Finanzkrise:Rettung für die Kleinen

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Verbraucherschützer-Chef Billens fordert Hilfe für geschädigte Sparer: Die Flut von Anfragen bei der Finanz-Hotline zeigt, dass nicht nur die Banken eine Rettungsaktion brauchen.

Die Verbraucherzentralen fordern von der Politik mehr Unterstützung für die von der Bankenkrise geschädigten Anleger. Statt sich damit zu befassen, ob Bankmanager auch mit 500.000 Euro Jahresgehalt auskommen könnten, solle die Regierung sich lieber um die betroffenen Sparer kümmern. "Es kann nicht sein, dass Schutzschirme für die Großen aufgespannt werden und die Kleinen im Regen stehen", kritisierte der Vorstand der Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV), Gerd Billen.

Gert Billens, Vorstand der Verbraucherzentrale Bundesverband, geht mit der Regierung hart ins Gericht (Foto: Foto: dpa)

Anleger, die ihr Geld bei der US-Investmentbank Lehman Brothers verloren haben, sollten deshalb von den Banken entschädigt werden, die ihnen in Deutschland die Anlagen vermittelt hatten. Auch die Kunden der bankrotten isländischen Kaupthing-Bank sollen nach dem Willen der Verbaucherzentrale ihre Einlagen zurückerhalten. Die europäische Einlagensicherung müsse umbedingt auf den Prüfstand, so Billen. Nur so könne das System "grenzüberschreitend funktionieren".

Ausserdem sei es völlig inakzeptabel, dass das Finanzministerium und die Finanzmarktaufsicht BaFin im Fall der Kaupthing-Bank keine Informationen weitergeben, meinte Manfred Westpha, Leiter des VZBV-Bereichs Finanzdienstleistungen.

Heiße Drähte bei Finanz-Hotline

Die Verbraucherzentrale forderte zudem die BaFin auf, sich für Verbraucherbelange zu öffnen. Bankkunden müssten künftig vor mangelhaften Finanzprodukten gewarnt werden "wie vor Gammelfleisch", so Westphal. Um Falschberatungen vorzubeugen, verlangt der Verband die Umkehr der Beweislast und die Verlängerung der Verjährungsfrist auf zehn Jahre.

Wie dramatisch die Lage der betroffenen Kunden ist, zeigt sich für die Verbraucherzentrale insbesondere anhand des massiven Andrangs bei der kurzfristig eingerichteten und vom Bundesverbraucherministerium finanzierten Finanz-Hotline. Über 100.000 Bankkunden hätten in den ersten Tagen versucht, die Hotline zu erreichen. "Die Banken haben ihre Kunden massenhaft falsch beraten. Sie sind in der Pflicht, hier unbürokratisch Hilfe zu leisten", verlangt Billens.

Weil das kleine Expertenteam dem Ansturm der Anrufer nicht gewachsen sei, forderte der Vorstand zudem von Bund und Ländern einen Ausbau der unabhängigen Finanzberatung. Nötig seien dafür etwa 40 Millionen Euro jährlich. Das ist jedoch zehnmal so viel, wie gegenwärtig zur Verfügung steht.

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