Euro-Debatte:Italienischer Minister fordert Lira-Rückkehr

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Nach Ansicht von Sozialminister Maroni dürfe angesichts der aktuellen Krise in Europa diese Möglichkeit nicht völlig ausgeschlossen werden.

Ein Referendum solle über die weitere Entwicklung entscheiden, sagte er der römischen Zeitung La Repubblica.

Maroni gehört der populistischen Partei Liga Nord an. "Ist es nicht vielleicht besser, zeitweise zumindest zum System der doppelten Währung zurückzukehren?", fragte der Politiker.

Die europäische Gemeinschaftswährung verlor daraufhin erneut an Wert. In London sank der Euro am Morgen bis auf 1,2220 Dollar, nachdem er kurz zuvor noch über der Marke von 1,23 Dollar notiert hatte.

Maroni verwies auf das Beispiel Großbritannien, das weiter seine eigene Währung benutze und dessen Wirtschaft wachse. "Wäre es nicht besser, zeitweise zu einem System der Parallelwährung zurückzukehren?".

Machtverlust der Regierung

Die italienische Regierung müsse ihre Macht an den Devisenmärkten zurückbekommen und dort auch intervenieren können. Der Liga-Nord-Politiker schlug vor, über diese Frage eine Volksabstimmung in Italien abzuhalten.

Der Euro erholte sich danach im Laufe des Morgens zunächst wieder. Analysten wie Iain Stannard von der BNP Paribas begründeten den zeitweiligen Wertverlust mit den Äußerungen Maronis. Der Euro hatte in dieser Woche bereits schwer gelitten und war nach der Ablehnung der EU-Verfassung in Frankreich und den Niederlanden auf seinen tiefsten Stand seit vergangenem September gefallen.

Zudem hatte am Mittwoch ein Pressebericht des stern über ein mögliches Scheitern der Währungsunion neuen Wirbel ausgelöst.

Italien hat Inflationsnachteile

Der Währungsexperte an der Universität Leuven, Paul de Grauwe, hält den Austritt einzelner Länder aus der Währungsunion nicht für ausgeschlossen. "Es ist durchaus möglich, dass manche Mitgliedsländer aus nationalem Interesse eines Tages austreten", sagte er dem Tagesspiegel. "Die Versuchung in manchen Ländern ist groß." Als Beispiel nannte er Italien.

Die hohe Inflationsrate mache das Land weniger wettbewerbsfähig im Vergleich zu Deutschland - es sei verlockend, dies mit dem Wechselkursinstrument zu beheben. De Grauwe forderte mehr politische Zusammenarbeit, damit die Währungsunion funktioniert

Die EU-Kommission kommentierte die Erklärung von Roberto Maroni mit der Feststellung, die europäische Gemeinschaftswährung Euro bleibe für immer gültig.

Hinsichtlich der D-Mark sagte Regierungssprecher Bela Anda auf Nachfrage, dass eine Rückkehr für die Bundesregierung auch theoretisch keine Option sei. "Der Euro hat sich bewährt, und es gibt überhaupt keinen Anlass diese Diskussion zu führen", sagte Anda.

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