Flugzeugbau:Bombardier greift Airbus und Boeing an

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Während das deutsch-chinesische Gemeinschaftsprojekt Fairchild Dornier 728 vom Markt verschwindet, müssen sich Airbus und Boeing womöglich bald mit einem neuen Konkurrenten auseinander setzen.

Der kanadische Mischkonzern Bombardier prüft, ob er nun doch wieder stärker in das Zivilflugzeuggeschäft investieren und ein neues Jetprogramm starten soll.

Anders als Fairchild Dornier und der brasilianische Hersteller Embraer würde Bombardier die beiden Marktführer am unteren Ende ihrer Produktpalette direkt angreifen.

Ein Ex-Boeing-Mann hilft

Bombardier plant, eine Maschine mit 110 bis 150 Sitzen zu bauen, die in den USA nonstop von der Ost- an die Westküste fliegen kann. Für das Projekt hat das Unternehmen den ehemaligen Boeing-Manager Gary Scott engagiert, der nun ein Team von 150 Ingenieuren anführt.

Bis Ende dieses Jahres soll die Vorentwicklung so weit fortgeschritten sein, dass das Management dem Aufsichtsrat eine Entscheidungsvorlage präsentiert. Für die Maschine sieht sich Bombardier auch nach zusätzlichen Investoren um, jedoch hat Boeing bereits abgewunken. "Jeder muss wissen, in welchem Marktsegment er sich bewegen will, so Boeing-Commercial-Chef Alan Mulally.

Bombardier hatte vor einigen Jahren bereits erwogen, ein neues Flugzeug mit 90 bis 110 Sitzen zu bauen, den so genannten BRJ-X. Allerdings ließen die Kanadier die Pläne wieder fallen und verhalfen Konkurrent Embraer bei den großen Regionaljets zu einer monopolartigen Stellung.

Hohe Entwicklungskosten — kleiner Preis

Jetzt soll der neue Jet noch größer werden und würde damit zum direkten Konkurrenten für die Erfolgsmodelle Boeing 737 und Airbus A320.

Bombardier-Manager Scott glaubt, dass der Markt für solch ein Flugzeug riesig ist. Nach seinen Angaben haben die Fluggesellschaften in den nächsten 20 Jahren für Maschinen der Größe einen Bedarf von rund 6000 Flugzeugen im Wert von 250 Milliarden US-Dollar. Andere sind da wesentlich skeptischer. "Es wird für die ein großes Problem werden, einen ordentlichen Geschäftsplan aufzustellen, so Alan Mulally von Boeing.

Bombardier schätzt die Entwicklungskosten auf rund zwei Milliarden Dollar. Damit würde das Projekt ungefähr so viel kosten wie das gescheitert Fairchild Dornier 728-Programm.

Die Entwicklung von Regionalflugzeugen ist für die Hersteller grundsätzlich eine heikle Angelegenheit, denn viele Kosten entstehen dabei unabhängig von der Flugzeuggröße. Sie müssen später aber auf deutlich geringere Verkaufspreise umgelegt werden. Die Flugzeugbauer müssen deswegen darauf hoffen, dies durch höhere Stückzahlen auszugleichen.

Doch Bombardier musste im ersten Quartal einen Verlust von 174 Millionen Dollar ausweisen, weil die Luftfahrt-Sparte erheblich schwächer lief als geplant.

Zwar hat Bombardier bereits Tausende Stellen gestrichen, aber nach Ansicht von Analyst Steven Laciak von der National Bank ist eine zweite "massive Restrukturierung" nötig. Denn ohne ausreichende Gewinne sei es für Bombardier schwer, wichtige staatliche Unterstützung wie etwa Kreditbürgschaften für ein risikoreiches Projekt zu bekommen.

© SZ vom 22.06.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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