Fachkräftemangel in Polen:Freizügigkeit, nein danke!

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Nicht nur in Deutschland regt sich Widerstand gegen die geforderte frühere Öffnung des Arbeitsmarkts für Arbeitskräfte aus den osteuropäischen EU-Ländern. Auch in Polen baut sich eine Opposition gegen die größere Arbeitnehmer-Freizügigkeit auf.

Angesichts der Debatte um eine frühere Öffnung des deutschen Arbeitsmarkts für Osteuropäer fürchten polnische Unternehmer ihrerseits die Abwanderung von dringend benötigten Arbeitskräften.

"Das ist eine Bedrohung für die polnischen Arbeitgeber", sagte Jeremi Mordasewicz, Arbeitsmarktexperte des polnischen Arbeitgeberverbands Lewiatan, der Financial Times Deutschland.

"Der ohnehin starke Druck auf die Löhne wird noch zunehmen", fügte er hinzu. In Polen suchen dem Bericht zufolge viele Unternehmen vor allem im Baugewerbe mittlerweile dringend nach Fachkräften.

Gute Konjunktur

Gründe für den Mangel sind die gute Konjunktur und der Abgang von Arbeitskräften nach Großbritannien oder Irland, wo der Arbeitsmarkt schon seit dem Beitritt der osteuropäischen Staaten zur EU im Jahr 2004 geöffnet ist.

Allein im vergangenen Jahr gab es nach Angaben von Lewiatan am Bau Lohnsteigerungen von 16 Prozent. "Die Löhne steigen stärker als die Produktivität", sagte Mordasewicz.

"Das ist ein Problem." Um ihrerseits dem Mangel zu begegnen, hatte die polnische Regierung Mitte Juli die Beschäftigung von Arbeitnehmern aus Weißrussland, Russland und der Ukraine in Polen erleichtert - aber nur für einen Zeitraum von drei Monaten.

Spürbarer Mangel

"Das löst keines unserer Probleme", sagte Mordasewicz. "Fachleute bekommen wir auf diese Weise nicht." Gerade bei den in Deutschland gesuchten Facharbeitern herrscht auch in den EU-Beitrittsländern ein spürbarer Mangel. In den meisten der Staaten sind die Arbeitslosenzahlen seit dem EU-Beitritt deutlich gesunken.

Der Staatssekretär im Arbeitsministerium, Gerd Andres (SPD), hatte vergangene Woche für eine frühere Lockerung der Arbeitnehmerfreizügigkeit plädiert, um dem Fachkräftemangel zu begegnen.

Die Grenzen sollen bislang frühestens 2009 ganz geöffnet werden. Der Vorstoß ist unter anderem bereits von Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) und Unions-Fraktionschef Volker Kauder (CDU) zurückgewiesen worden. Auch der Chef der Bundesagentur für Arbeit (BA), Frank-Jürgen Weise, hatte sich gegen die frühere Öffnung ausgesprochen.

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