Flughäfen rüsten auf:Gewaltakt für den Riesen

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Der Airbus A380 in Paris? Selbst wenn es den neuen Überjumbo schon gäbe, wäre das nicht möglich. Denn in ganz Europa existiert bislang nur ein einziger Flughafen, der A380-tauglich ist: München. Alle anderen Flughäfen müssen umgebaut werden.

Der doppelstöckige Riesen-Jumbo Airbus A380 ist auch eine gewaltige Herausforderung für die Flughäfen rund um den Globus. Wenn der erste "europäische Riese" im Frühjahr 2006 seinen Dienst bei Singapore Airlines antreten wird, werden aber viele der wichtigsten Airports gerüstet sein.

Mit dem A380 werden die Flughafenbetreiber noch viel Arbeit haben. (Foto: Foto: AP)

Erst 14 Flughäfen Airbus-tauglich

"Schon heute sind 14 Flughäfen in Europa, Asien und Afrika für den Airbus A380 fit", stellt Thilo Stilp fest, beim europäischen Flugzeugbauer für Planung und Kooperation mit den Flughäfen in aller Welt zuständig. "Bis Ende 2009 werden über 60 Airports für den Airbus A380 bereit sein." Das größte bisher entwickelte Verkehrsflugzeug werde ohnehin nur die wichtigsten Drehkreuze anfliegen.

In Europa ist bisher erst ein einziger Großflughafen in der Lage, schon heute einen Airbus A380 abzufertigen: München. Hier haben die Flughafenplaner von vornherein Nägel mit Köpfen gemacht und alle notwendigen Einrichtungen für diese fliegenden Giganten installiert.

Asien ist bereit

Von den 14 Airports, die für den A380 gerüstet sind, befinden sich nicht weniger als zwölf in Asien; dazu kommt die südafrikanische Metropole Johannesburg. Bemerkenswert ist, dass bislang kein nordamerikanischer Großflughafen für den A380 präpariert ist, obwohl in der Region der größte Teil des Weltluftverkehrs abgewickelt wird.

Für Airbus-Manager Stilp ist das nicht verwunderlich: "In den Metropolen Asiens sind in den letzten Jahren viele Flughäfen neu gebaut oder mit Milliarden-Aufwand modernisiert worden. Auch kommen viele wichtige A380-Kunden aus Asien. Dagegen sind viele große US-Airports veraltet, in diese Flughäfen ist in den letzten Jahren wenig investiert worden. Doch sie werden in den nächsten Jahren nachziehen."

New York ist der amerikanische Vorreiter

So hat der J. F. Kennedy-Airport in New York, der als Vorreiter in den USA gilt, einen Masterplan für zehn Milliarden Dollar aufgelegt, um "JFK" gründlich zu modernisieren. Mit anderen Worten: Der Flughafen wird dann auch den Airbus A380 abfertigen können.

Ein anderes Beispiel ist Los Angeles. Erst standen Milliarden Dollar für die Renovierung dieses Airports zur Verfügung, dann wurden die Mittel von der Regierung wieder gestrichen und damit auch das Geld für die A380-Einrichtungen. Erst als man begriff, dass dann möglicherweise einige große asiatische Airlines mit ihren doppelstöckigen Riesen zur Konkurrenz nach San Francisco abwandern könnten, lenkten Regierung und Airport ein. "Der Airbus A380 wird in drei Jahren auch in Los Angeles landen können", sagt Stilp.

Gewaltige Anstrengungen

Es ist keine Frage, dass Europas Riese viele Flughäfen auch zu teuren Gewaltakten zwingen wird. Vielfach müssen neue konstruierte Fahrgastbrücken installiert sowie Landebahnen verbreitert und verstärkt werden, um das Gewicht der bis zu 590 Tonnen schweren vierstrahligen Jumbos tragen zu können. Auch neue Bodengeräte fürs Catering, die Reinigung, das Frischwasser sowie neue Flugzeug-Traktoren sind nötig.

Für die Flughäfen kommt das allerdings nicht unerwartet. Schon seit 1994 haben intensive Gespräche zwischen Airbus, den Fluggesellschaften und den Airports stattgefunden. "Die Flughäfen waren immer in das A380-Programm integriert", betont Stilp. Die großen Flughäfen seien längst davon überzeugt, dass der Airbus A380 ihnen helfen wird, ihren Umsatz zu erhöhen. Der Konkurrenzdruck sei stark gewachsen. "Da wird sich einer nach dem anderen melden: Wir sind bereit für die A380. Auch in Nordamerika."

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