Fahrservice Taxiboy:Wenn der eigene Wagen zum Taxi wird

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Reichlich trinken, sicher nach Hause fahren, und am nächsten Morgen steht das eigene Auto vor der Haustür? In Nordrhein-Westfahlen ist es möglich.

Holger Wille ist ein Taxiboy. Seit rund zwei Monaten pendelt er zwischen Dortmund und Essen, um fahruntüchtige Kunden mit Alkoholpegel sicher nach Hause zu bringen.

Damit nicht nur der Kunde, sondern danach auch der Taxiboy wieder zu Hause ankommt, fährt das Mokick im Kofferraum mit. (Foto: Foto: dpa)

Das Besondere: Holger Wille kommt nicht mit dem Taxi vorgefahren, sondern mit einem kleinen, zusammenklappbaren Motorrad — ein Mokick. Dies wird zunächst in einer wasserdichten Tasche und anschließend im Kofferraum des Kundenfahrzeug verstaut.

Denn ein Taxiboy bringt den Fahrgast in seinem eigenen Wagen heim - und erspart es dem Kunden, das Auto am nächsten Tag wieder irgendwo abzuholen.

In NRW schon 200 Fahrer unterwegs

Ein Jahr ist es her, seit David Rolef mit seiner Geschäftsidee auf den Markt ging. "Rund 200 Fahrer sind mittlerweile für uns im Einsatz", erklärt der Firmengründer und Inhaber aus Krefeld. Sie seien in Nordrhein-Westfalen zwischen Dortmund und Köln fast flächendeckend unterwegs.

Bis Ende 2005 will Rolef alle größeren Städte Deutschlands erschlossen haben, darunter Berlin, Dresden und Leipzig. Doch dazu benötige er noch Kapital: "Wir finanzieren uns ausschließlich über Franchising und Investoren."

Zur Sicherheit von Fahrzeug und Insassen müssen Fahrer wie Holger Wille bestimmte Voraussetzungen erfüllen. Dazu gehören eine mindestens fünfjährige Fahrpraxis, ein einwandfreies Führungszeugnis, unfallfreies Fahren in den vergangenen drei Jahren sowie maximal fünf Punkte in Flensburg.

Sollte es zu einem fahrlässig verursachten Schaden kommen, so haftet Taxiboy bis zu einer Höhe von 1000 Euro. Weitere Kosten trägt der Auftraggeber.

Kein Alkohol am Steuer

Jörg Hütter, geschäftsführender Direktor der Landesverkehrswacht Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf, bewertet Rolefs Geschäftsidee positiv. "Wir haben natürlich den Leitgedanken, dass niemand alkoholisiert am Steuer sitzt und jeder sicher nach Hause kommt. Und zur Vermeidung von Alkohol am Steuer ist das eine praktikable Lösung."

Skepsis zeigt hingegen der Vorsitzende des Taxiverbandes Deutschland, Peter Kristan. "Ich glaube nicht, dass sich diese Geschäftsidee weiter durchsetzt." Bereits vor einigen Jahren habe man im Raum Stuttgart ein ähnliches Konzept auf den Markt gebracht und sei damit nach kurzer Zeit gescheitert.

Taxiboy ist günstiger als traditionelle Taxifahrt

"Denn normalerweise nehmen Kunden erst gar kein Auto mit, wenn sie etwas trinken wollen", so Kristan. Zudem gebe es bereits so genannte Lotsendienste, bei denen Taxifahrer auf Wunsch zu zweit kommen, um auf diese Weise den Kunden ebenfalls im eigenen Fahrzeug nach Hause zu bringen.

Im Preisvergleich schneidet der Taxiboy jedoch auch nach Ansicht von Peter Kristan besser ab.

Denn die Grundgebühr sowie der Preis für jeden zurückgelegten Kilometer seien zwar ähnlich gestaffelt wie bei einem Taxi, jedoch müsse man bei einer normalen Taxifahrt das Abholen des Wagens am nächsten Tag ebenfalls berechnen - während dieser bei der Nutzung von Taxiboy bereits sicher vor der Haustür parkt.

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