Fairchild Dornier:Aufwind aus dem Reich der Mitte

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Noch müssen die letzten Details abgesprochen werden, doch das Angebot steht. Der chinesische Mischkonzern DeLong will offenbar das 728-Jetprogramm des insolventen Flugzeugherstellers Fairchild Dornier erwerben.

Wolfgang Prochaska

(SZ vom 13.06.2003) — Wie gestern auf SZ-Anfrage der Insolvenz-Geschäftsführer von Dornier, Thomas Brandt, bestätigte, werde der Vertrag zwischen dem chinesischen Mischkonzern DeLong und Dornier am 1. Juli vorliegen.

(Foto: N/A)

"Wir brauchen noch zwei Wochen, um auch die letzten Details auszuarbeiten", sagte Brandt. Dann werde der Vertrag unterschriftsreif sein. Zur Höhe der Kaufsumme meinte der Dornier-Chef lediglich: "Der Preis ist nicht hoch."

Hoffnungsschimmer für Dornier

Für den Manager, der sich in der erfolgreichen Entwicklung des 70-sitzigen Jets eine bessere Marktposition für Dornier erhofft hatte, ist das Geschäft mit dem chinesischen Käufer ein kleiner Hoffnungsschimmer. "Dadurch sind Know-how und alle zugehörigen technischen Elemente gesichert."

Ein Wiederaufbau, also die Weiterentwicklung des Regionaljets, sei möglich. Wäre der Handel mit den Chinesen nicht zustande gekommen, hätte Dornier sämtliche Teile des Programms auf einer Auktion versteigern lassen müssen. "Das 728-Programm ist gesichert", betonte Brandt gestern.

Brandt, dessen Tätigkeit am 30. Juni endet, geht davon aus, dass DeLong nun mit dem chinesischen Staat und den Provinz-Gouverneuren in Verhandlungen tritt, um die Möglichkeiten einer Produktion auszuloten.

Produktionsverlagerung nach China wahrscheinlich

Mittelfristig geht Brandt für das chinesisch-deutsche Jetprogramm von einer Zweiteilung der Standorte aus, um das Konzept überhaupt wirtschaftlich betreiben zu können. "Die Produktion der Flugzeugkomponenten wird in China sein. Auch die Herstellung der Flugzeuge." Er denke auch, dass die Entwicklungsarbeit von China aus gemanagt wird.

Die Tests und die Zertifizierung der Flugzeugbaureihe 728 werde aber in Deutschland geschehen, da hier nach seiner Ansicht die Voraussetzungen am besten seien.

Bekanntlich existieren von dem 728-Jet zwei Prototypen. Die 728 sollte die Basis einer Flugzeugfamilie von 70- bis 110-Sitzern werden, für die Bestellungen unter anderem von Lufthansa und General Electric Capital Aviation Services (GECAS) vorlagen. Geflogen ist die Maschine allerdings noch nie. Ursprünglich war der Erstflug für den 26. Juli 2002 vorgesehen. Anfang Juli 2002 musste das Traditionsunternehmen wegen der hohen Entwicklungskosten, die auf mehrere Milliarden Dollar geschätzt werden, Insolvenz anmelden. Der Verkauf des 728-Programms an DeLong könnte Dornier fortleben lassen.

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