Finanzinvestoren als Interessenten im Gespräch:DGB verkauft seine Ost-Immobilien

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Der Deutsche Gewerkschaftsbund will sich zügig von seinen Immobilien in Ostdeutschland trennen. Am Verkauf regt sich Kritik: Viele Gebäude haben Symbolwert.

Christiane Kohl

Zu dem Verkaufspaket, so BGAG-Sprecher Thomas Schulz, gehören "Gewerkschaftshäuser in besten Innenstadtlagen", aber auch alte Industriegrundstücke "mit Entwicklungspotential". Wohnungen in Ostdeutschland sind hingegen nicht dabei.

Der DGB will seine Immobilien in Ostdeutschland verkaufen. (Foto: Foto: dpa)

Schon vor Jahren hatte der DGB beschlossen, sich von seinen unternehmerischen Beteiligungen zu trennen. Entsprechend zog sich die Gewerkschaft in mehreren Schritten aus dem aktiven Unternehmergeschäft zurück.

Zunächst wurde die Volksführsorge verkauft

So wurden zunächst die Versicherung Volksfürsorge verkauft, die Bank für Gemeinwirtschaft (heute SEB) und andere Bank- und Bausparkassenbeteiligungen (BHW). Im vergangenen Juli beschloss der Aufsichtsrat der Holding, auch eine Tochtergesellschaft namens GGI zu veräußern, die den Gewerkschaftsbesitz in Ostdeutschland verwaltet.

Die Gesellschaft für Gewerbeimmobilien (GGI) hält ein Paket aus Häusern und Grundstücken, das dem DGB nach dem Untergang der DDR im Rahmen der Restitution des früheren Vermögens der freien Gewerkschaften zurückgegeben wurde. Zum Verkauf stehen nun 46 Immobilien, einige davon sollen für sich schon Millionen Euro wert sein.

So beispielsweise das Gewerkschaftshaus in Dresden, das 500 Meter vom Zwinger entfernt liegt. Eine besondere Immobilie ist wohl auch das Leipziger Volkshaus, das - in der südlichen Innenstadt gelegen - als eines der größten Gewerkschaftshäuser Europas gilt.

Insgesamt gehören ein westdeutsches Gewerkschaftshaus sowie acht ostdeutsche Vertretungen zu dem Verkaufspaket - neben den Häusern in Dresden und Leipzig auch die Gebäude in Chemnitz, Magdeburg und Rostock. Darüber hinaus stehen noch einige westdeutsche Filialen der früheren Bank für Gemeinwirtschaft zum Verkauf, die beim Abstoß der Bankanteile nicht eingeschlossen waren.

In den vergangenen Tagen waren Vertreter der Gewerkschaftsholding BGAG nun in verschiedene ostdeutsche Städte ausgeschwärmt, um die Mieter auf die bevorstehenden Verkäufe vorzubereiten. Zumeist residieren Gewerkschaftsgliederungen in den Häusern, von denen viele mittlerweile bestens saniert sind. Gleichwohl sorgten die Besuche offenbar für Unruhe.

Bewegung in den ostdeutschen Immobilienmärkten

Derzeit gibt es einige Bewegung in den ostdeutschen Immobilienmärkten. Nach dem spektakulären Verkauf der städtischen Wohnungsgesellschaft Woba in Dresden an einen ausländischen Immobilienfonds in diesem Frühjahr tragen sich auch andere Kommunen mit dem Gedanken an den Verkauf an Finanzinvestoren.

Der DGB hatte bereits im vorigen Jahr ein Paket von 20 000 gewerkschaftseigenen Wohnungen an einen amerikanischen Fonds verkauft. Eine ähnliche Lösung könnten die Gewerkschaften nun für die Gewerbeimmobilien suchen.

Symbolwert für die Arbeiterbewegung

Ostdeutsche Gewerkschaftsmitglieder sind darüber offenbar entsetzt. So wiesen Gewerkschafter aus Dresden in einem Schreiben an den DGB-Bundesvorstand auf die historische Bedeutung der Gebäude hin und ihren Symbolwert für die Arbeiterbewegung.

Das Dresdner Gewerkschaftshaus etwa wurde nach dem Zweiten Weltkrieg mit Hilfe der Spenden von Arbeitern wieder aufgebaut, wie der Dresdner DGB-Sprecher Markus Schlimbach berichtet. "Vor allem die älteren Kollegen", so Schlimbach, "haben das nicht vergessen".

© SZ vom 23.9.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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