Flug im Nebel:Smint - but no kiss

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Raucher wird's freuen: Auf der Strecke Düsseldorf-Tokio können sie bald ungehindert qualmen - dank einer Airline, die wie Atemfrische-Pastillen heißt.

Für Alexander Schoppmann muss sie grenzenlos sein - die Freiheit über den Wolken. Während Raucher immer mehr zu Parias der Gesellschaft werden, will ihnen der Düsseldorfer Geschäftsmann mit einer ausgefallenen Idee ein Stück Freiheit zurückgeben.

Über den Wolken wird die Freiheit bald grenzenlos sein (Foto: Foto: DPA)

Am 26. März 2007 wird der erste Jumbo der Smoker's International Airways (Smintair) vom Düsseldorfer Airport nach Tokio abheben. "Wir liegen zwei Wochen vor unserem Zeitplan", sagt Schoppmann und zieht einmal kräftig an seiner Zigarette.

Der frühere Börsenmakler arbeitet seit rund zwei Jahren an seinem Projekt Raucher-Fluggesellschaft. Seinen Job als Broker in New York und anderen Börsenplätze der Welt hat er vor einigen Jahren geschmissen und arbeitet seitdem als freier Unternehmensberater. Er ist überzeugt von seiner Geschäftsidee. "Eigentlich geht es gar nicht ums Rauchen", sagt der 55-jährige Airline-Gründer. "Es ist die Sucht nach Freiheit", beschreibt er seine Motivlage, die zur Gründung von Smintair führte.

Keine militanten Anti-Raucher

Mit zwei geleasten Maschinen vom Typ Boeing 747 und rund 150 Beschäftigten am Boden und in der Luft will die Gesellschaft an den Start gehen. Derzeit werden Bewerbungsgespräche geführt. Gesucht werden unter anderem 24 Piloten und Co-Piloten sowie 120 Flugbegleiter. Dabei haben bekennende Nicht-Raucher kaum eine Chance. Auf der Internetseite von Smintair heißt es lapidar: "Allergiker gegen Tabakrauch und militante Anti-Raucher mögen bitte von von einer Bewerbung absehen".

Dass der Aufbau von Smintair noch am Geld scheitern könnte, glaubt Schoppmann nicht. 40 Millionen Euro verlangt das Bundesluftfahrtamt als Mindestsumme für die Aufnahme des Betriebs. Die Lizenzerteilung stehe zwar noch aus, sei aber keine Hürde mehr. Schließlich will Schoppmann über Investoren und Sponsoren mehr als 100 Millionen Euro einsammeln.

In der Branche werden die Pläne indes mit Gelassenheit und zum Teil mit Schmunzeln beobachtet. "Lustige Idee", findet Marco Damdomo, Sprecher der Ferienfliegers LTU. Seitdem die Airline das Rauchen 1999 auf allen Flügen verboten habe, sei die Zahl der Passagiere noch gestiegen, sagt er. Im Forum www.airliners.de wird das Projekt kontrovers debattiert. Die Kommentare reichen von "endlich mal eine Alternative für einen langen Flug" bis zu "absoluter Schwachsinn".

Dass Schoppmann mit seinen Ideen gegen den Strich bürstet und Kritik erntet, kümmert ihn wenig. Den Beweis, dass Smintair abhebt und in der Luft bleibt, muss er allerdings noch erbringen. Auf seine Art ist der Geschäftsmann ein auf den Kopf gestellter Michael O'Leary (Ryanair) - ein bunter Vogel in der Luftverkehrsindustrie. Nur: Smintair ist kein Billigflieger.

"Spaß in der Bude"

"Wir wollen diesem Trend etwas entgegen setzen", sagt Schoppmann. Seit Jahren setzt er sich auf der Langstrecke nicht mehr in einen Flieger. Und dabei ist es nicht nur das Rauchverbot, das ihn stört. Fliegen sei heute kein Genuss mehr. Beispiel Kerosin: Um Kosten für den Treibstoff zu sparen, werde keine Frischluft mehr in die Kabinen geleitet, sondern verbrauchte Luft nur umgewälzt. Das soll bei Smintair anders werden.

Dabei setzt die Gesellschaft auf das obere Preissegment. In den beiden Flugzeugen wird es keine Touristenklasse geben, sondern nur die erste und eine Business-Klasse. Wie früher werde es auf dem Oberdeck, dort wo der Jumbo seinen Buckel hat, wieder eine Lounge geben, sagt Schoppmann. Und die Fluggäste werden komfortabel transportiert - mit gerade einmal 138 Sitzen werden die Jumbos bestückt.

"Spaß in der Bude" sollen die Passagiere haben, verspricht Schoppmann und sehnt sich zurück in die Zeiten, als die Concorde noch in der Luft war. Dass die Smintair mit so wenig Passagieren an Bord überhaupt Geld verdienen kann, hat einen anderen Grund. "Wir haben einen riesigen Laderaum", lächelt Schoppmann etwas spitzbübisch. Und die Frachtraten zwischen Düsseldorf und Tokio seien nun einmal hoch attraktiv.

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