Fleischkonzern:Stillstand

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Die Fleischunternehmer Robert und Clemens Tönnies zeigen sich unversöhnlich. Eine außergerichtliche Einigung im Beteiligungsstreit ist nicht in Sicht.

Von Elisabeth Dostert

Sie machen es sich nicht leicht. Im Herbst sah es so aus, als näherten sich Clemens Tönnies und sein Neffe Robert Tönnies einer außergerichtlichen Einigung, die auf einen Schlag alle Verfahren beendet hätte. Onkel und Neffe sind tief zerstritten. Immer geht es um die Macht im Fleischkonzern, der Onkel und Neffe je zur Hälfte gehört, auch weil Robert dem Onkel fünf Prozentpunkte geschenkt hat. Die will er wieder zurück - wegen arglistiger Täuschung und groben Undanks, darum geht es in einem der vielen Gerichtsverfahren.

Es geht hin und her, vor und zurück. Beide Kontrahenten haben ihre Entsandten. Für Clemens Tönnies arbeitet die Kanzlei Noerr, für Robert der Stuttgarter Anwalt Mark Binz. Für den Onkel verhandelt sein Schwager Daniel Nottbruck, der auch Finanzchef des Fleischkonzerns ist. Der Neffe schickt den Steuerberater Jens-Uwe Göke in die Runde. Nottbruck und Göke arbeiteten, so schildert es ein Sprecher von Clemens Tönnies, seit dem Frühjahr an einer Einigung, die Anfang Oktober stand. Die Einigung sei dann an Mark Binz gescheitert.

Ein für Donnerstag geplantes Gespräch mit Göke sagte allerdings Nottbruck ab. So schildert es Robert Tönnies am Rande eines Gerichtstermins am Montag in Bielefeld. Der Onkel verlange zuerst ein "vollständiges Mark-up" zu den Verträgen, und dass Roberts Anwalt Mark Binz nicht weiter im Hintergrund mitmische. "Das habe ich mit Befremden zur Kenntnis gekommen", heißt es in einer schriftlichen Antwort von Robert an den Onkel. Die Anmerkungen zu den Verträgen lägen diesem schon seit mehr als einem Monat vor, zu diesen haben "Deine anwaltlichen Berater aus der Kanzlei Noerr Stellung genommen". Es läge doch nicht im Interesse von Unternehmen und Mitarbeitern, wenn "persönliche Animositäten oder willkürliche Vorbedingungen dazu führen, dass Einigungsgespräche unterbleiben", schreibt Robert Tönnies. Die Einladung zu einem neuen Termin will er nicht aussprechen. Der Onkel sei dran. Der hält die neuen Forderungen für "unakzeptabel", so ein Sprecher. Fehler sehen Clemens und Robert Tönnies immer beim jeweils anderen. Clemens will ohne Anwälte reden.

Für Unmut haben auch Äußerungen von Clemens Tönnies in einem Bericht der Zeitung Die Zeit Anfang November gesorgt. Es geht um die Arbeitsbedingungen in der Schlachtfabrik, um die Werksarbeiter. Aber auch um Persönliches. Clemens redet über den Krankenhausaufenthalt seines Bruders Bernd, Roberts Vater starb 1994. Dass Clemens den Reportern vom "dauererigierten Penis" seines todkranken Bruders erzählte, sei "eine schwere Verfehlung", sagt Anwalt Binz. "Natürlich verletzt mich das", sagt Robert Tönnies. Deswegen hat Binz die Klage um einen weiteren Schenkungswiderruf erweitert. Es sind schon einige Dutzend Gründe. Das Gericht braucht nach Darstellung von Binz nur einen Grund zu akzeptieren und die geschenkten fünf Prozentpunkte müssen rückabgewickelt werden.

Und Robert Tönnies hat neue Fragen an den Onkel und die Geschäftsführung. In dem Zeit-Bericht entstehe der Eindruck, dass der Mindestlohn unterlaufen werde, sagt der Neffe. Er will wissen, was mit den Werksarbeitern ist. "Ich verstehe sowieso nicht, warum man diese Menschen nicht direkt beschäftigen kann."

© SZ vom 24.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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