Exponierte Manager:Im Wechselfieber

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Fußballtrainer und Spitzenmanager haben oft mehr gemein, als ihnen lieb ist. Besonders, wenn die Ergebnisse nicht stimmen.

Dagmar Deckstein

Geht es im deutschen Fußball inzwischen zu wie in den Management-Etagen der Konzerne? Oder feuern Bundesligavereine erfolglose Trainer heute wie die Aufsichtsräte die Vorstandsvorsitzenden?

Zwei ehemalige Big-Player in ihrem Geschäft: Ex-Telekom-Vorstand Kai Uwe Ricke und Ex-Bayern München-Trainer Felix Magath. (Foto: Fotos: ddp/AFP)

Beides ist wohl richtig. Hier wie dort wächst die Ungeduld der Aktionäre und Aufsichtsgremien, wenn sich versprochene Erfolge nicht zügig einstellen. So könnten sich die zwei innerhalb von 24 Stunden entlassenen Trainer Felix Magath und Thomas Doll - der dritte, Jupp Heynckes, ging von selbst - die Hände reichen mit den kürzlich geschassten Vorständen Kai-Uwe Ricke von der Telekom, Ex-Rewe-Chef Achim Egner oder dem glücklosen Bernd Pischetsrieder von VW, dem Aufsichtsratschef Piëch nahezu über Nacht den Stuhl vor die Tür setzte.

Jeder zweite Vorstandsvorsitzende muss gehen

Auch Managerkarrieren verlaufen immer stürmischer und kürzer, besonders in Deutschland. So wurde nach einer Studie der Unternehmensberatung Bozz Allen Hamilton im vergangenen Jahr weltweit jeder dritte Vorstandsvorsitzende ausgetauscht, in Deutschland jeder zweite.

Im Schnitt mussten sie ihre Stühle nach zweieinhalb Jahren bereits wieder räumen. Dort, wo die Kapitalmärkte schnelle Erfolge fordern, ist der Chefsessel mehr denn je zum Schleudersitz geworden. Für den Chef von Booz-Deutschland, Klaus-Peter Gushurst, sind übereifrige Chefaufseher eine zweischneidige Sache. Denn solcher Rigorismus sehe zwar nach Entschlossenheit aus, zeuge aber häufig von wenig Einblick in die wahren Probleme und in die Konzernwirklichkeit.

Oft achteten Aufsichtsräte zu wenig darauf, in welcher Phase - Sanierung, Konsolidierung oder Suche nach neuen Wachstumsmöglichkeiten - das Unternehmen stecke, wofür verschiedene Managementfähigkeiten gebraucht werden. Man könnte auch sagen, der Fisch stinkt oft vom Kopf her, aber wenn der ganze Fisch stinkt, nützt es wenig, nur den Kopf abzuhacken.

Ende der Geduld

Der Frankfurter Personalberater Heiner Thorborg sieht in der Entwicklung hin zum schnellen Trainerwechsel allerdings auch Positives: "In den achtziger Jahren noch war man sehr geduldig mit erfolglosen Topmanagern, da gab es dann auch entsprechend eine Menge Mittelmaß." Das habe sich nachhaltig geändert, seit Aufsichtsräte kritischer und auch professioneller geworden sind, nicht zuletzt auf Drängen der Investoren, die noch schneller noch bessere Zahlen sehen wollen. Der Job des Vorstandsvorsitzenden ist längst nicht mehr die Krönung der Karriere, sondern ein Durchgangsposten zur nächsten Station.

So wie auch Ex-Bayern-München-Trainer Felix Magath nach seinem überstürzt anmutenden Hinauswurf wohl praktischerweise auf die von Doll geräumte Stelle beim HSV wechselt. Selbst für den erfahrenen Headhunter Thorborg ist der schnelle Trainerwechsel in München alles andere als nachvollziehbar, zumal die Bayern in Windeseile den Magath-Vorgänger Ottmar Hitzfeld als dessen Nachfolger engagierten.

Wegen eines Durchhängers der Bayern-Mannschaft, so Thorborg, werfe man doch nicht gleich den Coach hinaus. "Das ist so, als würde Daimler Dieter Zetsche wegen der schlechten Chrysler-Zahlen vor die Tür setzen und Jürgen Schrempp wieder holen."

© SZ vom 02.02.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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