EZB optimistisch:Die positive Seite der Euro-Stärke

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Die Europäische Zentralbank ist ungeachtet des steigenden Eurokurses optimistisch zur Konjunkturentwicklung. Der starke Euro sorge für günstige Einfuhrpreise und erhöhe dadurch die verfügbaren Einkommen im Euroraum.

Von Helga Einecke

(SZ vom 10.10.03) - Die bisher nur allmähliche wirtschaftliche Erholung werde sich im kommenden Jahr verstärken, heißt es im Monatsbericht der Notenbank.

Umfragen und Produktionsdaten zeigten im dritten Quartal eine Besserung. Die Erholung habe bereits in Teilen der Weltwirtschaft eingesetzt. Deshalb sei mit einer Belebung der Auslandsnachfrage und einem Anstieg der Exporte zu rechnen, heißt es bei der EZB.

Die Bedingungen für den Aufschwung würden durch die Anpassungen der Unternehmen zur Steigerung ihrer eigenen Ertragskraft unterstützt. Das niedrige Zinsniveau fördere dies und reize zu neuen Investitionen. Die EZB hatte am 2. Oktober ihre Leitzinsen bei einem unveränderten Niveau von zwei Prozent gelassen.

Die Aufwertung des Euro wird von der EZB nur positiv beschrieben. Die verbilligten Einfuhren könnten eine Belebung des Verbrauchs voranbringen.

Stärke im Wesentlichen gegenüber Dollar

Die EZB weist außerdem darauf hin, dass der Wechselkurs des Euro Anfang Oktober gegenüber den zwölf wichtigsten Handelspartnern um 13 Prozent über dem Schnitt des vergangenen Jahres lag. Die Eurostärke existiere im Wesentlichen gegenüber dem Dollar und nur in geringem Umfang gegenüber asiatischen Währungen und dem britischen Pfund.

Seit dem Anschluss an das G 7-Treffen am 20. September sei es zu einem breit angelegten Anstieg des Yen gekommen. Der Euro habe Anfang Oktober bei knapp 130 Yen gelegen und damit ein Zehntel über dem Schnitt des vergangenen Jahres.

Die Preisentwicklung in der Eurozone wird von der EZB weiterhin günstig eingeschätzt. Sie dürfte im weiteren Verlauf des Jahres um die Marke von zwei Prozent pendeln.

Der dämpfende Effekt des Eurokurses werde teilweise durch die Folgen der Dürre in Europa und indirekte Steuern sowie höhere staatliche Preise überlagert. 2004 soll die Inflationsrate dessen ungeachtet unter zwei Prozent sinken.

Keine Gefahr durch Geldmenge

Das kräftige Geldmengenwachstum, das der Wirtschaft im Euroraum mehr Mittel beschert als nötig, stellt angesichts des verhaltenen Wirtschaftswachstums keine Gefahr dar. Erst bei einem kräftigen Konjunkturaufschwung könne es mittelfristig Spannungen wegen eines Preisauftriebs geben.

"Tief besorgt" zeigte sich die EZB aber über die Finanzpolitik. Die meisten Länder würden ihre Haushaltsziele für 2003 deutlich verfehlen. In einigen Fällen stimmten auch die Pläne für 2004 nicht zuversichtlich.

"Es ist beunruhigend, dass nicht alle Länder mit schwerwiegenden Ungleichgewichten ausreichende Konsolidierungsmaßnahmen eingeleitet haben", heißt es ohne die Namen einzelner Länder zu nennen.

Unabdingbar sei, die Regeln des Stabilitäts- und Wachstumspakts einzuhalten und dadurch den einzelnen Ländern regelmäßig die Risiken und Kosten vorzuführen, mit denen sie rechnen müssen. Weitere Reformen an den Arbeits- und Gütermärkten im Euroraum seien "dringend erforderlich".

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