Fitness-Studios:Alles aus Zucker

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Hüpfen bis zum Umfallen: Das erste "Hard Candy"-Studio öffnete 2013 in Berlin. US-Star Madonna war dabei. Jetzt ist die Kette pleite. (Foto: Steve Russell/imago)

Die Betreiber der Fitness-Kette von Superstar Madonna, der "Hard Candy"-Studios, haben Insolvenz angemeldet. Das hat auch was mit dem US-Star zu tun.

Von Katharina Kutsche, München

Was war das für eine Aufregung: Mehr als 150 Fans warteten im Oktober 2013 im Dauerregen vor einem Sport-Studio in Berlin-Zehlendorf, um ihr Idol Madonna, das wandelnde Gesamtkunstwerk, bei der Eröffnung der ersten Deutschland-Filiale der "Hard Candy"-Fitness-Kette zu sehen. Keine drei Jahre später hat die Jopp AG, Betreiberin der Fitness-Kette, einen Insolvenzantrag beim Amtsgericht Berlin-Charlottenburg gestellt. Und offenbar ist die Verknüpfung der Studios mit dem Namen der amerikanischen Sängerin für die Zahlungsunfähigkeit mitverantwortlich.

"Hard Candy", der Name der Sportstudios, bezieht sich auf das gleichnamige Studioalbum von Madonna aus dem Jahr 2008. Weltweit betreiben Franchise-Partner Filialen der Kette, etwa in Mailand, Moskau und Mexico City. In Deutschland gehören die zehn Fitnessstudios der Berliner Jopp AG, eines befindet sich in Fürth und neun "in Berlins besten Lagen", wie die Unternehmer, die Brüder Ralf und Jürgen Jopp, auf der Webseite der Kette betonen. Doch in Bestlage war der Betrieb wohl schon länger nicht mehr. Medienberichten zufolge bekamen einige "Hard Candy"-Trainer bereits seit Anfang des Jahres kein Gehalt mehr. Im Juni beantragten sechs Gläubiger die Insolvenz.

Deren Ansprüche sind inzwischen weitgehend befriedigt, sagte der vorläufige Insolvenzverwalter Torsten Martini. Vier der sechs Gläubiger haben bis auf eine Ausnahme das Verfahren für erledigt erklärt. Die Verbindlichkeiten beliefen sich auf einen "sechsstelligen überschaubaren Betrag", sagt Martini: "Das mediale Interesse, auch außerhalb von Berlin, ist erstaunlich, wenn man bedenkt, dass es sich um ein lokales Berliner mittelständisches Unternehmen handelt."

Der Name der prominenten Vorturnerin mag zwar Fans in die Fitnessstudios ziehen, doch aus Sicht von Martini ist dieser Bezug eine von zwei vorläufigen Ursachen für die Finanzprobleme der Kette: Erstens koste das "Hard Candy"-Branding hohe Lizenzgebühren - und sobald Madonna mit schlechter Presse zu kämpfen habe, schlage sich das auch auf den Ruf des Fitnessstudios nieder. Zweitens habe das Unternehmen zu schnell expandiert. Neue Filialen wurden frühzeitig beworben, aber da es in zwei Fällen zu Bauverzögerungen bei Vertragspartnern kam, etwa bei der Filiale in der Mall of Berlin, zahlte die Jopp AG schon die Leasingraten für die Sportgeräte, ohne dass diese bereits genutzt werden konnten.

Laut Martini strebt die Jopp AG eine Fortführung der geöffneten und teilweise eine Wiedereröffnung geschlossener Clubs an, "dem kann ich nur zustimmen, wenn sich jeder einzelne Club rechnet und eine realistische Chance der Sanierung der AG oder des Verkaufs besteht." Doch das sei gegenwärtig völlig offen, "eine Wiedereröffnung der Studios während der vorläufigen Insolvenz halte ich für sehr schwierig bis kaum machbar." Realistischer ist aus Sicht des Insolvenzverwalters, neue Anbieter für die einzelnen Studios zu finden, schließlich seien diese gut eingerichtet und könnten schnell in Betrieb genommen werden.

Die Marke "Hard Candy" wurde 2010 von Madonna in Kooperation mit der Firma New Evolution Ventures aus der Nähe von San Francisco entwickelt. Die "exklusiven Fitnesskurse direkt aus Amerika", wie die Betreiber die Sporteinheiten bewerben, gestalte Madonnas Cheftrainerin höchstpersönlich. Sowohl "Hard Candy Fitness", als auch das Motto der Kette "Harder is better" sind markenrechtlich geschützt.

Die zehn deutschen Filialen sind in vier Unternehmergesellschaften unterhalb der Jopp AG organisiert: Sechs Studios etwa, die als "Superwomen-Clubs" nur Frauen als Mitglieder zulassen, wurden in der Jopp-Sports-1 UG zusammengefasst, die anderen Filialen in Berlin und Fürth in drei weiteren UG. Ein elftes Studio sollte in Köln eröffnet werden, doch dazu wird es wohl nicht mehr kommen. Inzwischen heißt es auf der Webseite der Sportstudios, Kunden könnten sich unter einer Berliner Telefonnummer an das "Hard Candy"-Team wenden, "sollten Sie Fragen zur aktuellen Situation in Ihrem Club haben".

Sollte das Insolvenzgericht das Verfahren eröffnen, geht es um Verbindlichkeiten in Millionenhöhe. Die genaue Summe könne Martini nicht angeben, auch weil "die Buchhaltung der Jopp AG nicht à jour ist", sagt der Insolvenzverwalter.

© SZ vom 13.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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