Fairchild Dornier:Unterstützung aus Fernost

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Es regiert das Prinzip Hoffnung. Nach dem Insolvenzantrag des vergangenen Jahres stand das ehrgeizige 728-Jetprogramm der Oberpfaffenhofener vor dem Aus. Nun möchte der chinesische Mischkonzern D'Long das Projekt wieder beleben.

(SZ vom 24.6.2003) — D'Long und Insolvenzverwalter Eberhard Braun einigten sich am Montag endgültig über den Verkauf des Programmes.

Über den Preis machten die Parteien keine Angaben. Damit steigen nun doch wieder die Chancen auf eine Rettung des Projektes, allerdings sind noch zahlreiche offene Fragen zu klären.

Finanzierung noch nicht sicher

D'Long hat durch seinen Einstieg zunächst nur die endgültige Zerschlagung des Programmes verhindert, denn Braun hätte ohne den neuen Investor die Vermögenswerte einzeln verkaufen müssen, um Gläubigerforderungen abzugelten. Zwar hat das Unternehmen große Pläne mit dem Flugzeug, jedoch muss D'Long vor einen definitiven Neustart noch die Finanzierung endgültig auf die Beine stellen und sich mit industriellen Partnern in China einig werden.

Eine endgültige Entscheidung wird erst in einigen Monaten erwartet. "Wir sehen gute Chancen für einen Re-Launch der 728 als deutsch-chinesisches Gemeinschaftsprojekt", so D'Long-Europachef Jonathan Chu.

Von dem Regionaljet 728 gibt es derzeit nur einen Prototypen. Zum Erstflug und der Zertifizierung kam es im vergangenen Jahr nicht mehr, nachdem Fairchild Dornier Anfang April 2002 Insolvenz anmelden musste. Übernahmeverhandlungen mit möglichen Investoren wie Boeing, Bombardier und Alenia scheiterten im Laufe des Jahres.

Für die Zertifizierung der 728, die Entwicklung der verlängerten Variante 928 (90 bis 100 Sitze) und die Markteinführung braucht Fairchild Dornier nach damaligen Berechnungen noch etwa eine Milliarde Dollar.

D'Long hofft darauf, die 728 als Regionaljet im chinesischen Inlandsmarkt einführen zu können. Der chinesische Staat will die Entwicklung von eigenen Regionalflugzeugen im so genannten ARJ21-Programm finanziell fördern. D'Long argumentiert, dass über die deutsch-chinesische Kooperation vier Jahre Entwicklungsarbeiten eingespart werden könnten, da die 728 den Anforderungen sowieso entspreche.

Ob D'Long die Arbeiten tatsächlich erneut startet, hängt auch davon ab, ob das Projekt in das Förderprogramm aufgenommen wird. Vor dem Scheitern des ursprünglichen Fairchild Dornier-Finanzierungskonzeptes Anfang des vergangenen Jahres hatten auch Bundes- und bayerische Staatsregierung staatliche Kreditbürgschaften in Aussicht gestellt.

Endmontage könnte in Deutschland bleiben

Branchenkreisen zufolge würde die Endmontage, Zertifizierung und das Programm-Management der 728 in Deutschland verbleiben, wahrscheinlich in Form einer deutschen D'Long-Tochtergesellschaft. Das Flugzeug soll so weltweit Marktchancen haben. Wesentliche Arbeitsschritte wie die Fertigung von Rumpfteilen, Flügeln und Leitwerken würden aber voraussichtlich von Auftragnehmern aus der chinesischen Luftfahrtindustrie übernommen werden, um die Fertigungskosten dauerhaft zu senken.

Die Arbeiten waren ursprünglich zum Teil für den Standort Oberpfaffenhofen vorgesehen. In den vergangenen Wochen haben unter anderem Vertreter von Xian Aircraft Corporation (XAC) das 728-Programm nach technischen und finanziellen Aspekten unter die Lupe genommen. Neben XAC kommen aber offensichtlich auch andere Kooperationspartner aus dem Konglomerat Aviation Industries of China I (AVIC I) in Frage.

D'Long ist mit einem Jahresumsatz von mehreren Milliarden US-Dollar einer der größten privaten Mischkonzerne Chinas. Das Unternehmen startete im Jahr 1986 als Finanzdienstleister, hat aber mittlerweile in zahlreiche Industriesektoren investiert. Unter anderem gehört zu der Gruppe der weltweit zweitgrößte Anbieter von Tomatenprodukten, der größte Fruchtsaftproduzent Chinas, ein Betonhersteller und Lastwagenfabriken.

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