Finanzierung:Die Brückenbauer

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Kleinere Betriebe haben wegen fehlender Sicherheiten oft keinen Zugang zu Krediten. Ein Mix aus verschiedenen Förder- und Finanzierungsinstrumenten kann dabei eine Lösung sein, wie das Beispiel eines Unternehmens zeigt.

Von Norbert Hofmann

Solarstrom ist eine günstige und umweltfreundliche Energiequelle. Er hat nur den Nachteil, dass er nicht bei jedem Wetter zur Verfügung steht. Der Solarspezialist Fenecon in Deggendorf bietet mit seinen 30 Mitarbeitern dafür Lösungen. Das Unternehmen sorgt durch Energietechnik mit einem Schwerpunkt auf effizienten Stromspeichersystemen dafür, dass seine Kunden die durch Fotovoltaik gewonnene Energie vom Tag in die Nacht mitnehmen können. Nachfrage dafür gibt es bei privaten Haushalten, Gärtnereien und landwirtschaftlichen Betrieben ebenso wie bei großen Industriebetrieben.

In enger Entwicklungszusammenarbeit mit dem Technologiekonzern BYD hat sich Fenecon seit seiner Gründung vor fünf Jahren als eines der Top-Ten-Unternehmen im deutschen Markt für Stromspeicher etabliert. Dieser Markt wächst und es winken weltweit Chancen. "Wir sind heute auch in vielen Ländern Europas sowie in Afrika und Asien erfolgreich", sagt der Gründer und Geschäftsführer Franz-Josef Feilmeier. Dies ist ihm auch dank der passenden Finanzierung gelungen. Wenn kleinere Unternehmen ihre Marktchancen nutzen wollen, kommen sie mit einem klassischen Bankkredit allein häufig nicht weiter. Bei Fenecon haben öffentliche Förderinstitute ebenso eine wichtige Rolle gespielt wie alternative Finanzierungsinstrumente.

Förderkredite sind oft ein wichtiger Baustein der Finanzierung

Schon einen ersten Kredit in Höhe von 50 000 Euro für den Start hatte Feilmeier nur dank einer Bürgschaft der Bayerischen Bürgschaftsbank für 70 Prozent der Kreditsumme bekommen. Diese Bank ist eine Selbsthilfeeinrichtung der gewerblichen Wirtschaft, deren Engagement bei wirtschaftlich sinnvollen Vorhaben fehlende oder nicht ausreichende Sicherheiten ersetzt. Feilmeier hatte zwar bestehende und künftige Forderungen der Firma im Rahmen einer sogenannten Globalzession an seine Bank abgetreten. "Das aber reicht bei einem jungen Unternehmen, das zudem weder über Lagerbestände noch Immobilien als Sicherheiten verfügt, nicht aus", sagt Feilmeier.

Die Bürgschaften waren auch wichtig, als Fenecon seine Kreditlinien in den Folgejahren auf bis heute 500 000 Euro erhöhte. Für das schnelle Wachstum war das dennoch zu wenig. Feilmeier nahm einen KfW-Gründerkredit über 100 000 Euro auf, den er zu einem Gutteil für den Aufbau des Warenbestands sowie für Investitionen in das Anlagevermögen nutzte. "Diese Förderfinanzierung war für uns attraktiv, weil wir dafür keine Sicherheiten erbringen mussten und günstige Zinskonditionen nutzen konnten", sagt der Firmenchef.

Eine wichtige Basis für die erste Wachstumsphase war damit geschaffen. Da die Firma ihre freien Mittel immer wieder in die weitere Entwicklung investiert hat, blieb jedoch die Eigenkapitalbasis schwach. Ohne Eigenkapital aber wird ab einer bestimmten Größenordnung die weitere Kreditaufnahme schwierig. Die Lösung brachte eine von der Bayerischen Beteiligungsgesellschaft (BayBG) bereitgestellte stille Beteiligung in Höhe von 200 000 Euro mit einer Laufzeit von zehn Jahren. "Mit dieser eigenkapitalähnlichen Finanzierungsform hat Fenecon seine Kreditwürdigkeit erhöht und zudem langfristig Planungssicherheit geschaffen", erläutert Sebastian Keilich, der das Unternehmen als Projektmanager der BayBG begleitet. Eine solide Eigenkapitalbasis und ein zukunftsorientiertes Geschäftsmodell könne kleineren und mittleren Unternehmen auch den Zugang zu Förderkrediten erleichtern. Mittelständler wie Fenecon sind daher auch bereit, ein etwas höheres und von der Unternehmensentwicklung abhängiges Entgelt für das Kapital zu bezahlen. "Für mich war wichtig, dass ich damit unser dynamisches Wachstum finanzieren kann und zu 100 Prozent Eigentümer der Firma bleibe, der selbst die Entscheidungen trifft", sagt Feilmeier. Um die bei voller Ausschöpfung relativ teuren Kontokorrentlinien bei den Banken zu entlasten, hat er die Finanzierung jetzt auf ein weiteres stabiles Bein gestellt. Mitte April unterzeichnete er bei der LfA Förderbank Bayern den Vertrag über ein Innovationsdarlehen in Höhe von 500 000 Euro mit zehn Jahren Laufzeit. "Auch diesen Förderkredit konnte ich ohne Bereitstellung von Sicherheiten aufnehmen, da meine Hausbank bei diesem Programm zu einem Großteil von der Haftung für das Ausfallrisiko befreit ist", sagt der Unternehmer.

Förderkredite sind für viele Mittelständler ein wichtiger Baustein der Finanzierung. "Große Unternehmen finden dank ihres Zugangs zum Kapitalmarkt auch in der Niedrigzinsphase günstigere Finanzierungsbedingungen als der Mittelstand", sagt Otto Beierl, Vorstandsvorsitzender der LfA. Diese Lücke können Förderbanken zumindest zum Teil schließen. "Viele kleine und mittlere Unternehmen sichern sich auf diesem Weg zudem jetzt sehr günstige Konditionen für lange Laufzeiten von bis zu 20 Jahren", sagt Beierl. Bei der LfA ist 2015 das Volumen der Gründungsförderungen um 25 Prozent gestiegen. Deutlich stärker gefragt waren zudem Finanzierungen für Unternehmensübernahmen, die oft auch mit Gründungen zu tun haben, sowie für Betriebserweiterungen.

Hinweise zu Fördermöglichkeiten erhalten Unternehmer bei den regelmäßigen Sprechtagen von Kammern und Wirtschaftsverbänden zu diesem Thema oder direkt bei den Förderinstituten. Die Chancen auf eine Kreditbewilligung steigen, wenn die Antragstellung gut vorbereitet ist. "Erster Ansprechpartner ist häufig der Steuerberater und dann vor allem die Hausbank, über welche die Förderfinanzierungen sowohl beantragt als auch ausgezahlt werden", sagt Beierl.

Da die Hausbank in der Regel das Ausfallrisiko trägt, sollten Unternehmer rechtzeitig und unbedingt vor Durchführung der ersten Investitionsmaßnahmen auf die Bank zugehen. Ratsam ist es zudem, zumindest aktuelle Bilanzzahlen sowie Ertrags- und Liquiditätspläne bereitzuhalten. "Wichtig ist nicht zuletzt, dass die Bank zum Betrieb passt und der Kunde sein Geschäftsmodell überzeugend darstellt", sagt Beierl.

© SZ vom 28.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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