Es war eine schöne Theorie: Unter einer Dachmarke zu versammeln, was zu einem modernen Touristikkonzern gehören soll — Reiseveranstalter, Hotels, Agenturen und Fluggesellschaften.
So wurde aus dem Ferienflieger Condor vor knapp zwei Jahren Thomas Cook Airlines, so wie in der Zwischenzeit auch viele andere Konzernmarken den neuen Namen verpasst bekamen.
Marke Condor muss wieder her
Doch das bunte Leben hat die graue Theorie nun offiziell widerlegt: Aus Thomas Cook Airlines wird wieder Condor.
Der neue Name und die neue Anmutung kamen bei den Kunden schlicht nicht an. Die alte Condor hat seitdem fast ein Viertel ihrer Passagiere verloren. Die Branchenkrise mag ein Grund dafür sein.
Doch ein viel wichtigerer liegt im Verschwinden der Condor. Marken prägen das Image von Unternehmen — das ist im Tourismus nicht anders als in der übrigen Wirtschaft auch. Der Massentourismus hat zudem eine Besonderheit: Er bringt die Menschen in die entferntesten Winkel der Welt, und da vermitteln Marken ein Gefühl von Heimat.
Viele Urlauber zieht es zwar in die Fremde, doch nicht um den Preis der daheim gewohnten Sicherheit. Internationale Hotels geben ihren Kunden unausgesprochen ein solches Versprechen ab, internationale Fluggesellschaften auch.
Thomas Cook zu ausländisch
Seit den Anfängen des deutschen Pauschaltourismus in den fünfziger Jahren war die alte Condor ohne Zweifel in die Jahre gekommen, wirkte bieder und langweilig. Doch mit dem Namen verband sich auch sicheres Fliegen, guter Service und Urlaub für viele.
Thomas Cook Airlines versprach dies alles nicht und — was unterschätzt wurde — war ein ausländischer Begriff. So wurde viel Geld für Werbung ausgegeben, um den Kunden zu erklären: hier ist das alte Produkt in neuem Gewand.
"Die neue Condor ist wieder da." Mit diesem etwas unstimmigen Slogan gibt der Vorstand nun die Richtung vor. Ziel sei es, das alte Image für die Neuausrichtung beim Fliegen zu nutzen, umschreibt Ralf Teckentrup, im Vorstand des Thomas-Cook-Konzerns zuständig für das Fluggeschäft, die Strategie.
Geschäft mit Billigflügen
"Wir wandeln uns vom Ferienflieger zum Freizeitflieger", erklärt er weiter. Condor soll von den Reiseveranstaltern unabhängiger werden. Den Flugplan geben deshalb nicht mehr allein die Veranstalter vor, sondern auch die Kunden.
Der Touristikkonzern steigt daher ins Geschäft mit Billigflügen ein. Condor werde als erste und bislang einzige deutsche Fluggesellschaft Billigflüge auf der Langstrecke anbieten und ab 99 Euro nach Amerika, in die Karibik, nach Afrika und Asien fliegen, teilte Teckentrup am Mittwoch in Frankfurt mit.
Auch auf Kurz- und Mittelstrecken werde Condor von sofort an Flüge ab 29 Euro verkaufen und damit Billiganbietern in Deutschland Konkurrenz machen. Mindestens zehn Prozent der Sitzplätze sollen dafür reserviert werden.
Reine Flugreisen
Dadurch soll das so genannte Einzelplatzgeschäft und damit der Verkauf von Flugtickets ohne Hotelarrangement von derzeit 20 auf 40 Prozent deutlich zulegen. Mit der neuen Condor kommt unter www.condor.com auch ein neuer Internetauftritt.
Das Konzept sieht vor, dass Condor mit höherer Auslastung und Produktivität, durch Einsparungen bei den Lieferanten, durch die Senkung der Personalkosten und den Abbau von Stellen das Ergebnis bis Ende 2005 um 240 Millionen Euro verbessert.
Derzeit laufen Gespräche mit den Gewerkschaften. Teckentrup bestätigte die Formel "30 Prozent mehr Arbeit, 15 Prozent weniger Lohn". Die Fluggesellschaft hat voriges Jahr mit rund 100 Millionen Euro zum Verlust des Thomas-Cook-Konzerns von 251 Millionen Euro beigetragen. Dieser soll im laufenden Jahr mindestens halbiert werden.
Von allen Arbeiten, die nun schnell zu erledigen sind, gehört das Umlackieren der Flugzeuge sicher zu den schöneren.