachfolger werden.

Airbus und Boeing fokussierten ihr Duell auf die Großflugzeuge (A380 gegen den geplanten Super-Jumbo 747 Advanced) und künftigen Langstreckenjets A350 und 787 Dreamliner. Airbus buchte Bestellungen von 280 Maschinen für 33,5 Milliarden Dollar.

Herausragend war ein Auftrage der indischen Kingfisher für fünf A380 und der Durchbruch für den A350 mit 115 Bestellungen, davon 60 aus Qatar. Boeing holte Aufträge für 146 Flugzeuge im Wert von 15,2 Milliarden Dollar herein und konnte mit 38 Bestellungen von Langstrecken-Großmaschinen für mehr als 300 Passagiere der 777-Familie punkten.

Messe als Marktbarometer

Die Messe spiegelte den Marktaufschwung in Eurasien und die Genesung in den USA. Einen Boom gibt es in Indien, wo der Markt um jährlich 25 Prozent wächst. Neue indische Fluggesellschaften stellten ein Drittel der Aufträge in Le Bourget. Alleine IndiGo kaufte 100 Airbus A320 für sechs Milliarden Dollar. "Indien und China dürften das Wachstum auch in Zukunft ziehen", sagte Leahy.

GROB überraschte die Fachwelt mit seinem SPn Utility Jet, der vollständig aus Verbundstoffen gefertigt ist. Der 14,81 Meter lange Zweistrahler soll 5,8 Millionen Euro kosten und ab 2007 fliegen. Die Reichweite übertrifft 3000 Kilometer. Ein verstärktes Fahrwerk erlaubt Einsätze wie bei Propellermaschinen auch auf Graspisten.

Dollarschwäche und hohe Treibstoffpreise stärkten das Geschäft des europäischen Regionalflugzeugherstellers ATR. Finncomm Airlines erwarb acht ATR 42-500 für 46 bis 50 Passagiere plus acht Optionen bei der gemeinsamen Tochter von EADS und Alenia. Die französische CCM Airlines kaufte sechs ATR 72-500 (68 bis 74 Sitze), Air Madagascar war mit drei der Turboprop-Maschinen und zwei Optionen dabei.

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