Firmenjäger:Die Liste der Araber

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Sechs Araber wollen Milliarden in die Hand nehmen, um deutsche Konzerne zu kaufen. Warum die Männer bislang unbekannt sind - und welchen Vorbildern sie nacheifern.

Claudia Schumacher

Sie verfügen über viel Geld, wollen ihre Identität aber nicht preisgeben. Sie suchen nach Anlagemöglichkeiten, verfolgen aber nach eigenem Bekunden keine strategischen Interessen.

Sechs Privatleute aus Saudi-Arabien, Abu Dhabi und dem restlichen arabischen Raum haben sich zum Arabic Finance Circle (AFC) formiert und greifen nun nach Anteilen deutscher Unternehmen.

Der AFC will Anteile an Münchener Rück, der Comdirect Bank und dem Wiener Konzern A-Tec kaufen. Viel mehr ist über die Personen hinter dem AFC nicht bekannt.

Selbst ihr Sprachrohr im deutschsprachigen Raum, der Halbösterreicher Saeed Sharif, kennt nur einen der Investoren persönlich. Mit ihm hatte Sharif bereits geschäftlichen Kontakt.

Denn eigentlich leitet Sharif gemeinsam mit seinem Vater das Unternehmen Sharif Enterprises, das Wasseraufbereitungschemikalien herstellt und vor allem in Pakistan und dem Iran vertreibt. Nun aber haben die Investoren ihn auserkoren, ihre Geschäfte in Europa voranzutreiben.

1974 kaufte sich Kuwait bei Daimler ein

Damit reihen sie sich ein in eine Riege von Investoren aus dem arabischen Raum. Erst in der vergangenen Woche erwarb die Börse Dubai 4,9 Prozent an der skandinavischen Wertpapierbörse OMX. Mit der Ankündigung, mindestens 25 Prozent kaufen zu wollen, läutete sie einen Bieterkampf mit der US-Technologiebörse Nasdaq ein.

Schon 1974 hatten sich Araber bei der Daimler-Benz AG eingekauft. Damals erwarb Kuwait Anteile von dem Industriellen Herbert Quandt, heute ist das Emirat mit 7,1 Prozent größter Investor des Automobilkonzerns. Dubai hält seit kurzem 2,2 Prozent an der Deutschen Bank.

Kuwait besitzt Anteile des Maschinenbauers GEA. Katar ist am französischen EADS-Großaktionär Lagardère beteiligt und interessiert sich auch für EADS selbst. Die bisherigen Investitionen kommen meist von staatlicher Seite.

Anders beim AFC, versichert Sharif - obwohl er die Investoren kaum kennt. "Letztlich kann ich ihnen nur meine eigene Glaubwürdigkeit versichern'', sagt er. Die der Investoren will er versuchen, in den nächsten Wochen zu stärken. Mit einem Fragenkatalog werde er selbst nach Dubai reisen.

Denn bisher kommuniziert auch Sharif immer nur mit einem Finanzreferenten des Fonds. "Die Investoren selbst wollen ihr Geld anlegen, mit den Geschäften aber so wenig wie möglich zu tun haben'', führt Sharif als Grund dafür an. Auch morgen treffen sie sich wieder - diesmal in Griechenland.

Dort teilt der Mittler Sharif das weitere Vorgehen mit: Welche deutsche Bank ist es, die zwischengeschaltet werden soll? Wie wird nun mit welchem Unternehmen respektive Anteilseigner gesprochen? Sharif werden die Schritte immer genau vorgegeben.

So auch beim Gang an die Öffentlichkeit. Eigentlich hätte er erst in Ruhe sein Büro in Wien einrichten wollen, sagt Sharif. Doch die Werte im Dax seien im Moment so unterbewertet, dass sich die Investoren zu schnellerem Handeln entschlossen hätten.

Auf einer Liste interessanter Unternehmen, die täglich aktualisiert werde, stehe auch die Allianz. "Hier schon von einem Übernahmekandidaten zu sprechen, wäre zu diesem Zeitpunkt jedoch zu viel'', sagt Sharif. Dies erfolgt frühestens im vierten Quartal.

Jetzt wolle man sich erst um die besagten drei Unternehmen bemühen. Deren Aktienkurse waren nach Bekanntwerden der Pläne gestiegen, der der Comdirect Bank in der Spitze gar um 13 Prozent. 20 Milliarden Euro will AFC mittelfristig investieren.

© SZ vom 14.08.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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